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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 9.1892

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Schröder, Alfred: Die Erwerbung des Patronatsrechtes auf die Pfarrei St. Moriz durch Jak. Fugger 1511-1518, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15867#0046

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38

Während der Streit in Rom anhängig war, wandten
sich Fngger sowohl als das Kapitel an vielvermögende Gönner
um Förderung ihrer Sache. Am 4. September 1517 bat
das Kapitel den Bischof um Beistand; es sei zu befürchten,
daß alle, die dem Stifte Gutes gethan, mit ähnlichem Ver-
langen au dasselbe herantreten würden wie Fugger, und sie
könnten das mit gleichem Rechte; der Bischof möge ihnen röt-
lich und hilflich sein und gestatten, daß sie die Angelegenheit
vor den Rat der Stadt Augsburg bringen.^) Der
Bischof — Christoph von Stadion war unterdessen zur bischöf-
lichen Würde gelangt — zeigte sich diesen Bitten geneigt^)
und am 26. September erschienen Vertreter des Kapitels von
St. Moriz, des Bischofs und des Domkapitels vor dem Rate
und ersuchten denselben nach Darlegung des Sachverhaltes,
er möge bei Fugger dahin wirken, daß er von solch unbilligem
Vorhaben abstehe. b«) Fugger rechtfertigte sein Vorgehen mit
der Berufung auf die Vernachlässigung der Seelsorge, in-
sonderheit des Predigtamtes und stützte sich auf die päpst-
lichen Bullen.
Daß der Kaiser seiner Sache sich förderlich erweisen
werde, durfte Fugger, der ihm während des venezianischen
Krieges im Jahre 1509 bedeutende Summen ans Wechsel
Übermacht hatte, mit Zuversicht hoffen. Bald nachdem Bischof
und Domkapitel sich zu Gunsten des Stiftes verwendet hatten,
wohl noch im Spätherbste des Jahres 1517"), wurde Jakob
Fugger beim Kaiser vorstellig mit der Bitte, „Babstlicher Hey-
ligkait zuschreyben vnd die zu ermanen, das sein Heyligkait
solch Cristenlich gut werk sürdern, das lang verzugigrecht
in diser Sach abschaffen vnd den Chorherrn gepieten wvll
auß vollem gewalt, vnsern Prediger Doctor Johann Speyser
ruigklich einkommen zelassen." ") Wie aus einem späteren
Schreiben Fuggers an den Kaiser") erhellt, willfuhr letzterer
dieser Bitte und ließ durch seinen Orator am päpstlichen
Hofe die Angelegenheit im Sinne Fuggers betreiben und
zwar nicht ohne Erfolg, wie wir noch sehen werden.
Speyser blieb unterdessen beharrlich bei seiner Weigerung,
die Präsentation anzunehmen,") so daß Fugger zur Präsen-
tation eines anderen Geistlichen schritt; seine Wahl fiel auf
Or. Johannes Mayr von Eck, Ordinarius der Uni-
versität Ingolstadt; die Präsentationsurkunde ist datiert vom
29. Januar 1518?°) Speyser wurde vom Papste zum Bischof

Es handelte sich nicht um eine Rechtssache im strikten Sinne;
denn die Znstiftnng von 50 fl. zn einem ohnehin ausreichend dotierten
Kanonikat konnte ein Patronatsrccht an sich nicht begründen; es war
vielmehr ein Privilegium, was Fugger erreicht batte; das Kapitel suchte
die Angelegenheit deshalb ans das Gebiet des Rechtes hinüberzuspielcn,
weil da für dasselbe die Aussichten günstiger standen.
Konzept im St.-A.
-ch S. oben Anm. 1l.
Konzept im St.-A. und im F. A.
Konzept im F. A. Ein Ratsdckret, das in dieser Sache er-
lassen worden wäre, habe ich nicht gefunden.
^) Da die Konzepte vielfach des Datums entbehren, ist cs schwer,
eine ganz genaue chronologische Einreihung der einzelnen Daten zu
stände zn bringen. Die Vorstellung Fuggers beim Kaiser ist, wie der
Inhalt ausweist, zeitlich begrenzt einerseits durch das Eintreten des Bi-
schofs und Domkapitels in die Streitsache (zweite Hälfte des Sep-
tember 1517), andererseits durch das Zurückziehen der Präsentation des
Or. Speyser seitens Fuggers, 13. Januar 1518. Vgl. auch die im
Texte ungezogene Stelle ans dem Schreiben, wo von dem „lang vcr-
zugigem Recht" die Rede ist.
^) Konzept im F-. A.
3Z Ebenso.
33) Am 9. Oktober 1517 und am 13. Januar 1518 ließ ihn
Fugger befragen, was er zu thun gesonnen sei. F. A.
Orig, im F. A. Das; Eck in die Angelegenheit hineingezogcu
wurde, ist den neueren Biographen desselben entgangen.

