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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Fuchs, Georg: Paul Stotz, ein Meister des Erzgusses
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0294

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PAUL STQTH, EIN MEISTER PES ER2GUSSES.

261

Feiner von den hervorragenden Gewerbe-
-*—* Künstlern Deutschlands, welche, obschon
in der älteren Kunstweise mannigfach be-
währt, dennoch den Schritt zur neuzeitlichen
Formensprache mit glücklichem Erfolge ge-
than und somit auf ihrem Gebiete bahn-
brechend gewirkt haben, ist der schwäbische
Meister Paul Stotz, dessen neuesten Erzeug-
nisse im vorliegenden Hefte
zum ersten Male veröffent-
licht werden. — Paul Stotz
ist geboren 1850 zu Wasser-
alfingen in Württemberg als
Sohn des damaligen Hütten-
Inspektors Albert Stotz, wel-
cher einige Jahre später als
Betriebsleiter
der v. Cramer-

Klett'schen
Werke nach
Nürnberg und
später, in glei-
cher Eigen-
schaft bei L.
A. Riedinger,
nach Augs-
burg übersie-
delte. 1860

gründete er dann in Stuttgart
die erste Giesserei schmiedbarer
Eisengusswaren innerhalb des
deutschen Zollvereines. Der Sohn
fasste schon in früher Jugend ein
reges Interesse für die Technik,
namentlich für die Metallbearbei-
tung, welches in Nürnberg, Augs-
burg und dann im elterlichen
Geschäfte lebhafte Förderung em-
pfing. Ihn unterstützte dabei
seine vorzugsweise Begabung für
Mathematik und Handfertigkeiten.
Aber auch der Künstler erwachte in ihm
unter solchen Umständen schon bald. Er
zeichnete und modellirte, und sein sehn-
lichster Wunsch war, Architekt oder Bild-
hauer zu werden. Es gab ernste Kämpfe,
denn der Vater wünschte, dass er Hütten-
techniker oder Mechaniker werde. Mit
14 Jahren trat er also in die väterliche
Werkstätte ein, wo er in der Formerei,

PAUL STOTZ — STUTTGART
Elcktr. Kronleuchter
für den »Essener Hof«.
Privat-Speisezimmer.

Giesserei, am Schraubstock, an der Dreh-
und Hobelbank beschäftigt wurde. Doch
wusste er die Abend- und Freistunden zu
seiner künstlerischen Fortbildung auszunutzen.
Er modellirte bei dem Bildhauer Kappeller
und besuchte seit 1866 als Schüler der
Architektur-Fachschule die Vorlesungen und
Uebungen des Polytechnikums, wo ihn na-
mentlich Vischer's u. Lübke's
Vorträge fesselten. So ge-
wann er wenigstens eine
Grundlage für sein Stilgefühl.
Er besuchte noch das erste
Semester der 1869 neugegrün-
deten Kunstgewerbeschule,
welche zunächst dem Poly-
technikum an-
gegliedert
war. In den
Ferien wurden
seine ersten
kunstgewerb-
lichen Modelle
im elterlichen
Geschäfte aus-
geführt: Thür-
und Fenster-
Beschläge für
die Burg Hohenzollern, für das
Hotel Marquardt und für das
Haus des Verlegers Hallberger
in Stuttgart. — Immer mehr über-
zeugte er sich so, dass das »Kunst-
gewerbe« sein eigentlicher Beruf
sei, und war im Begriffe, diese
Laufbahn thatkräftig zu verfolgen,
als der Krieg gegen Frankreich
ausbrach. Als Freiwilliger zog
er mit in's Feld, wurde jedoch
schon im Elsass von einer
schweren Typhus - Erkrankung
zurückgehalten. Nach dem Friedensschlüsse
modellirte er als Mitarbeiter seines Lehrers
und Oheims, des Bildhauers und Professors
Kopp an der Polytechnischen Schule ein
Epitaphium, welches zum Gedächtnisse an
seinen bei Champigny gefallenen Bruder in
Bronze gegossen wurde. Nach einer ein-
jährigen Thätigkeit in einer Eisengiesserei
als Zeichner und Modelleur winkte ihm

■)9. VT. 3.
 
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