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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Fuchs, Georg: Angewandte Kunst im Glaspalast 1898
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0069

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Angewandte Kunst im Glaspalastc i8c>8.

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Elektrische Lampe. E. RIEGEL—MÜNCHEN.

unserer Forderung repräsentirt. Wer einiger-
massen imstande ist, sich ein Urtheil über
die Preise dieser scheinbar so bürgerlichen
Einrichtung zu bilden, dieses Kamines,
dieser kostbaren Wandstoffe usw., der wird
sich auch darüber klar sein, dass eine solche
Biedermaier-.Stube nur im Palais eines
Fürsten oder Millionärs als Kuriosität mög-
lich ist. Wir möchten bei der Vorzüglichkeit
der Arbeiten fast sagen: »Schade um die
aufgewandte Mühe und das viele Geld, für
welches man entschieden Besseres hätte
bieten können, — gleichviel ob antik oder
modern!

Wir sind durchaus nicht so einseitig,
dass wir auf einer der Kunst im allgemeinsten
Verstände gewidmeten kunstgewerblichen
Ausstellung, die vom bayerischen Staate
wie von der, Künstler aller Richtungen um-
fassenden Münchener Künstler-Genossen-
schaft in so überaus dankenswerther und
reichlicher Weise subventionirt wird, dem
Kunstgewerbe der älteren Richtung den
Zutritt ganz versagen möchten. In München

speziell ist in »deutscher Renaissance« so
vorzügliches geleistet worden, dass man un-
möglich sang- und klanglos darüber weg-
gehen darf. Nur müssen wir nachdrücklichst
betonen, dass auch dieser Zweig unserer
heimathlichen Produktion in einer das Pub-
likum über die Gestaltung von Haus und
Heim ästhetisch belehrenden Form vorge-
führt werde, gewissermassen in Parallele mit
den neuzeitlichen Bestrebungen und nicht
in Prunkräumen, die imgrunde genommen,
gar keinen Zweck haben. Es käme demnach
der von Emanuel Seidl so poetisch aus-
gestattete Wohnraum im römischen Stile
unserer Auffassung am nächsten, zumal er
die Antike nicht sklavisch und pedantisch
nachahmt, sondern sie in einer absolut mo-
dernen, unserem Empfinden entsprechenden
Umdeutung neu zu beleben sucht. In dieser
Weise scheinen uns die immerhin beträcht-

Silberne Zier-Vase. Prof. A. OEETERDINGEK.
 
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