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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0236

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228

in Frankreich noch heute die feinsten Gläser cristal de Boheme
nennt und wenn die englischen und amerikanischen Glashändler die
feinste Waare bohemian Glass heißen. Seit die böhmischen Wälder
gelichtet worden, haben böhmische Fabrikanten und Arbeiter ihre Kunst
in die weite Welt getragen. Aber die österreichische Glas-Industrie
ward die erste der Welt.

Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts lebten in Prag
und in anderen böhmischen Städten zahlreiche Steingraveure und
Steinschleifer, welche den Bergkrystall meisterhaft bearbeiteten und
der Zweck der ersten um diese Zeit gegründeten Glashütten war
kein anderer als der, denselben künstlich nachzuahmen, wobei die ge-
nannten Künstler ihre Kunst nun auf das Glas übertrugen. Die
englische Konkurrenz bedrohte mit dem hohen Lichtreflex ihrer Waare
das böhmische Glas in bedenklichster Weise, und damals war es, daß
man in Böhmen erst zu kunstvollem Schnitt und Schliff und dann
zur Erzeugung farbiger, vergoldeter und bemalter Gläser griff. Im
vorigen Jahrhunderte drohte neue Gefahr und zwar diesmal von
französischer Seite, indem das französische Porzellan das böhmische
Glas vom Markte verdrängen zu wollen schien. Nur dadurch, daß
Böhmen nun Glas erzeugte, das sich wie Porzellan verzieren ließ,
daS satte und sogenannte matte Glas, gewann Böhmen die Ober-
hand. Der weiteren Anwendung des Glases und der steigenden
Konkurrenz folgte eine mehr unkünstlerische Behandlung. Doch
stiegen in den letzten drei Jahren die Preise wieder und damit auch
die Qualität der Waare. Gleichwohl stehen die Preise um zwei
Drittel niedriger als für französische oder englische Waare. Als
Spezialität der böhmischen Gläser erscheint das bunte, undurch-
sichtige Glas. Während die Ausfuhr ordinären Glases nach dem
Auslande im Allgemeinen abnahm, weil solches dort überall selbst
erzeugt wird, ist die Ausfuhr des feinen Glases in steter Zunahme
begriffen. So viel zur Geschichte des böhmischen Glases.

Auch nach einer anderen Richtung hin regt sich ein frisches
Streben. Mehrere böhmische Glasproducenten haben sich die Eng-
länder zum Muster genommen, welche bestrebt sind, die krystallinischen
Formen durch den Schliff nachzubilden. Wenn sie indeß ihre Vor-
bilder nicht ganz erreichen, so liegt die Schuld nicht an ihnen, die
sich keine Mühe und Anstrengung reuen lassen, sondern an der ge-
ringeren Güte des ihnen zur Verfügung stehenden Rohmaterials.
Uebrigeus sind sie einsichtig genug, deu Hauptwerth ihrer Pro-
duction in der Schönheit und Reinheit der Form zu suchen, in
welcher Beziehung sie denn auch mit deu Engländern erfolgreich
konkurriren.

Von jeher wurde in Böhmen viel gefärbtes Glas erzeugt und
zwar ebenso wohl in der ganzen Masse gefärbtes als mit farbigem
Ueberfang versehenes, wobei denn dem Herausschleifen der De-
koration die Hauptrolle zufiel. Auch hierin — und gerade in diesem
Zweige der Glasproduction war am meisten gefehlt worden — zeigten
sich schon namhafte Verbesserungen, mit denen Lobmeyer, Ulrich u. A.

mit bestem Beispiele vorausgingen. Tüchtige Meister der Orna-
mentik waren für Form und Dekorirnng elegantester Toilette-Artikel
tfjätig; gelbgrüne Rheinweingläser, reich im Geschmacke deS sechs-
zehnten und siebzehnten Jahrhunderts bemalt, gaben glänzendes Zeug-
niß für das Studium der Kunstindustrie alter Zeiten, und wenn auch
noch immer viel Veraltetes und Anspruchvolles sich fand, so erschien
doch die Hoffnung eine berechtigte, daß es von Jahr zu Jahr weniger
werden würde.

