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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0204

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diese Arbeiten von den unsrigen, Eines verleiht ihnen einen Reiz,
dessen die letzteren entbehren: das ist die überraschend harmonische
Zusammenstellung der Farben und die an den Orient mahnende Art
und Weise der Gestaltung.

Da waren Röcke und Leibchen aus dem Nordosten des Kaiser-
reichs, die mit ihren reichen Goldfaden- und Flitterbenähungen denen
aus dem Orient auf's Haar glichen, da waren reinstylisirte orna-
mentale Figuren in rothem, blauem oder wohl auch schwarzem Kreuz-
stich auf weißem Grunde, die in der tunesischen oder marokkanischen
Abtheilung keinen Mißklang hervorgebracht hätten, und die weiße
Seidenstickerei der Aermel der hannakischen Bäuerin zeigte genau
dieselbe Technik wie die des persischen Frauenschleiers. Da wäre
manches Räthsel zu lösen, suchte man einen geheimnißvollen Zu-
sammenhang zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West,
forschte man nach alte», längst verloren gegangenen Handelsverbin-
dungen, um daraus ans genieinschaftlichcn Ursprung derselben Technik
bei weit auseinander liegenden Völkern zu schließen. Aber es be-
gegnet der Gelehrsamkeit nur gar zu oft, daß sie den Wald vor
Bäumen nicht sieht, und da möchte es denn doch gerathener sein
einfach anzunehmen, daß der gleiche Gedanke an verschiedenen Orten
der Erde den gleichen, weil natürlichen Ausdruck findet, und das um
so mehr, als die Natur überall dieselben Grundformen bietet und
die Natur des Gewebes nur eine gewisse längst zum Abschluß ge-
diehene Reihe von Möglichkeiten der Technik zuläßt.

Es konnte nicht ausbleiben, daß das nationale Element der
freniden Hans-Industrie sich durch seine Eigenartigkeit Eingang in
die gewerbliche Technik verschaffte, noch mehr aber in die einheimische
Hausindustrie. Zeuge dessen waren Tischtücher mit trefflich gezeich-
neter, in rother Baumwolle ausgeführter Randverzierung in Kreuz-
sticharbeit, solche mit bunten Sträußchen auf drapfarbigem Grunde
und vor Allem ein nach einer trefflichen Zeichnung von Professor
Stork in Wien gesticktes Tuch, das sich durch überaus glückliche
Farbenwahl auszeichnete. Daneben aber verlor ein aus Tyrol ein-
geseudctes sogenanntes Almtuch, so einfach es mit rothem Kreuzstich

ausgeführt war, doch nicht im Mindesten an Reiz und innerem
Werth, denn es trug in Allem den Stempel nationalen Gepräges an
sich. Unter den dalmatinischen Hausarbeiten stachen gestickte Hemden,
gewebte Teppiche und rothe silbergestickte Käppchen in Folge ihrer
echt orientalischen Farben- und Formenschönheit hervor. Daneben
aber boten Männer- und Frauenhemden mit südlich bunter Farbeu-
zusammenstellung und dem auch im Norden üblichen Schnürsäume
wegen dieser Verbindung südlicher und nordischer Elemente höheres
Interesse. Ganz eigenartig und weder an den Orient noch an das
nahe Rußland mahnend, traten dem Beschauer die mährischen Frauen-
arbeiten entgegen, theils mit weißen, theils mit buntfarbigen Sticke-
reien geschmückt. Galizien und die Bukowiner hatten viele fremd-
artig anmuthende Arbeiten dieser Art eingeschickt, darunter schön-
gezeichnete Teppichgewebe, die, wie im südlichen Italien,, dort als
Schürzen Verwendung finden, reichgestickte Hemden mit prächtigen
Bordüren, wundersame Gürtel und Perlgehänge, deren Ursprung
im fernen Orient kaum einem Zweifel unterliegen kann. Auch von
harmonisch angelegten vielfarbigen Seidenstickereien war manches
anziehende Muster zu sehen, während Schlesien durch eine überaus
einfache Goldstickerei charakterisirt war.

In der ungarischen Abtheilung begegnete man dem auch in
Schweden, Norwegen und Dänemark eingebürgerten Schnürsaum
mit seiner halb plastischen, halb malerischen Wirkung, daselbst zu-
meist von der kroatischen Bevölkerung mit ebensoviel Geschick als
Vorliebe angewcndet. Die Bevölkerung Siebenbürgens, soweit sie
nicht deutscher Nationalität ist, liebt schwarze Seidenstickereien auf
weißem Leinengruude und kultivirt daneben eine Stickerei mit Tüll-
fäden, die eine überraschende Aehnlichkeit mit der hat, welche den
persichen Frauenschleiern ihren eigenthümlichen Charakter verleiht.
Unter den dortigen Slaven aber herrscht die bunte Flachstickerei in
Wolle, Gold und Silber vor, und erregten darunter namentlich die
vielfach wiederkehreuden Thiergestaltcn in oft ganz naiver, nicht selten
aber auch höchst bizarrer Zusammenstellung die Aufmerksamkeit des
Beschauers. (Forts, folgt.)

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