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Der Verfasser scheint uns zu jener bedenklichen Sorte von Phantasten zu
gehören, die, ohne sich der Mühe ernsthaften Studiums, nanientlich auch Der-
jenigen, welche schon vor ihm gedacht haben, zu unterziehen, „aus eigener
Brust" die unreifen Ideen zu schöpfen unternimmt, welche er seinen Lesern
als ewige Wahrheiten hinstcllen zu können glaubt. Je weiter er in seiner
Schrift sortschreiiet, desto enthusiastischer wird seine Rede, aber auch desto
haltloser und phantastischer. Es liegt darin ein eitles Selbstgenügen und
Selbstbcranschen, das jeden echten Denker schon durch seinen phrasenhaften
Bombast zurückschrecken muß. Mit bloßem Phrasengeklingel aber lockt man
nicht die Wahrheit aus ihrer geheimnißvollen Tiefe herauf. Wir geben dem
Verfasser den ernstgemeinten Rath, sich lieber von ästhetischen Untersuchungen
— wenn seine Schrift auf solchen Titel Anspruch machen darf — fernzu-
halten. Wir haben wirklich schon Ueberfluß an solchen unreifen Phantaste-
reien, welche die Aesthetik als Wissenschaft bereits fast in Verruf gebracht
haben. Sr.
Fürstlich hohenzollern'sches Museum in Sigmaringen. Verzeich-
niß der Textilarbeiten und Verzeichniß des Mobiliars aus Holz,
Leder, Bein u. s. f. von Hofrath vr. F. A. Lehn er, fürstlich
hohenzollern'scher Bibliothekar und Konservator. — Sigmaringen.
Druck der Hofbuchhandlung von C. Tappen. 1874.
Wir haben bereits bei dem Erscheinen der ersten sechs Hefte, welche die
Verzeichnisse der Gemälde, der Schnitzwerke, der Thonarbeiten, der Metall-
arbeiten, der Gläser und der Emailwerke enthalten und woran sich zwei
fernere Hefte mit den Verzeichnissen der Handschriften und der Kleinodien
anschlossen, auf die hohe Bedeutung des Museums in Sigmaringen aufmerk-
sam gemacht. Leider hat der verdienstliche Verfasser der Verzeichnisse seine
im ersten Heft gegebene Zusage, in einem eigenen Hefte eine historische Dar-
stellung der Sammlungen wie des Museums überhaupt zu geben, noch nicht
erfüllt, so daß uns zu einer wenn auch nur übersichtlichen Schilderung nach
dieser Richtung hin das Material fehlt. Wir begnügen uns daher vorläufig
mit der Anzeige der beiden oben verzeichneten ferneren Hefte. Das die
Sammlung der Textilarbeiten beschreibende Verzeichniß weist 59 Nummern
auf i sic ist also nicht gerade umfangreich, aber desto reicher an einzelnen
höchst seltenen Arbeiten aus dem Mittelalter, das Verzeichniß der Möbel, wozu
auch einzelne Geräthschaften, wie Brodschüsseln, Kästchen, Tabacksdosen u. s. f.
gerechnet sind, umfaßt 158 Nummern; doch sind mehre, des Materials wegen
(Metall, Elfenbein rc.) zu andern Sammlungen gezogene Möbel hier nicht
aufgeführt, ebenso mehre moderne geschnitzte Arbeiten, wie die sechs Schau-
tische des Saals, die Etageren des Majolikekabinets u. a. m. Ferner sind
die vielen alterthllmlichen Möbel in den Gängen und Ziinmern des Schlosses,
weil sie den: Gebrauch dienen und deshalb nicht zum Museum gehören, aus-
schlosscn. Rechnet man diese verschiedene Kategorien ausgeschlossener Möbel
zu dem Verzeichniß hinzu, so möchte dasselbe ziemlich auf die doppelte Num-
mernzahl kommen. Auch hier also sehen wir einen von Vielen ungeahnten
Reichthum an Mcisterarbeiten des historischen Kunsthandwerks. AI. Sr.
Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 21. Bericht des Vereins
für das Museum schlesischer Alterthümer, herausgegeben von vr.
Herrinann Luchs. Bd. II. Hst. 9. Breslau 1874.
Der unermüdliche Forscher im Bereich der altschlesischen Geschichte, vr.
