Viertes Kapitel.
Aussenbau, Dekoration und Konstruktion.
i. Der Aussenbau.
Die frühchristliche Kirchenarchitektur behandelt das Aeussere nach
gleichen Grundsätzen in basilikalen wie in zentralen Anlagen, wobei
die erstere Gattung als die richtunggebende sich erweist. Nirgends
wird die veränderte Grundstimmung augenfälliger wie von dieser Seite.
Die christliche Spätantike belässt dem Aussenbau — gewisse später zu
benennende Zugeständnisse abgerechnet — keinerlei selbständige Rechte
mehr: weder in dem streng organischen Sinne der Griechen, noch in
der für das Auge und nach Verhältnissen frei komponierenden Weise der
Römer. Sie giebt als Aussenbau den zur Umschliessung des Binnen-
raumes materiell notwendigen Mauerkörper und nichts darüber. Ihr
Prinzip ist also rein ein negativ bestimmtes; bei den einfachen und
klaren Verhältnissen der Basilika noch ohne Verletzung des Auges,
von wahrhaft kruder Wirkung aber in der Ausdehnung auf den ver-
wickelten byzantinischen Kuppel- und Gewölbebau (Hagia Sofia!). Die
Begründung und in gewissem Sinne Rechtfertigung dieser Dürftigkeits-
seite des Stiles haben wir ohne Zweifel in der Entwicklungsgeschichte
der Basilikalkirche zu suchen, in ihrem Ursprünge aus dem Privat-
hause und ihrer an vielen Orten gewohnheitsgemäss festgehaltenen ver-
deckten Situation (vgl. oben S. 87). Wozu an Bauteile Gliederung
und Schmuck wenden, die doch nicht sichtbar werden? Der einzige
Ort, an dem dergleichen zur Geltung kommen konnte, war die dem
Aussenbau, Dekoration und Konstruktion.
i. Der Aussenbau.
Die frühchristliche Kirchenarchitektur behandelt das Aeussere nach
gleichen Grundsätzen in basilikalen wie in zentralen Anlagen, wobei
die erstere Gattung als die richtunggebende sich erweist. Nirgends
wird die veränderte Grundstimmung augenfälliger wie von dieser Seite.
Die christliche Spätantike belässt dem Aussenbau — gewisse später zu
benennende Zugeständnisse abgerechnet — keinerlei selbständige Rechte
mehr: weder in dem streng organischen Sinne der Griechen, noch in
der für das Auge und nach Verhältnissen frei komponierenden Weise der
Römer. Sie giebt als Aussenbau den zur Umschliessung des Binnen-
raumes materiell notwendigen Mauerkörper und nichts darüber. Ihr
Prinzip ist also rein ein negativ bestimmtes; bei den einfachen und
klaren Verhältnissen der Basilika noch ohne Verletzung des Auges,
von wahrhaft kruder Wirkung aber in der Ausdehnung auf den ver-
wickelten byzantinischen Kuppel- und Gewölbebau (Hagia Sofia!). Die
Begründung und in gewissem Sinne Rechtfertigung dieser Dürftigkeits-
seite des Stiles haben wir ohne Zweifel in der Entwicklungsgeschichte
der Basilikalkirche zu suchen, in ihrem Ursprünge aus dem Privat-
hause und ihrer an vielen Orten gewohnheitsgemäss festgehaltenen ver-
deckten Situation (vgl. oben S. 87). Wozu an Bauteile Gliederung
und Schmuck wenden, die doch nicht sichtbar werden? Der einzige
Ort, an dem dergleichen zur Geltung kommen konnte, war die dem