GEMEINDE WAAKIRCHEN
Das Gemeindegebiet, in das seit 1978 auch der Bereich der
ehemaligen Gemeinde Schaftlach einbezogen ist und das etwa
5000 Einwohner zählt, dehnt sich über die teils freien, teils be-
waldeten Schottermoränenzüge nordwestlich vor dem Tegern-
see und die Waldvorberge des Mangfallgebirges aus. Es
grenzt im Westen an den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshau-
sen, zu dessen Landgericht es bis 1803 gehörte.
Die Rodung und Besiedlung des Gebiets, seine Kultivierung
und kirchliche Organisation erfolgten seit dem 9.Jh. wesent-
lich durch die Abtei Tegernsee, die bis zur Säkularisation
1803 Grundherrin der meisten Höfe war. Mutterpfarrei der
Kirchen in Waakirchen, Georgenried und Schaftlach war die
Tegernseer Klosterpfarrei Gmund a. Tegernsee, während Pie-
senkam zur Tegernseer Pfarrei Großhartpenning zählte.
Der Pfarr- und Gemeindesitz Waakirchen und die Orte
Schaftlach und Piesenkam sind große geschlossene Dorfsied-
lungen, die beiden ersteren mit teilweise umfangreichen bauli-
chen Erweiterungen seit ca. 1950 bzw. ca. 1925. Marienstein
entstand als Industrieort seit 1851; das dortige Zementwerk
ist der einzige große Wirtschaftsbetrieb der Gemeinde, die
trotz umfangreicher Bautätigkeit in den letzten drei Jahrzehn-
ten in großen Bereichen noch die historische bäuerliche, seit
dem Frühmittelalter gestaltete Kulturlandschaft mit meist
sehr großen Einzelhöfen oder Höfepaaren aufweist.
Eine überraschend große Zahl dieser streng nach Osten ausge-
richteten ehemaligen Klosterlehen wurde im späten 18. Jahr-
hundert neu erbaut (z. B. Anger, Haslach und die Mehrzahl
der Höfe von Riedern). Sie weisen an den Holzblockverbän-
den, an Lauben, Pfetten, Türen reichste barocke Formausbil-
dungen auf.
Mit etwa 120 Vollerwerbsbetrieben ist die Gemeinde bis heute
landwirtschaftlich-bäuerlich geprägt.
Von weit über die Gemeinde und den Landkreis hinausragen-
der kunstgeschichtlicher Bedeutung sind der romanische Kru-
zifix in Schaftlach und die spätgotische Georgenrieder Kirche
mit ihrer frühbarocken Ausstattung.
Waakirchen
Der Pfarrort Waakirchen gehört zu den großen alten Dorf-
siedlungen in dem leicht bewegten Moränengebiet nördlich
vor dem Tegernsee. Es liegt im Schnittpunkt alter Straßen von
Holzkirchen, Miesbach und Gmund nach Tölz. Die Ge-
schichte des Dorfes, das um 1800 aus etwa 30 Bauernanwesen
bestand, die sich verhältnismäßig dicht um die Kirche drän-
gen, verlief bis zur Säkularisation 1803 in enger Abhängigkeit
von der Abtei Tegernsee.
Durch den Namen des Sigichart von Waheringen, wohl eines
Ministerialen des Klosters, erscheint erstmals 1020 Waakir-
chen in Tegernseer Urkunden. 1163 wurde der Abtei bestätigt,
daß die Waakirchener Martinskirche auf ihrem Grund und
Boden erbaut ist, also Tegernseer Besitz ist. Sie war Filiale der
Klosterpfarrei Gmund und wurde erst 1809 unter einem eige-
nen Pfarrherren selbständig.
Das Dorf, das schon um 1250 19 Höfe zählte, entwickelte sich
auf drei von Osten nach Westen absteigenden Terrassen, auf
denen die alten Anwesen in strenger West-Ost-Richtung lie-
gen. Das Oberdorf auf der östlichen Terrasse (Schaftlacher-
und Lindenschmidtstraße) brannte 1737 mit Kirche, Wirts-
haus und weiteren 15 Häusern ab und wurde danach neu er-
baut. Ein Teil der Bebauung der beiden Terrassen des Unter-
dorfes fiel dem Ortsbrand von 1829 zum Opfer und wurde
ebenfalls neu errichtet. - Das ehemals ortsbildbestimmende
Altwirt-Anwesen im Unterdorf (Tölzer Straße 20) wurde lei-
der 1977 abgebrochen.