Das Porzellan hat in Oesterreich eine keineswegs unbedeutende
Vergangenheit: Die wiener Porzellanfabrik, schon im Jahre 1720
gegründet, muß als älteste Tochter jener in Meißen betrachtet wer-
den. Für die moderne Porzellanproduction des Kaiserstaates waren
aber außer ihr noch andere Vorbilder gegeben, die japanesische,
chinesische und englische Fabrikation. So viel Lockendes aber hier
und dort liegen mochte, der gesunde Sinn der betheiligten Künstler
griff nach den Vorbildern, welche alle die wiener Fabrik geschaffen.
Allerdings ist nicht alles an denselben lobenswerth, indeß erweist
sich der Kern immerhin gesund und die Reformbestrebungen im
Sinne der Renaissance tragen auch hier schon erfreuliche Früchte.
Einen großen Theil des Verdienstes, daß es so ist, haben wir dem
trefflichen Baumeister Al. Hauser zuzuschreiben. . Zu den besten
Arbeiten dieser Art zählt das reizende Kaiserservice von Lobmeyer
in Wien, das Service von Haas u. Czizek in Schlaggenwald und
die schöne Base im griechischen Style aus derselben Fabrik.

Gegenüber den trefflichen Porzellanarbeiten stehen die Erzeug-
nisse der Kunstfayence entschieden weit zurück. Worin diese. Er-
scheinung ihren Grund haben mag, ist mir nicht klar geworden.
Nur aus Znaim in Mähren fanden sich Arbeiten, die von einem
besseren Streben Zeugniß gaben; es waren dies glasirte Fliese nach
holländischer Art, zu denen wohl das österreichische Museum aus
seinen reichen Sammlungen die Muster gegeben haben mag. Aber
vorläufig muß man sich doch eigentlich mit dem guten Willen be-
scheiden, denn das Werk läßt viel zu wünschen übrig.

Auch in den Oefen sucht die Renaissance ihre Formen zur
Geltung zu bringen. So sah man einen solchen von Bernhardt
Ern dt in Wien mit gelben und grünen Ornamenten auf dunkel-
braunem Grunde und einen buntfarbigen Postamentofen, desgleichen
einen Kamin in ganz weißer Glasur aus derselben Fabrik. Doch
trat überall noch ziemliche Unsicherheit in der Wahl und Gestaltung
der Formen zu Tage.

Von nicht zu übersehender Bedeutsamkeit ist die von Ko sch in
Wien gemachte Erfindung neuer Emailfarben. Die Wienerberg
Ziegel- und Thonwaaren-Fabrik brachte diese Erfindung an ver-
schiedenen Arbeiten zur Anschauung, von denen hier wenigstens zwei
genannt werden mögen: ein Majolika-Brunnen nach dem im grie-
chischen Styl gehaltenen schönen Entwürfe von Val. Teirich und
das riesige Ziegelportal nach dem im römischen Triumphbogenstyle
ausgeführten Entwürfe von H. v. Ferstl. (Forts, folgt.)

Theodor Lichtenberg

Kunsthandlung

BRESLAU

Schweidnitzer Strasse 30.

Für bedeutende Werke bin ich
gern bereit Honorar zu zahlen. Cor-
respondenee franco gegen franco.

Auskunft ertheilt auf Wunsch
die hiesige Kunstgenossenschaft.

Breslau, 1874.

[C7cj Theodor Lichtenberg.

Gesammt-Ausgaben der Werke

werden gesucht in der

Expedition der Deutschen Kunstzeitung.

Preis - Medaillen:

London 1802. Moskau 1872. Wien 1873.

Grossberger & Kurz

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Anker-Bleistifte in 5 Bleihärten,
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Schwanhäusser,

vorm, ürossberger &Kurz in Nürnberg.

Kommissions-Verlag der Nicolai'schen Verlags-Buchhandlung (Stricker) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin, Zimmerstr. 98.
 
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