Luchs, veröffentlicht in dem vorliegenden Hefte wieder einige interessante Mo-
nographien, die für den Spczialhistorikcr von ebenso großem Werth wie
Interesse sind. Die erste mit Figurentafeln ausgestattete Abhandlung betrifft
die alten Münzen der Stadt Breslau von Freiherrn von Saurma,
dann folgen: „Die Adalbertkirche zu Breslau", von vr. H. Luchs. (Mit
Bildtafel), „Eine Renovation aus der guten alten Zeit und ihr Seitcnstück
in der jetzigen," von E. Wern icke, „Die messingnen Taufbecken des Mu-
seums schlesischer Alterthümer. Nach einem Vortrage vom 11. März 1873",
von E. Wern icke. (Mit zwei Holzschnitten). Diesen Abhandlungen schließen
sich dann noch eine Reihe interessanter kleinerer Mittheilungen von Professor
vr. Grünhagen, Vic.-A.-Rath Knoblich, vr. Luchs und Freiherr von Wech-
mar an. V.
II. Ä. l ti n m.
^duard tzildebrandt's Aquarelle der Reise um die Erde,
chromolithographirt von R. Steinbock und W. Loeillot.
Schluß-Lieferung (der ganzen Collection 6te Lief.);
4. Blatt gr. Fol. auf Carton. (Verlag von R. Wagner
in Berlin.) 1974.
So läge denn — leider! möchten wir sagen — das große
Wcltreisealbum Eduard Hildebrandts endlich abgeschlossen vor
uns; die kürzlich ausgegebene sechste Lieferung kündigt sich selbst als
Schlußlieferung des ganzen Werks an. Wir glauben, daß Keiner der glücklichen
Besitzer desselben dem Verleger dafür Dank wissen wird, daß er ihm schon
jetzt sozusagen die Thür vor der Nase zuschlägt, denn bei aller in der ge-
nialen Eigenartigkeit des unvergeßlichen Meisters begründeten Stylvcrwandt-
schaft der Hildebrandt'schen Aquarellen besitzt doch jedes Blatt wieder eine
so prägnante Individualität und konkrete Schönheit der Wirkung, daß man,,
wenn beim Durchblättern des Albums das letzte unigeschlagen wird, ein Ge-
fühl lebhafter Mißstimmung nicht unterdrücken kann. Die von der Ver-
lagshandlnng als Grund des Abschlusses angegebene Befürchtung, daß „das
lebhafte Interesse, welches von dem Publikum den Blättern geschenkt worden,
durch eine noch ausgedehntere Weiterführung abgcschwächt werden möchte",
kann wohl kauin ernsthaft gemeint sein; und was den zweiten Grund be-
trifft, daß damit „der Bezug des Gesannntwerkes durch einen allzuhohen
Preis erschwert werden dürfte", so wollen wir nur daran erinnern, wie oft
für ein einziges unbedeutendes Landfchäftchcn von Pappe mehre hundert von
Thalern ausgegeben werden, welche — obwohl Original — hinsichtlich der
edlen und genialen Auffassung der Natur und der Kraft der Wirkung sich
mit keinem von diesen zahlreichen Blättern — obwohl sie nur Reproductio-
nen sind — messen kann. Was will also da der Preis bedeuten! Wir hoffen
daher in allcni Ernst, daß die Verlagshandlung, die sich durch die Veröffent-
lichung und Popularisirung dieser Meisterblättcr, welche für alle Zeit ihre
Bedeutung behalten werden, ein nicht hoch genug anerkennenswerthes Ver-
dienst erworben, an jenem Entschluß und Beschluß nicht fcsthalten, sondern
uns auch im nächsten Jahre mit einigen neuen Blättern nach Hildebrandt
erfreuen werde.
