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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Klein, Rudolf: Das heutige Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0178

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ROBERT ENGELS—DÜSSELDORF.

Plakat: Düsseldorfer freie literar. Vereinigung.

Pas heutige püsselpqkf.

echselreich und nicht
immer zu ihren Gun-
sten ist das Wachsen
der Städte. Es gibt
Städte, deren Zukunft
von Anbeginn in ihnen
im Keime liegt und
die sich nach einer
Richtung fortschrei-
tend entwickeln wie der Baum, der Jahr
um Jahr seinen Ring ansetzt und Jahr
um Jahr dichtere Blüthen treibt mit dem
wachsenden heissen Safte; aber es gibt
auch Städte, deren Wachsen ein Aufgeben,
Ausfliessen und Verschwimmen aller Per-
sönlichkeit und die dadurch, wenn in
ihrem engen Rahmen einst ein Karakte-
ristikon gedieh, dieses Kleinod's verlustig
werden, wie gewisse Pflanzen der Blüthen,
wenn sie in allzufetter Erde treiben,
sodass der geile Saft nur in wildes Laub
schiesst. So erging es eine Zeitlang Düssel-

dorf als Kunststadt. Einst war Düsseldorf
eine kleine Residenz mit ausgeprägtem,
stimmungsvollem Lokalkarakter an den Ufern
des sagenumwobenen Rheinstroms, deren
enge Architektur einst die steife Grazie
höfischen Zeremoniells erlebt, nach dem
Sturz des »empire« recht der Ort sentimen-
tal-romantischer Kunst. Damals gab es
keinen geeigneteren Ort, in dem sich das
Fühlen der Zeit zur Kunst hätte verdichten
können und Düsseldorf wurde eine Kunst-
stadt von Weltruf. Der Feldzug von 1870
aber vollzog einen Umschwung. Die bisher
blühende Kunst verfiel rapide, da ihr der
Nährboden, die für das Gedeihen nothwendige
Atmosphäre entzogen und der Strom be-
gabter Künstler ergoss sich nach München,
da eine neue Kunst in kräftigen Keimen
sprosste. Düsseldorf aber, in dem unter
allmählich sich verändernden Fokalverhält-
nissen die nun unzeitgemässe Kunst in
schwächlichen Vertretern ein kümmerliches

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