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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Weese, Artur: Hans E. v. Berlepsch - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0040

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H. E. v. Berlepsch.

die kleinen Eierbecher, ebenso werden die
geschmackvollen Blumentöpfe in rotem Thon
Freunde finden. Um die erstaunliche Viel-
gewandtheit des Künstlers recht in's Auge
zu rücken, sei schliesslich auch noch auf die
beiden Teppiche aufmerksam gemacht, die
in richtiger Würdigung des Zweckes eine
streng ornamentale Musterung zeigen und
von allen stilisirten Landschaftsbildern, wie
sie neuerdings auf Wandteppichen erscheinen,
dem Material zuliebe kluger Weise absehen.

Soll über all das noch ein Schlusswort
gesagt sein, so ist das Zutreffendste vielleicht:
Berlepschs Arbeiten sind durchaus deutsch.
Nirgends verräth sich in ihnen ein Lieb-
äugeln mit fremden Einflüssen, die bei sehr
vielen Anderen wahrlich keine kleine Rolle
spielen, ja oft karakteristisch sind.

Berlepsch produzirt leicht und immer
frisch. Aber er wiederholt sich niemals, weil

H. E. V. BERLEPSCH.

Landschafts-Studie.

H. E. v.

BERLEPSCH.

Landschaft.

er unermüdlich vor der Natur selbst seine
Formensprache korrigirt und bereichert.
Wochen-, monatelang setzt er sich im Sommer
hin, um nur Pflanzen zu zeichnen und in
Skizzen und Studien jenen Zusammenklang
der Farben zu erfassen, der überall, in dem
einzelnen Pflanzenindividuum wie in der
blumigen Wiese wiederkehrt. Hier findet
er den Grundton für die Farbenstimmung
seiner dekorativen Arbeiten. Nichts ist in
dem abgeschlossenen Atelier zusammenge-
klügelt, sondern mit grossem, freien Blick
der Fehrmeisterin Natur abgelauscht. Alles
interessirt ihn, auch die Thierwelt und
wenn man sein sommerliches Arbeitszimmer
draussen auf dem Fände betritt, weiss man
nicht, ob man in dem Atelier eines Künstlers
oder im Faboratorium eines Naturforschers
sich befindet; in Gläsern und Schalen Präpa-
rate und lebendiges Gethier, Frösche, Unken,
Schmetterlinge, Herbarien und Spannbretter,
kurz überall das Geräth und Studien-
material eines Botanikers und Zoologen.
Es handelt sich für ihn darum, immer wieder
zu lernen, »denn die alleinige Anwendung
 
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