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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0013

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welches allein 780 L. erzielte. Käufer ist die londoner Kunst-
handlung von Colnaghi. Von diesen, Stück besteht nur ein einziges
Duplikat und das ist im Besitze des britischen Museums.

Philadelphia. Der Plan des hiesigen Weltausstellungs-
Gebäudes ist bereits entworfen. Das Gebäude wird ein Rechteck
von. 2000 Fuß Länge und 680 Fuß Breite. Es wird aus 65 Pa-
villons mit gewölbten Kuppeln bestehen. Für die Hauptbogen hat
man Eisen, für die Giebel dagegen Ziegel als Baumaterial in Aus-
sicht genommen. Außer dem Hauptgebäude soll eine architektonisch

sehr zierliche Gedenkhalle errichtet werden, die nach der Ausstellung
stehen bleiben soll. Sie wird die eingeschicktcn Kunstwerke aufnehmen
und einen Raum von anderthalb Ackern bedecken.

*** Bufallo in Südamerika. Die internationale Brücke ist
nunmehr vollendet. Drei Jahre ist daran gebaut worden. Die
Brücke ist 651 Fuß lang und besteht aus drei Abtheilungen. Die
Bauten kosteten 1,000,000 Dollar. Das gesammte Werk zeugt so-
wohl von großer Energie und rastlosem Fleiße, als auch von einer
großen Meisterschaft in der Technik der Baukunst.

Kunstkritik.

Kunst und Kunstiiulustrir in der Weitnu.'-steUunZ.

Von Carl Alücrt Acgnct.

33* VIII.

te Genesis der chinesischen Abtheilung in, Jndustrie-
Palaste der wiener Welt-Ausstellung ist ganz dazu an-
gethan, die innerliche Verschiedenheit der Chinesen von
ihren Nachbarn im japanesischen Jnselreiche so recht klar
vor Augen zu stellen. Die letzteren, bis' vor wenig Jahr-
zehnten allem Fremden ebenso grundsätzlich abgeneigt wie
jene, haben nun gleichwohl begriffen, wie groß die Bortheile eines
regelmäßigen Handelsverkehrs mit der Außenwelt für sie sein wür-
den und sich, nachdem sie die Richtigkeit ihrer Voraussetzung er-
probt, dermal zu Reformen entschlossen, welche ängstliche Gemüther
fürchten lassen, sie seien zu tief einschneidend und widersprächen dem
Volksbewußtsein und den Anschauungen der großen Masse viel zu
sehr, als daß sie genügende Sicherheit für längeren Bestand der
durch sie geschaffenen Zustände bieten könnten. Die Chinesen da-
gegen sind noch heute Todfeinde aller Nichtchinesen, und diese mit
Verachtung gepaarte Abneigung geht selbst soweit, daß der an
Schachergeist und.Verschmitztheit den Juden und Nord-Amerikaner
übertreffende Chinese lieber auf den ihm aus dem Handel mit dem
Auslande erwachsenden Vortheil verzichtet, als daß er mit den roth-
haarigen Barbaren in Verkehr tritt. Darum ist noch heute -der
Handel China's mit dem Auslände durchaus in den Händen euro-
päischer und amerikanischer Handelshäuser, welche denselben nur an
bestimmten Plätzen führen dürfen.

So verdanken wir denn auch die Betheiligung China's an der
wiener Weltausstellung zunächst Europäern, und ihren Bemühungen
allein gelang es, derselben einen Umfang zu verschaffen, mit den, der
Antheil des himmlischen Reiches an den früheren Ausstellungen auch
nicht annähernd in Vergleich kommen kann. Namentlich der öster-
reichisch-ungarische Ministerresident in China, Frhr. v. Calice, und
der Generalkonsul v. Overbeck brachten es mit staunenswerther Aus-
dauer und unter den ungünstigsten Verhältnissen dahin, daß eine
Ausstellung zu Staude kam, die, indem sie ein ebenso klares wie
übersichtliches Bild chinesischer Kultur und chinesischen Gewerbe-
fleißes vor uns entrollte, wie es sogar den Besuchern chinesischer
Hafenstädte nur ausnahmsweise geboten wird, selbst die sanguinische-
sten Hoffnungen übertraf. Alles, was die chinesischen Behörden in
dieser Richtung thaten, war, daß sie das Stattfinden einer Welt-
Ausstellung im Reiche bekannt gaben und die Bevölkerung zur Be-
theiligung einluden. Damit war aber bei dem indolenten Wesen
der Chinesen so viel wie gar nichts gethan, und so bestand die chi-
nesische Abtheilung zwar aus chinesischen Produkten, die Aussteller
aber waren in der That Europäer, welche den eingeborenen In-
dustriellen für diese Produkte ergiebige Haftung leisten mußten.