von Askalon in pmrh. ernannt ") und zum Suffragan des
Bischofs von Konstanz, Hugo von Hohenlandenberg, bestimmt.
Da Fugger den Widerstand des Kapitels gegen die Auf-
nahme Ecks voraussah, trug er Sorge, daß für Eck eine
päpstliche Verleihungsbnlle ausgestellt wurde. ") Als am
19. März 1518 dem Kapitel Or. Eck vorgestellt wurde, berief
sich dieses daraus, daß kein Kanonikat erledigt und der Streit
in Rom noch nicht entschieden sei, und lehnte die Aufnahme
Ecks ab.
Wahrscheinlich zu Beginn dieses Jahres bemühte sich das
Kapitel, die Herzoge von Bayern in sein Interesse zn
zu ziehen. In einem Schreiben an Wilhelm und Ludwig
wiesen sie darauf hin, daß das Stift St. Moriz in Vorfahren
des regierenden Hauses seine Gründer verehre ") und es daher
nahe liege, daß sie sich der bedrängten Chorherren annähmen.,")
Aber auch Fugger schrieb auf die Kunde von diesem Schritte
des Kapitels an Herzog Ludwig und bat ihn, er möge bei
seinem Bruder dahin wirken, „daß sein Churfnrstlichcn Gnaden
wölke helffen, solchen gotsdienst sürdern vnd der Pfaffen aigen
vngegrnndeten Willen nicht zu hören oder verfolgen." ") Am
23. März antworteten die beiden Herzoge Jakob Fngger, sie
wollten als Patrone des Stifts sich angelegen sein lassen, daß
die Sache auf gütlichem Wege beigelegt werde, und zn diesem
Zwecke bei ihrer demnächst erfolgenden Anwesenheit zu Augs-
burg beim Reichstag Unterhandlungen pflegen; bis dahin möge
Fugger seine Angelegenheit in Rom nicht weiter verfolgen.
Diese Antwort, verbunden mit einem Begleitschreiben, sandten
die Herzoge unter demselben Datum auch- an ihren Ordinarius
in Ingolstadt Or. Eck.") Einen Monat später ordnete
Fngger den Hanptmann des schwäbischen Bundes, Ulrich
Artzat, an die Herzoge ab mit einer Instruktion (datiert vom
22. April). ") Zugleich erhebt er in einem Schreiben gegen
die Stiftsherren den Vorwurf, daß sie nur ans Eigennutz ein
so löbliches, zur Ehre Gottes und zum Heile der Pfarr-
gemeinde gereichendes Werk zu Hintertreiben suchten. ") Allein
die Herzoge blieben auf ihrem ersten Beschlüsse und Ver-
langen bestehen und Wilhelm schrieb am 6. Mai seinem Ordi-
narius Or. Eck, es sei seine ernstliche Meinung, daß Eck in
berührter Sache weiter nichts handeln und üben soll, sondern
sich deroselben allerding still halte. ")
Während so dw maßgebenden Kreise teils für teils wider
das Kapitel ihren Einfluß geltend machten, wurde in Nom
ein Breve zu Gunsten Fuggers ausgestellt, das dieser
vorzüglich der Verwendung des Kaisers beim Papste zn ver-

37) Die darüber ausgestellte Urkunde habe ich nicht gefunden; sicher
ist, daß sic am 22. April 1518 schon nnsgefertigt war. Seit Februar
1518 ist Anton Fugger in Rom zur Betreibung der Angelegenheiten
seines Oheims und führt auch die Korrespondenz.
33) Orig, mit auhttug. Bleisiegcl im F. A. Home spuck s. l'e-
truru VI. ick. vebr. evuno guioto (8. Febr. 1518): vitersruin seieutis
in te.
33) Siehe oben Amu. 21.
Konzept im F. A.
") Ebenso.
'^) Originale im F. A. Vst. München, Ertag nach Soutag Judica
iu der Fasten. Fugger zögerte mit der Antwort, weshalb ihn Wilhelm
durch Brief vom,18. April aufforderte, sich zn äußern: „Dieweil aber
die von S. Moritzen bei vns teglichs anhnlten . . ." Orig, ebenda. Vst.
München, Sonntag LIisericorckis ckomlui.
") Konzept im F. dl. nnd im St.-A.
") Konz, im F. dl.
^3) Orig, im F. A. Vst. München, Pfinztag nach Lsntste. Ob
die Fürsten darüber hinaus für das Stift noch Schritte thntcn, ist aus
den mir vorliegenden Akten nicht erweislich.
 
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