Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

DOI Artikel:
Fuchs, Georg: Leopold Graf von Kalckreuth
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0084

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Leopold Graf von Kalckreuth.

61

PROF. LEOFOLD GRAF V. KALCKREUTH—KARLSRUHE.

Oelpemälde: »Das Alter«.

welche in dem Grafen Stanislaus von Kalck-
reuth, seinem Vater, der deutschen Kunst
bereits einen tüchtigen Landschafter gegeben
hatte. Kalckreuth d. Ä. war Direktor der
Kunstschule zu Weimar, an welcher auch
der Jüngere seit 1875 seinen ersten Kunst-
Unterricht empfing, zuerst ein Jahr im
Antikensaal unter Schauss, sodann unter
Alexander Struys in der Malklasse. Im
Jahre 1878/79 genügte er seiner Militär-
Pflicht zu Darmstadt und ward dann Schüler
der Zeichenklasse Benczur's an der Mün-
chener Akademie. Er wollte dann, wie alle
jungen Talente, die etwas Besonderes in
sich fühlten, den Unterricht des damals ge-
feiertsten Lehrers, Wilhelm Dietz, empfangen.
Allein der hatte keinen Platz für ihn, und
so bezog er sein eigenes Atelier. Seit 1885
unternahm er Studienreisen, welche ihn, wie
fast alle hervorragenden Maler dieses Zeit-
raumes auch nach Holland führten. In
einigen seiner Werke, welche schon seine
beginnende Eigenart empfinden lassen, wie
»Kann nicht mehr mit«, ist die Einwirkung

der holländischen Natur wie der holländischen
Kunst deutlich. Weit kräftigere Förderung
aber verdankte er der Heimath. In Dachau,
das in der Geschichte der deutschen Land-
schaftsmalerei unserer Zeit im Kleinen eine
ähnliche Rolle spielt, wie Barbizon in der
französischen von der Jahrhundertmitte im
Grossen, erstarkte in ihm die Empfindung
für das, was man als den »Stil in der Land-
schaft« bezeichnen darf, und zwar als den
neuzeitlichen Stil, der wesentlich koloristischen
Wesens ist. Kalckreuth hat es hier schon
versucht, die Figur in diesen Stil einzu-
beziehen. Er malte in Dachau u. a. seinen
»Leichenzug«. In den Jahren 1885 bis 1890
wirkte er in Weimar als Professor. Hier
entstanden: »Sommer« und »Auf dem Heim-
wege«. Von 1890 bis 1895 lebte er auf
dem Gute Höckricht in Schlesien. Hier, in
steter innigster Beziehung zur Natur und
dem Leben der einfachen Menschen, reifte
seine Kunstweise zu jener Höhe heran, die
wir in den »Aehrenleserinnen« und im
»Alter« bewundern. Hier bemalte er auch
 
Annotationen