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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0228

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220

Kunst-Kljronik.

;rHn. Eine Portraitstatue des verstorbenen Gust. Blaeser,
von einem Schüler desselben, dem Bildhauer Schüler,
nach dem Leben modellirt und durch Aehnlichkeit der
Erscheinung wie durch charakteristische Auffassung ausge-
zeichnet, ist gegenwärtig erschienen und in einem Gyps-
, Abguß im Lokal des' Vereins Berliner Künstler öffent-
lich ausgestellt. In die Joppe gekleidet, die er bei der Arbeit zu
tragen pflegte, lehnt sich die Gestalt Blaeser's mit dem linken Arme,
dessen Hand den Meißel hält, auf die von ihm gebildete Statue der
Gastfreundschaft, die nicht nur eines seiner gelungensten Werke ist,
sondern zugleich auch einen hervorragenden Charakterzug des Ver-
storbenen bezeichnet. Die gesenkt herabfallende Rechte hält den Ham-
mer. Der Blick des aufwärts gerichteten Auges ist der eines sin-
nenden und die eigne Arbeit prüfenden Nachdenkens.

*** — Der hiesige Kupferstecher Gustav Eilers hat von dem
der dresdener Gallerie gehörenden, weltbekannten Bilde Titian's
„Der Zinsgroschen" (it Christo della moneta) soeben einen neuen
.Stichder Originalgröße in Linienmanier beendet.

*** Danzig. Die königliche Regierung in Danzig hat dem
Bischof von der Marwitz mehrere tausend Thaler zur Verschönerung
von Baudenkmälern für Pelplin zur Verfügung gestellt. Es sollen
au der dortigen schönen Kathedrale umfassende Reparaturen vor-
genommen werden, und sind solche dem Glas- und Historienmaler
Redner in Berlin übertragen worden.

*** Saarbrücken. Im April d. I. fragte der Kultusminister
bei den hiesigen Stadträthcn an, ob sich au einem Orte in der Nähe
unserer Stadt die Unterlegung eines Werkes monumentaler Malerei,
auf die Ereignisse des letzten Krieges gegen Frankreich bezüglich, er-
mögliche» ließe. Darauf bezeichneten die Stadträthe den hier dem-
nächst neu zu erbauenden Rathhaussaal als den geeignetsten Ort
für ei» derartiges historisches Gemälde. Der Minister erließ dar-
auf vor Kurzem. ein Reskript, welches dem Vorschläge des Stadt-
raths zustimmend, denselben aufsordert, über die Raumverhältnisse
des Rathhaussaales bis zum 25. Juli d. I. die erforderlichen Mit-
theilungen zu machen, damit die im August zusammentretende Kom-
mission über Verwendung für Kunstzwecke die Ausführung des Werkes
in Bcrathung ziehen kann. Die Vollendung des Kunstwerkes dürfte
zwei Jahre in Anspruch nehmen, die gleiche Frist, in welcher auch
der neue Saal fertig zu stellen ist. Das Kunstwerk selbst soll aus
verschiedenen einzelnen Gemälden bestehen, die aber nicht als solche
au den Wänden des Saales aufgehängt, sondern als Dekoration
desselben in das Manerwerk eingelassen werden sollen.

*** Nürnberg. In einer hiesigen Eisengießerei wird gegen-
wärtig das große, für die Stadt Freiburg i. Br. bestimmte Werder-
Denkmal gegossen. Der Guß einer der kolossalen Figuren, einen
Infanteristen darstellend, ist vollendet. Das Modell einer zweiten
Figur, einen in die Brust durch eine tödtliche Kugel getroffenen,
noch aufrecht stehenden Artilleristen vergegenwärtigend, trifft in
einigen Tagen hier ein.