Die in der Kunsthalle ausgestellt gewesenen Abbildungen der
Stadt Amoy und plastischen Darstellungen chinesischer Tempel und
Schaubühnen, Pagoden und Götzen geben uns ein anschauliches Bild
einer chinesischen Stadt und die zu Hochzeits- und Leichenprozessio-
nen zusammengestellten Puppen, vermischt mit denen von Soldaten
und Mandarinen halfen unserer Phantasie selbe zu bevölkern. Die
geschweiften Dächer der Paläste, mit gelbglasirten Ziegeln gedeckt,
glänzten im Sonnenscheine wie blankes Gold. Von den mäßig
hohen Häusern hängen Schilder, mit Waarenzeicheu und Firmen
auf's Bunteste bemalt. Dazu sind sie bald aus Gold-, bald aus
Silberstoff, bald aus Seide von allen Farben hergestellt und ver-
leihen so deni Ganzen den Charakter halb eines Jahrmarkts, halb
einer mit Flaggen festlich geschmückten Stadt, deren Reiz noch durch
den Anblick der malerischen Unregelmäßigkeit der Häuserfronten,
wunderlich zugespitzten, gekrümmten und gewundenen Dächer von den
extravantesten Formen erhöht wird.

Daß die Porzellan-Industrie in der chinesischen Abtheilung eine
hervorragende Stelle einnehmen werde, war voranszusehen. Sie war
durch verschiedene Arten der in derselben verwendeten Erden, Farben
und Hilfsmateriale, sowie durch eine sehr reichhaltige Sammlung
von Porzellanwaaren der verschiedensten Sorten zur Anschauung ge-
bracht. Die bedeutendsten Porzellanfabriken des himmlischen Reiches
befinden sich in den Provinzen Tau Kien und Kanton, aber ihre
Erzeugnisse haben nur geringen Werth. Der berühmteste Fabrikort
dagegen ist King de tsching mit ungefähr 3000 Oefen, welche auf
Rechnung des kaiserl. Hofes betrieben werden. Fast ebenso berühmt
sind die Porzellane von Kouan yao, das sogen. Porzellan der Ma-
gistrate liefernd; der größte Markt für das reichste Porzellan aber
ist die Stadt Nan chang foo. Die chinesische Porzellan-Industrie
datirt übrigens bereits aus der Zeit der letzten zwei Jahrhunderte
vor der christlichen Zeitrechnung und dieselbe war im sechsten Jahr-
hunderte derselben bereits so entwickelt, daß in den obengenannten
kaiserlichen Fabriken in der Provinz, Kiang si über eine Million
Menschen beschäftigt waren. Man fertigte in China drei social
unterschiedene, durch Farbe und Dekoration charakterisirte Klassen
von Porzellan, die eine für den Kaiser, die zweite für die Man-
darinen (Porzellan der Magistrate) und die dritte für das Volk
und die Ausfuhr. Was die Ausfuhr anlangt, so hat selbe in den
letzten Jahrzehnten auffällig nachgelassen, nachdem sie seit dem 16ten
Jahrhunderte durch Vermittelung der Portugiesen eine sehr bedeu-
tende gewesen und zuletzt in die Hände der Holländer übergegangen
war. Der Grund davon dürfte indeß weniger darin zu suchen sein,
daß das europäische Publikum an der graziösen Form, dem silber-
und goldblinkenden lebhaften Ornament und den charakteristischen Fi-
 
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