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Georg Fuchs:
Gemälde: Sirenen.
massenhaft unter diesem erhabenen Namen
gehenden Erwerbszweige in München und
Berlin, ist es doch nicht ausgeblieben, dass
auch an anderen, durch irgend welche be-
sonderen Umstände begünstigten Orten ein
thatsächlich bedeutendes Schaffen nie ganz
aufgehört oder neuerdings wieder begonnen
hat. Es ist unsere Absicht, auf diese Künstler-
gruppen »in der Provinz« hinzuweisen. Die
Kunstfreunde der betreffenden Städte und
Bezirke sollen einsehen, dass sie den edelsten
Schmuck ihres Hauses in den meisten Fällen
in der Heimath finden können. Ein »Hiesiger«
gilt ja nichts! Es muss erst von auswärts
her durch Druckerschwärze und Strohpapier
bescheinigt werden, dass er etwas taugt,
damit er nicht überhaupt dem Gespötte und
der Verachtung anheimfalle; geschweige denn,
dass man etwas bei ihm kaufe oder gar be-
stelle. — Darauf aber kommt es uns an!
Wir pflegen in diesen Blättern deutsche
Kunst und deutsches Kunstgewerbe mit der
steten Absicht, dadurch auf eine ästhetische
Neubelebung des deutschen Hauses hinwirken
HANS THOMA.
zu helfen. Dieser steht nun
gerade die Art des Bilder-
kaufens entgegen, welche
sich der wohlhabende
Deutsche im letzten Jahr-
hundert leider angewöhnt
hat. Man kauft im all-
gemeinen nach Namen und
auf Ausstellungen und
Auktionen. Die ungeheuere
Bedeutung, welche der be-
rühmte Name im modernen
Kunstgeschäfte hat, ist der
bis zur widerlichen Kari-
katur heruntergekommene
Ruhm, der seit der italie-
nischen Renaissance den
grossen Mann, d. h. den
schöpferischen, den gelehr-
ten, den erfindungsreichen
durch die Welt der Mäch-
tigen und Höchstgebildeten
begleitete. Seit der fort-
schreitenden Demokrati-
sirung des öffentlichen Le-
bens, seit dem nicht nur
Lithographie. HANS THOMÄ.
Verlag BREITKOPF & HÄRTEL—LEIPZIG.
Georg Fuchs:
Gemälde: Sirenen.
massenhaft unter diesem erhabenen Namen
gehenden Erwerbszweige in München und
Berlin, ist es doch nicht ausgeblieben, dass
auch an anderen, durch irgend welche be-
sonderen Umstände begünstigten Orten ein
thatsächlich bedeutendes Schaffen nie ganz
aufgehört oder neuerdings wieder begonnen
hat. Es ist unsere Absicht, auf diese Künstler-
gruppen »in der Provinz« hinzuweisen. Die
Kunstfreunde der betreffenden Städte und
Bezirke sollen einsehen, dass sie den edelsten
Schmuck ihres Hauses in den meisten Fällen
in der Heimath finden können. Ein »Hiesiger«
gilt ja nichts! Es muss erst von auswärts
her durch Druckerschwärze und Strohpapier
bescheinigt werden, dass er etwas taugt,
damit er nicht überhaupt dem Gespötte und
der Verachtung anheimfalle; geschweige denn,
dass man etwas bei ihm kaufe oder gar be-
stelle. — Darauf aber kommt es uns an!
Wir pflegen in diesen Blättern deutsche
Kunst und deutsches Kunstgewerbe mit der
steten Absicht, dadurch auf eine ästhetische
Neubelebung des deutschen Hauses hinwirken
HANS THOMA.
zu helfen. Dieser steht nun
gerade die Art des Bilder-
kaufens entgegen, welche
sich der wohlhabende
Deutsche im letzten Jahr-
hundert leider angewöhnt
hat. Man kauft im all-
gemeinen nach Namen und
auf Ausstellungen und
Auktionen. Die ungeheuere
Bedeutung, welche der be-
rühmte Name im modernen
Kunstgeschäfte hat, ist der
bis zur widerlichen Kari-
katur heruntergekommene
Ruhm, der seit der italie-
nischen Renaissance den
grossen Mann, d. h. den
schöpferischen, den gelehr-
ten, den erfindungsreichen
durch die Welt der Mäch-
tigen und Höchstgebildeten
begleitete. Seit der fort-
schreitenden Demokrati-
sirung des öffentlichen Le-
bens, seit dem nicht nur
Lithographie. HANS THOMÄ.
Verlag BREITKOPF & HÄRTEL—LEIPZIG.