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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 2.1898

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Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6385#0277

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454

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Plakat-Entwurf.

beisammen fand. Mit dem Jahre 1895
beginnt er sein Heimathland in Bildern -
ja, zu besingen: das ist das einzige Wort,
das die Sache gibt. Aber nicht nur auf seine
Heimath, auch auf die eine Stunde, in der
über die kalte, grelle Welt des lauten Tags
die Dämmerung ihre weichen blauen Schatten
breitet, beschränkte sich der Künstler.
Wie Schnitze—Naumburg solche deko-
rativen Aufgaben schöpferisch zu gestalten
gedenkt, zeigen unsere heutigen Abbildungen
nach Entwürfen zu einigen dekorativen Wand-
malereien. Der Künstler stellt sich dabei
stets in den Rahmen einer bestimmten Auf-
gabe, er denkt sich bestimmte Licht- und
Raumverhältnisse, für die er schafft. Auf
dem Entwurf für die Breitseite eines Speise-
zimmers dehnen sich unter sattblauem Himmel
theils sonnig gelbgrüne, theils schattenblaue

Berghänge durchschnit-
ten von mattfarbigen
Birkenstämmen; lustig
leuchtet aus dem sonnen-
weissen Burgkomplex das
rothe Dach heraus, links
gibt das Stück tiefblauen
Teichspiegels, rechts ein
erdig brauner Abhang
einen kräftigen Abschluss.
Leben auf diesen Bil-
dern nur gedämpfte Far-
ben , die die Linie un-
bestimmt umgrenzt, so
werden, je näher wir zur
Gegenwart kommen, seine
Farben heller, kräftiger,
freudiger, die Sonne
scheint in seine Bilder
und scheidet Licht und
Finsterniss. Die blauen
Schatten weichen in be-
stimmte Grenzen zurück
und damit gewinnt die
Linie, der Kontur — bei
den früheren nur dunkler
Unterton — mehr und
mehr deutlichen Rhyth-
mus. Aber die Einfach-
heit bleibt ihm auch jetzt
treu, nun sich das bunte
Vielerlei des Tages wieder vordrängen könnte.
Und dieses grosszügige Vereinfachen der Na-
turmotive, verbunden mit der feinfühligsten
Fachkennerschaft, dem empfindlichsten Maler-
auge für die Dinge unserer angewandten
Kunst macht ihn unter unseren modernen
Malern zu einem der Berufensten und Reifsten
für die Lösung grosser dekorativer Aufgaben.
Es ist eine Harmonie aus tiefem Schatten-
blau und sonnigem Gelbgrün, oben im matt-
blauen Himmel ferne weisse Wolkengebilde.
Auch in den Wandgemälden für eine Thür-
umrahmung sind Blau und Gelb die domi-
nirenden Farben, sie zeigen ein lebhafteres,
vielleicht noch etwas zu unruhiges Spiel der
Linien. Die Platte über der Thür denkt sich
der Künstler aus kräftig farbigem, stark ge-
ädertem Stein. Weiter zeigte die Ausstellung
noch einen mehr auf Ton gestimmten Ent-

CARL SCHMIDT—DRESDEN.
 
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