Kath. Pfarrkirche St. Martin, bauliche Grundlage und Turm-
untergeschoß spätmittelalterlich, barocke Erneuerung nach
Brand 1737.
Die Kirche, die das Bild des Dorfes beherrscht und vom um-
mauerten Friedhof umgeben ist, wurde nach dem Ortsbrand
von 1737 als Wandpfeilersaal mit eingezogenem Chor, in dem
wohl noch mittelalterliches Mauerwerk enthalten ist, erneuert.
Das spätmittelalterliche, in den Westteil des Langhauses ein-
gezogene Turmuntergeschoß wurde mit einem hohen barok-
ken, zwiebelbekrönten Oktogon zum Westturm mit großarti-
ger Wirkung ausgebaut.
1880/85, 1920 und 1977 wurde die Kirche restauriert, bei der
letzten Maßnahme die Raumfassung von 1920 wiederholt.
Frühbarocker Hochaltar und zwei Seitenaltäre des frühen
18. Jahrhunderts, die aus der Tegernseer Kirche stammen.
Das Gestühl von 1904.
Das bedeutendste Ausstattungsstück der Kirche, eine Pieta
aus dem frühen 15. Jahrhundert, ein wichtiges Werk des
«Weichen Stils», jetzt im Freisinger Diözesanmuseum (in der
Kirche eine Kopie).
Am Angerbach 4. Bauernhaus «Beim Feichtner», Einfirstan-
lage, mit Blockbau-Obergeschoß, traufseitiger Laube und
Giebellaube, im Kern 18. Jh., 1904 Dach aufgesteilt und Lau-
ben erneuert.
Der 1904 überarbeitete, mit reichen Details geschmückte
große Hof liegt im Unterdorf.
Am Angerbach 6. Ehern. Bauernhaus «Beim Mesner», mit
Blockbau-Obergeschoß, traufseitiger Laube und Giebellaube,
im Kern Ende 17. Jh., Ende 19. Jh. Dach aufgesteilt und Lau-
ben erneuert.
Das Mesnergütl im Unterdorf, jetzt Bildhauerwerkstatt.
Brunnweg 1. Bauernhaus «Beim Pointner», mit Blockbau-
Obergeschoß, umlaufender Laube und Giebellaube, bez.
1767.
Frauenreiter Weg 2. Bildstock, Tuffsäule, 2. Hälfte lö.Jh.
420
Das Gemeindegebiet, in das seit 1978 auch der Bereich der
ehemaligen Gemeinde Schaftlach einbezogen ist und das etwa
5000 Einwohner zählt, dehnt sich über die teils freien, teils be-
waldeten Schottermoränenzüge nordwestlich vor dem Tegern-
see und die Waldvorberge des Mangfallgebirges aus. Es
grenzt im Westen an den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshau-
sen, zu dessen Landgericht es bis 1803 gehörte.
Die Rodung und Besiedlung des Gebiets, seine Kultivierung
und kirchliche Organisation erfolgten seit dem 9.Jh. wesent-
lich durch die Abtei Tegernsee, die bis zur Säkularisation
1803 Grundherrin der meisten Höfe war. Mutterpfarrei der
Kirchen in Waakirchen, Georgenried und Schaftlach war die
Tegernseer Klosterpfarrei Gmund a. Tegernsee, während Pie-
senkam zur Tegernseer Pfarrei Großhartpenning zählte.
Der Pfarr- und Gemeindesitz Waakirchen und die Orte
Schaftlach und Piesenkam sind große geschlossene Dorfsied-
lungen, die beiden ersteren mit teilweise umfangreichen bauli-
chen Erweiterungen seit ca. 1950 bzw. ca. 1925. Marienstein
entstand als Industrieort seit 1851; das dortige Zementwerk
ist der einzige große Wirtschaftsbetrieb der Gemeinde, die
trotz umfangreicher Bautätigkeit in den letzten drei Jahrzehn-
ten in großen Bereichen noch die historische bäuerliche, seit
dem Frühmittelalter gestaltete Kulturlandschaft mit meist
sehr großen Einzelhöfen oder Höfepaaren aufweist.
Eine überraschend große Zahl dieser streng nach Osten ausge-
richteten ehemaligen Klosterlehen wurde im späten 18. Jahr-
hundert neu erbaut (z. B. Anger, Haslach und die Mehrzahl
der Höfe von Riedern). Sie weisen an den Holzblockverbän-
den, an Lauben, Pfetten, Türen reichste barocke Formausbil-
dungen auf.
Mit etwa 120 Vollerwerbsbetrieben ist die Gemeinde bis heute
landwirtschaftlich-bäuerlich geprägt.