*** Genf. Bekanntlich hat der Herzog Karl von Braun-
schweig der Stadt Genf in seinem Testamente die Verpflichtung auf-
erlcgt, ihm ein hervorragendes und würdiges Grabmal in Bronze
oder Stein nach dem Muster der der Familie der Scaliger in
Verona gewidmeten Monumente zu errichten. Die Erbin wird
diesem Aufträge in großartiger Weise Nachkommen. Nach einem
vorläufigen Entwürfe beabsichtigt man die Statue des Herzogs zu
Pferde mit sechs Standbildern der für das Herzogthum Braun-

schweig bedeutendsten Herzöge zu umgeben, denen Heinrichs des
Löwen, Otto's des Kindes, als erstem Herzoge von Braunschweig-
Lüneburg, Ernst des Bekenners, als Stifter der beiden jetzigen
Linien des Welfenhauses, Augusts des Jüngeren, als Stifter des
neuen Hauses Braunschweig, sowie der Herzöge Karl Wilhelm
Ferdinand und Friedrich Wilhelm. An dem Würfel des Monu-
ments werden besondere Ereignisse aus der braunschweigischen Ge-
schichte dargestellt werden, über welche jedoch außer dem Tod? des
Herzogs Friedrich Wilhelm bei Quatrebras noch nichts Näheres
bestimnit ist. Man hat sich von Genf wegen Uebersendung und
Nachweisung mögtichst authentischer Portraits der genannten fürst-
lichen Persönlichkeiten, sowie um Vorschläge über die wichtigsten
Momente aus der braunschweigischen Geschichte nach Brannschweig
gewandt.

Paris. Der Maler Jean Louis Hamou ist hier im Alter
von 53 Jahren gestorben. Er war 1821 in einem kleinen Orte
in der Bretagne geboren, studirle in Paris unter der Leitung von
Paul Delaroche und Gleyre und erhielt im Jahre 1853 die dritte
Medaille, 1852 die zweite und das Kreuz der Ehrenlegion. Eine
Zeit lang hat er für die Porzellanfabrik in Sevres gemalt und sich
auf diesem Gebiete Auszeichnungen erworben. Hamon gehört recht
eigentlich zu der Gruppe von Malern, die man als die Schule des
zweiten Kaiserthums bezeichnet hat. Seine bekanntesten Bilder kleiden
Genremotive, oft allermodernster Art, in antike Formen, meistens mit
einem Anfluge von versteckter Lüsternheit. Die griechisch sein sollende
Form ist jedoch nur ganz äußerlich und scheinbar, indessen sind seine
zart und leicht behandelten Bilder voll Leben und nicht ohne Reiz.
Er war sehr produktiv, wie er denn zu der pariser Weltausstellung
1867 nicht weniger als acht Gemälde geliefert hatte, wofür ihm
wiederum ein zweiter Preis zuerkannt wurde. Sein bekanntestes
Werk, welches ihm zuerst Ruf brachte, war eine sogenannte grie-
chische Idylle, „Ma soeur n’y est pas“ betitelt, welches, im Jahre
1853 ausgestellt, vom Ministerium des kaiserlichen Hauses angekauft
wurde.

London. Im Britischen Museum ist eine frische Ladung
Alterthümer aus Ephesos angekommen. Unter denselben befinden
sich: ein Löwenkopf von dem Kranz des letzten Tempels, zwei ältere
Löwenköpfe von früheren Tempeln, ein Eberkopf, weitere Fragmente
des auchaischen Frieses, ein großes Fragment einer der großen Akro-
teren von einem der Gesimse, einige weitere Bruchstücke von einem
Säulenschafte u. s. w.

*** — In Blackheath, in der Grafschaft Kent, starb am
14. v. Mts. im Alter von 64 Jahren, Sir Charles Fox, der
Erbauer des Welt-Ausstellungs-Gebäudes von 1851, sowie des
Krystall-Palastes in Sydenham. Er wurde 1810 zu Derby ge-
boren, wo sein Vater Arzt war. Nachdem er einige Zeit Medizin
studirt, wurde er Ingenieur und als solchen stellte ihn der ver-
storbene Herr Robert Stephenson bei der damals im Bau begriffe-
nen London- und Birmingham-Eisenbahn, an. Seit 1857 lebte Fox
in London. Bei der Eröffnung der Ausstellung 1851 erhielt er im
Verein mit Cubitt und Paxton die Ritterwürde.

%% Kopenhagen. Am 21. Juni haben die Bauern auf
den Gütern des Grafen Frijs-Frijsenburg, dem reichsten Manne im
Lande und ehemaligen Minister-Präsidenten und Minister der aus-
wärtigen Angelegenheiten, als Zeichen ihrer Verehrung ein Monu-
ment setzen lassen, bei dessen Enthüllung der Graf zugegen war.

Kommissions-Verlag der Nicolarischen Verlags-Buchhandlung (Stricker) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin, Zimmerstr. 98.
 
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