Was nun den Inhalt der Lieferung selbst betrifft, so müssen wir hin-
sichtlich der Charakteristik der Blätter auf das früher Gesagte verweisen. Wir
können nur wiederholen — und gerade bei der vorliegenden Schlußlieferung,
wenn wir sie denn doch als eine solche betrachten sollen, scheint dies zu sagen
besonders geboten —, daß die Veröffentlichung der Hildebrandt'schen Aqua-
rellen als ein Ereigniß von nicht zu unterschätzender Tragweite zu betrachten
ist. Einmal in Hinsicht auf den verewigten Künstler selbst, dessen Unnah-
barkeit für die große Masse der Kunstfreunde und überbaupt aller Gebildeten
der Erde durch die echt künstlerische Reproduction feiner edelsten Leistungen
— denn das sind ohne Zweifel seine Reiseaquarellen — überwunden und
das Verständniß für seinen ebenso eigenthümlichen wie fesselnden Schöpfer-
geist durch die weitesten Kreise verbreitet und im besten Sinne des Wortes
popnlarisirt worden ist; sodann auch darin, daß durch die Verbreitung dieser
meisterhaften Farbendrucke ein Damm errichtet wird gegen den Mißbrauch,
den man heutzutage mit dieser dankbaren Reproductionstechnik treibt, indem
sie nicht nur auf ein ihr durchaus unadäquates Gebiet, die Oclmalerei, an-
gewandt, sondern auch in einer Weise verhunzt wird, daß ihre Productionen
schließlich selbst ein ungebildetes Auge beleidigen müssen.
Um so erfreulicher und wahrhaft erquickend ist der Eindruck, welchen
die Farbendrucke, wie sie uns hier — in dieser prächtigen Collection — nach
den edelsten Perlen, welche die Meisterhand Hildebrandt's auf seinen Welt-
reisen gesammelt und aneinandergcrciht hat, dargeboten werden, auf jedes
kunstgebildete Auge machen müssen; ein Eindruck, der, weit entfernt sich durch
öftere Betrachtung abzuschwächen, im Gegcnthcil bei jeder neuen Anschauung
sich erhöhen muß. Denn dies ist eben das Stigma der Vollendung, welches
das echte Kunstwerk mit der Natur thcilt, daß es nie alt wird, sondern daß
es immer wieder neue, vorher ungeahnte, weil unverstandene Schönheiten
darbietet und so eine unerschöpfliche Quelle des reinsten Genusses wird.
Wir haben schon bei früherer Gelegenheit bemerkt, daß, da Hildebrandt
bei aller Mannigfaltigkeit der Auffassungsweise doch immer er selbst bleibt,
kein Künstler so leicht zu erkennen, aber auch keiner so schwer nachzuahnen
Der Verfasser scheint uns zu jener bedenklichen Sorte von Phantasten zu
gehören, die, ohne sich der Mühe ernsthaften Studiums, nanientlich auch Der-
jenigen, welche schon vor ihm gedacht haben, zu unterziehen, „aus eigener
Brust" die unreifen Ideen zu schöpfen unternimmt, welche er seinen Lesern
als ewige Wahrheiten hinstcllen zu können glaubt. Je weiter er in seiner
Schrift sortschreiiet, desto enthusiastischer wird seine Rede, aber auch desto
haltloser und phantastischer. Es liegt darin ein eitles Selbstgenügen und
Selbstbcranschen, das jeden echten Denker schon durch seinen phrasenhaften
Bombast zurückschrecken muß. Mit bloßem Phrasengeklingel aber lockt man
nicht die Wahrheit aus ihrer geheimnißvollen Tiefe herauf. Wir geben dem
Verfasser den ernstgemeinten Rath, sich lieber von ästhetischen Untersuchungen
— wenn seine Schrift auf solchen Titel Anspruch machen darf — fernzu-
halten. Wir haben wirklich schon Ueberfluß an solchen unreifen Phantaste-
reien, welche die Aesthetik als Wissenschaft bereits fast in Verruf gebracht
haben. Sr.
Fürstlich hohenzollern'sches Museum in Sigmaringen. Verzeich-
niß der Textilarbeiten und Verzeichniß des Mobiliars aus Holz,
Leder, Bein u. s. f. von Hofrath vr. F. A. Lehn er, fürstlich
hohenzollern'scher Bibliothekar und Konservator. — Sigmaringen.
Druck der Hofbuchhandlung von C. Tappen. 1874.
