I. Allgemeines.
Die alexandrinische und weiterhin die römische Baukunst löst den
strengen Organismus des hellenischen Säulen- und Architravbaues auf
und schaltet frei mit den überkommenen Formen, deren symbolischer
Bezug ihrem Bewusstsein mehr und mehr entschwindet. Will man
diesen Prozess beklagen, immerhin, man halte sich aber gegenwärtig,
dass mit dem Parthenon — als Repräsentanten einer Gattung — eine
Entwicklungsreihe abgeschlossen, ein absoluter Höhepunkt erreicht ist,
von dem die Wege naturgemäss abwärts führen, und man wird zugeben
müssen, dass gleichzeitig mit dem Abgehen vom streng Organischen
neue, grossartige architektonische Probleme aufgenommen wurden,
Probleme, an deren Lösung Jahrtausende gearbeitet haben, ohne sie
völlig zu erschöpfen. Unter diesen steht die Einführung des Gewölbes
in den Hochbau als formbestimmenden Elementes für den oberen
Raumabschluss in erster Linie. Sie zieht eine völlige Revolution des
Raumsinnes nach sich und verlegt den Schwerpunkt der künstlerischen
Gestaltung in das Innere der Gebäude. Werden vollends wie in den
römischen Palästen und Thermen mehrere gewölbte Räume zusammen-
gruppiert, so ist die überwiegende Bedeutung des Innenbaues ent-
schieden; ein Kompositionsprinzip, welches in der letzten Epoche der
antiken Architektur, der christlichen, zu gänzlicher Vernachlässigung
des Aeusseren führt.
Die römische Architektur überwölbt Räume der verschiedensten
Gestalt, und wenn sie die höchste Form des Gewölbebaues, den Zen-
tralbau, nur nebenher oder als gleichberechtigt mit anderen Gestal-
tungen behandelt, so nimmt sie doch die Ausbildung seiner verschiede-
nen Grundmotive mit Energie und konstruktivem wie formalem Geschick
in Angriff. Der altchristliche Zentralbau erscheint als die unmittelbare
Fortsetzung des heidnisch-antiken; an ihm lässt sich das Verhältnis der
altchristlichen Baukunst überhaupt zur heidnisch-antiken am klarsten
erkennen; unsere Untersuchung soll deshalb, obgleich seine Bedeutung,
wie oben angedeutet, nur eine sekundäre ist, von ihm ihren Ausgang
nehmen.
Das Wesen des Zentralbaues fordert das Dominieren einer verti-
kalen Mittelaxe, um die sich der Grundriss eurhythmisch gruppiert,
Grundlage können also neben dem Kreis alle regulären Polygone sein.
Der so bestimmte Begriff' erfährt nun sofort gewisse Einschränkungen
Die alexandrinische und weiterhin die römische Baukunst löst den
strengen Organismus des hellenischen Säulen- und Architravbaues auf
und schaltet frei mit den überkommenen Formen, deren symbolischer
Bezug ihrem Bewusstsein mehr und mehr entschwindet. Will man
diesen Prozess beklagen, immerhin, man halte sich aber gegenwärtig,
dass mit dem Parthenon — als Repräsentanten einer Gattung — eine
Entwicklungsreihe abgeschlossen, ein absoluter Höhepunkt erreicht ist,
von dem die Wege naturgemäss abwärts führen, und man wird zugeben
müssen, dass gleichzeitig mit dem Abgehen vom streng Organischen
neue, grossartige architektonische Probleme aufgenommen wurden,
Probleme, an deren Lösung Jahrtausende gearbeitet haben, ohne sie
völlig zu erschöpfen. Unter diesen steht die Einführung des Gewölbes
in den Hochbau als formbestimmenden Elementes für den oberen
Raumabschluss in erster Linie. Sie zieht eine völlige Revolution des
Raumsinnes nach sich und verlegt den Schwerpunkt der künstlerischen
Gestaltung in das Innere der Gebäude. Werden vollends wie in den
römischen Palästen und Thermen mehrere gewölbte Räume zusammen-
gruppiert, so ist die überwiegende Bedeutung des Innenbaues ent-
schieden; ein Kompositionsprinzip, welches in der letzten Epoche der
antiken Architektur, der christlichen, zu gänzlicher Vernachlässigung
des Aeusseren führt.
Die römische Architektur überwölbt Räume der verschiedensten
Gestalt, und wenn sie die höchste Form des Gewölbebaues, den Zen-
tralbau, nur nebenher oder als gleichberechtigt mit anderen Gestal-
tungen behandelt, so nimmt sie doch die Ausbildung seiner verschiede-
nen Grundmotive mit Energie und konstruktivem wie formalem Geschick
in Angriff. Der altchristliche Zentralbau erscheint als die unmittelbare
Fortsetzung des heidnisch-antiken; an ihm lässt sich das Verhältnis der
altchristlichen Baukunst überhaupt zur heidnisch-antiken am klarsten
erkennen; unsere Untersuchung soll deshalb, obgleich seine Bedeutung,
wie oben angedeutet, nur eine sekundäre ist, von ihm ihren Ausgang
nehmen.
Das Wesen des Zentralbaues fordert das Dominieren einer verti-
kalen Mittelaxe, um die sich der Grundriss eurhythmisch gruppiert,
Grundlage können also neben dem Kreis alle regulären Polygone sein.
Der so bestimmte Begriff' erfährt nun sofort gewisse Einschränkungen