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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Atelier-Nachrichten/ Verschiedenes
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Unmassgebliche Gedanken für die Pariser Welt-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0040

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Gedanken für o/'e Pariser \f elt-Ausstellung.

231


Preis.

M. A. NICOLAI—MÜNCHEN.

UNMASSGEBLICHE
GEDANKEN FÜR DIE PARISER
WELT-AUSSTELLUNG.
Jjeber Paris kam fast stets die erste An-
regung zur modernen Kunst. Auch
fur die angewandte Kunst haben wir
wenigstens über Paris manches treffliche
Muster erhalten, ganz besonders auf dein
Gebiete des Plakates. Allein das darf
ur>s nicht verführen, nunmehr alles, was
v°n dort herüberkommt und für namenlose
Preise verkauft werden soll, ohne weiteres
für gut zu halten. Das muss einmal deut-
sch gesagt werden, denn es gibt Leute, die
überall ausposaunen, jedes Werk und jedes
Bestreben in der angewandten Kunst, das
^cht in paris seine Weihe erhalten habe,
Sßi von vornherein minderwerthig. Mag
sein, dass es für die Künstler äusserlich von
Vortheil ist, in Paris einen internationalen
Markt, Tauschplatz und, zumal durch die
bevorstehende Weltausstellung, eine Palädra
2um Messen der Kräfte und ein Studienfeld
grossten Umfanges zu finden; gewiss ist aber Lob. Erwähnung.

auch, dass von Paris aus eine Auffassung
der angewandten Kunst ihren Ausgang ge-
nommen hat, die geradezu verhängnissvoll
werden kann. Dieser Auffassung, welche in
den kunstgewerblichen Erzeugnissen eigen-
artiger Künstler nur Kuriositäten und Sammel-
Objektc erblickt, muss mit aller Macht ent-
gegengearbeitet werden. Würde sie allgemein
herrschend, so müsste denjenigen zugestimmt
werden, welche die neue Art nur als eine
rasch verlaufende Mode, ihre Werke nur als
Schrullen und Spielereien gelten lassen. Die
von Paris bezogenen Zimmer auf der Dres-
dener Ausstellung waren im Grund ge-
nommen auch nur Kuriositäten, trotzdem sie
von einem hochentwickelten künstlerischen
Empfinden und Können Zeugniss ablegten.
Kein Mensch wollte in solchen Gemächern
wohnen, lieber noch in kahlen Wänden!
Wir wollen aber die ausserordentlich reichen
Kräfte in Deutschland so lenken, dass wir
zu einer dem heimathlichen Bedürfen und
modernen Empfinden genügenden Kunst
der Wohnungs-Gcstaltung gelangen. Drum
deuten unsere erfahrenen Kenner, z. B.


R. BOSSERT—KÖLN A. RH.
 
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