Wir haben bereits bei dem Erscheinen der ersten sechs Hefte, welche die
Verzeichnisse der Gemälde, der Schnitzwerke, der Thonarbeiten, der Metall-
arbeiten, der Gläser und der Emailwerke enthalten und woran sich zwei
fernere Hefte mit den Verzeichnissen der Handschriften und der Kleinodien
anschlossen, auf die hohe Bedeutung des Museums in Sigmaringen aufmerk-
sam gemacht. Leider hat der verdienstliche Verfasser der Verzeichnisse seine
im ersten Heft gegebene Zusage, in einem eigenen Hefte eine historische Dar-
stellung der Sammlungen wie des Museums überhaupt zu geben, noch nicht
erfüllt, so daß uns zu einer wenn auch nur übersichtlichen Schilderung nach
dieser Richtung hin das Material fehlt. Wir begnügen uns daher vorläufig
mit der Anzeige der beiden oben verzeichneten ferneren Hefte. Das die
Sammlung der Textilarbeiten beschreibende Verzeichniß weist 59 Nummern
auf i sic ist also nicht gerade umfangreich, aber desto reicher an einzelnen
höchst seltenen Arbeiten aus dem Mittelalter, das Verzeichniß der Möbel, wozu
auch einzelne Geräthschaften, wie Brodschüsseln, Kästchen, Tabacksdosen u. s. f.
gerechnet sind, umfaßt 158 Nummern; doch sind mehre, des Materials wegen
(Metall, Elfenbein rc.) zu andern Sammlungen gezogene Möbel hier nicht
aufgeführt, ebenso mehre moderne geschnitzte Arbeiten, wie die sechs Schau-
tische des Saals, die Etageren des Majolikekabinets u. a. m. Ferner sind
die vielen alterthllmlichen Möbel in den Gängen und Ziinmern des Schlosses,
weil sie den: Gebrauch dienen und deshalb nicht zum Museum gehören, aus-
schlosscn. Rechnet man diese verschiedene Kategorien ausgeschlossener Möbel
zu dem Verzeichniß hinzu, so möchte dasselbe ziemlich auf die doppelte Num-
mernzahl kommen. Auch hier also sehen wir einen von Vielen ungeahnten
Reichthum an Mcisterarbeiten des historischen Kunsthandwerks. AI. Sr.
Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 21. Bericht des Vereins
für das Museum schlesischer Alterthümer, herausgegeben von vr.
Herrinann Luchs. Bd. II. Hst. 9. Breslau 1874.
Der unermüdliche Forscher im Bereich der altschlesischen Geschichte, vr.
Luchs, veröffentlicht in dem vorliegenden Hefte wieder einige interessante Mo-
nographien, die für den Spczialhistorikcr von ebenso großem Werth wie
Interesse sind. Die erste mit Figurentafeln ausgestattete Abhandlung betrifft
die alten Münzen der Stadt Breslau von Freiherrn von Saurma,
dann folgen: „Die Adalbertkirche zu Breslau", von vr. H. Luchs. (Mit
Bildtafel), „Eine Renovation aus der guten alten Zeit und ihr Seitcnstück
in der jetzigen," von E. Wern icke, „Die messingnen Taufbecken des Mu-
seums schlesischer Alterthümer. Nach einem Vortrage vom 11. März 1873",
von E. Wern icke. (Mit zwei Holzschnitten). Diesen Abhandlungen schließen
sich dann noch eine Reihe interessanter kleinerer Mittheilungen von Professor
vr. Grünhagen, Vic.-A.-Rath Knoblich, vr. Luchs und Freiherr von Wech-
mar an. V.
II. Ä. l ti n m.
^duard tzildebrandt's Aquarelle der Reise um die Erde,
chromolithographirt von R. Steinbock und W. Loeillot.
Schluß-Lieferung (der ganzen Collection 6te Lief.);
4. Blatt gr. Fol. auf Carton. (Verlag von R. Wagner
in Berlin.) 1974.