Von weit über die Gemeinde und den Landkreis hinausragen-
der kunstgeschichtlicher Bedeutung sind der romanische Kru-
zifix in Schaftlach und die spätgotische Georgenrieder Kirche
mit ihrer frühbarocken Ausstattung.
Waakirchen
Der Pfarrort Waakirchen gehört zu den großen alten Dorf-
siedlungen in dem leicht bewegten Moränengebiet nördlich
vor dem Tegernsee. Es liegt im Schnittpunkt alter Straßen von
Holzkirchen, Miesbach und Gmund nach Tölz. Die Ge-
schichte des Dorfes, das um 1800 aus etwa 30 Bauernanwesen
bestand, die sich verhältnismäßig dicht um die Kirche drän-
gen, verlief bis zur Säkularisation 1803 in enger Abhängigkeit
von der Abtei Tegernsee.
Durch den Namen des Sigichart von Waheringen, wohl eines
Ministerialen des Klosters, erscheint erstmals 1020 Waakir-
chen in Tegernseer Urkunden. 1163 wurde der Abtei bestätigt,
daß die Waakirchener Martinskirche auf ihrem Grund und
Boden erbaut ist, also Tegernseer Besitz ist. Sie war Filiale der
Klosterpfarrei Gmund und wurde erst 1809 unter einem eige-
nen Pfarrherren selbständig.
Das Dorf, das schon um 1250 19 Höfe zählte, entwickelte sich
auf drei von Osten nach Westen absteigenden Terrassen, auf
denen die alten Anwesen in strenger West-Ost-Richtung lie-
gen. Das Oberdorf auf der östlichen Terrasse (Schaftlacher-
und Lindenschmidtstraße) brannte 1737 mit Kirche, Wirts-
haus und weiteren 15 Häusern ab und wurde danach neu er-
baut. Ein Teil der Bebauung der beiden Terrassen des Unter-
dorfes fiel dem Ortsbrand von 1829 zum Opfer und wurde
ebenfalls neu errichtet. - Das ehemals ortsbildbestimmende
Altwirt-Anwesen im Unterdorf (Tölzer Straße 20) wurde lei-
der 1977 abgebrochen.
Kath. Pfarrkirche St. Martin, bauliche Grundlage und Turm-
untergeschoß spätmittelalterlich, barocke Erneuerung nach
Brand 1737.
Die Kirche, die das Bild des Dorfes beherrscht und vom um-
mauerten Friedhof umgeben ist, wurde nach dem Ortsbrand
von 1737 als Wandpfeilersaal mit eingezogenem Chor, in dem
wohl noch mittelalterliches Mauerwerk enthalten ist, erneuert.
Das spätmittelalterliche, in den Westteil des Langhauses ein-
gezogene Turmuntergeschoß wurde mit einem hohen barok-
ken, zwiebelbekrönten Oktogon zum Westturm mit großarti-
ger Wirkung ausgebaut.
1880/85, 1920 und 1977 wurde die Kirche restauriert, bei der
letzten Maßnahme die Raumfassung von 1920 wiederholt.
Frühbarocker Hochaltar und zwei Seitenaltäre des frühen
18. Jahrhunderts, die aus der Tegernseer Kirche stammen.
Das Gestühl von 1904.
Das bedeutendste Ausstattungsstück der Kirche, eine Pieta
aus dem frühen 15. Jahrhundert, ein wichtiges Werk des
«Weichen Stils», jetzt im Freisinger Diözesanmuseum (in der
Kirche eine Kopie).
Am Angerbach 4. Bauernhaus «Beim Feichtner», Einfirstan-
lage, mit Blockbau-Obergeschoß, traufseitiger Laube und
Giebellaube, im Kern 18. Jh., 1904 Dach aufgesteilt und Lau-
ben erneuert.
Der 1904 überarbeitete, mit reichen Details geschmückte
große Hof liegt im Unterdorf.
Am Angerbach 6. Ehern. Bauernhaus «Beim Mesner», mit
Blockbau-Obergeschoß, traufseitiger Laube und Giebellaube,
im Kern Ende 17. Jh., Ende 19. Jh. Dach aufgesteilt und Lau-
ben erneuert.
Das Mesnergütl im Unterdorf, jetzt Bildhauerwerkstatt.
Brunnweg 1. Bauernhaus «Beim Pointner», mit Blockbau-
Obergeschoß, umlaufender Laube und Giebellaube, bez.
1767.
Frauenreiter Weg 2. Bildstock, Tuffsäule, 2. Hälfte lö.Jh.
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