So läge denn — leider! möchten wir sagen — das große
Wcltreisealbum Eduard Hildebrandts endlich abgeschlossen vor
uns; die kürzlich ausgegebene sechste Lieferung kündigt sich selbst als
Schlußlieferung des ganzen Werks an. Wir glauben, daß Keiner der glücklichen
Besitzer desselben dem Verleger dafür Dank wissen wird, daß er ihm schon
jetzt sozusagen die Thür vor der Nase zuschlägt, denn bei aller in der ge-
nialen Eigenartigkeit des unvergeßlichen Meisters begründeten Stylvcrwandt-
schaft der Hildebrandt'schen Aquarellen besitzt doch jedes Blatt wieder eine
so prägnante Individualität und konkrete Schönheit der Wirkung, daß man,,
wenn beim Durchblättern des Albums das letzte unigeschlagen wird, ein Ge-
fühl lebhafter Mißstimmung nicht unterdrücken kann. Die von der Ver-
lagshandlnng als Grund des Abschlusses angegebene Befürchtung, daß „das
lebhafte Interesse, welches von dem Publikum den Blättern geschenkt worden,
durch eine noch ausgedehntere Weiterführung abgcschwächt werden möchte",
kann wohl kauin ernsthaft gemeint sein; und was den zweiten Grund be-
trifft, daß damit „der Bezug des Gesannntwerkes durch einen allzuhohen
Preis erschwert werden dürfte", so wollen wir nur daran erinnern, wie oft
für ein einziges unbedeutendes Landfchäftchcn von Pappe mehre hundert von
Thalern ausgegeben werden, welche — obwohl Original — hinsichtlich der
edlen und genialen Auffassung der Natur und der Kraft der Wirkung sich
mit keinem von diesen zahlreichen Blättern — obwohl sie nur Reproductio-
nen sind — messen kann. Was will also da der Preis bedeuten! Wir hoffen
daher in allcni Ernst, daß die Verlagshandlung, die sich durch die Veröffent-
lichung und Popularisirung dieser Meisterblättcr, welche für alle Zeit ihre
Bedeutung behalten werden, ein nicht hoch genug anerkennenswerthes Ver-
dienst erworben, an jenem Entschluß und Beschluß nicht fcsthalten, sondern
uns auch im nächsten Jahre mit einigen neuen Blättern nach Hildebrandt
erfreuen werde.
Was nun den Inhalt der Lieferung selbst betrifft, so müssen wir hin-
sichtlich der Charakteristik der Blätter auf das früher Gesagte verweisen. Wir
können nur wiederholen — und gerade bei der vorliegenden Schlußlieferung,
wenn wir sie denn doch als eine solche betrachten sollen, scheint dies zu sagen
besonders geboten —, daß die Veröffentlichung der Hildebrandt'schen Aqua-
rellen als ein Ereigniß von nicht zu unterschätzender Tragweite zu betrachten
ist. Einmal in Hinsicht auf den verewigten Künstler selbst, dessen Unnah-
barkeit für die große Masse der Kunstfreunde und überbaupt aller Gebildeten
der Erde durch die echt künstlerische Reproduction feiner edelsten Leistungen
— denn das sind ohne Zweifel seine Reiseaquarellen — überwunden und
das Verständniß für seinen ebenso eigenthümlichen wie fesselnden Schöpfer-
geist durch die weitesten Kreise verbreitet und im besten Sinne des Wortes
popnlarisirt worden ist; sodann auch darin, daß durch die Verbreitung dieser
meisterhaften Farbendrucke ein Damm errichtet wird gegen den Mißbrauch,
den man heutzutage mit dieser dankbaren Reproductionstechnik treibt, indem
sie nicht nur auf ein ihr durchaus unadäquates Gebiet, die Oclmalerei, an-
gewandt, sondern auch in einer Weise verhunzt wird, daß ihre Productionen
schließlich selbst ein ungebildetes Auge beleidigen müssen.
Um so erfreulicher und wahrhaft erquickend ist der Eindruck, welchen
die Farbendrucke, wie sie uns hier — in dieser prächtigen Collection — nach
den edelsten Perlen, welche die Meisterhand Hildebrandt's auf seinen Welt-
reisen gesammelt und aneinandergcrciht hat, dargeboten werden, auf jedes
kunstgebildete Auge machen müssen; ein Eindruck, der, weit entfernt sich durch
öftere Betrachtung abzuschwächen, im Gegcnthcil bei jeder neuen Anschauung
sich erhöhen muß. Denn dies ist eben das Stigma der Vollendung, welches
das echte Kunstwerk mit der Natur thcilt, daß es nie alt wird, sondern daß
es immer wieder neue, vorher ungeahnte, weil unverstandene Schönheiten
darbietet und so eine unerschöpfliche Quelle des reinsten Genusses wird.
Wir haben schon bei früherer Gelegenheit bemerkt, daß, da Hildebrandt
bei aller Mannigfaltigkeit der Auffassungsweise doch immer er selbst bleibt,
kein Künstler so leicht zu erkennen, aber auch keiner so schwer nachzuahnen