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Georg Fuchs:
PROF. LEOP. GRAF v. KALCKREUTH—KARLSRUHE.
Oelbild: Wandschirm, »Erntc-Zugi..
die Flächen des in diesem Hefte wieder-
gegebenen Wandschirmes mit der Darstellung
eines Erntezuges. Mit dem bewussten Hin-
drängen auf ein stilistisches Erfassen der
Natur stellte sich ganz selbstverständlich die
Neigung zum Dekorativen ein, überhaupt
zum Anwenden der gewonnenen Form-
gebung. So widmete sich denn Kalckreuth,
dem das eigentliche Kunstgewerbe ja fern
liegen musste, nach seiner Uebersiedelung
an die Karlsruher Schule, mit Eifer den
graphischen Künsten, der Radirung und
und der Lithographie, auch das Plakat ver-
schmähte er nicht, und gab so den ihm ver-
trauenden Schülern ein Beispiel, das Folgen
haben sollte, welche die künstlerische Zeit-
geschichte an hervorragender Stelle ver-
merken muss.
Die Vereinfachung ist das, was man
gegenwärtig zuerst und als das Wichtigste
bei einem Künstler von Bedeutung sucht.
Im Gegensatze zu der bis vor Kurzem über-
wuchernden Kunstweise, welche den viel-
fältigsten Lebenserscheinungen in der viel-
fältigsten Art folgte, welche nothgedrungen
nicht nur zur Barbarisirung, sondern schliess-
lich zur Auflösung des Künstlerischen über-
haupt führen muss, ersteht wieder immer
stärker die uralte und wahre Kunstweise,
welche in Goethe ihren grössten Fürsprecher
hatte. Man besinnt sich wieder, dass unter
der ungeheueren Mannigfaltigkeit der Lebens-
erscheinungen gewisse einfachste Grundlagen
ruhen, auf die sie zurückzuführen sind, die
man bezeichnen mag, wie man will, mit
mystischen, philosophischen oder psycho-
logischen Formeln, die aber eben nur die
Kunst zur Empfindung bringen kann. Kalck-
reuth hat solche einfachste Symbole in seinen
reifsten Darstellungen des bäuerlichen Lebens
Georg Fuchs:
PROF. LEOP. GRAF v. KALCKREUTH—KARLSRUHE.
Oelbild: Wandschirm, »Erntc-Zugi..
die Flächen des in diesem Hefte wieder-
gegebenen Wandschirmes mit der Darstellung
eines Erntezuges. Mit dem bewussten Hin-
drängen auf ein stilistisches Erfassen der
Natur stellte sich ganz selbstverständlich die
Neigung zum Dekorativen ein, überhaupt
zum Anwenden der gewonnenen Form-
gebung. So widmete sich denn Kalckreuth,
dem das eigentliche Kunstgewerbe ja fern
liegen musste, nach seiner Uebersiedelung
an die Karlsruher Schule, mit Eifer den
graphischen Künsten, der Radirung und
und der Lithographie, auch das Plakat ver-
schmähte er nicht, und gab so den ihm ver-
trauenden Schülern ein Beispiel, das Folgen
haben sollte, welche die künstlerische Zeit-
geschichte an hervorragender Stelle ver-
merken muss.
Die Vereinfachung ist das, was man
gegenwärtig zuerst und als das Wichtigste
bei einem Künstler von Bedeutung sucht.
Im Gegensatze zu der bis vor Kurzem über-
wuchernden Kunstweise, welche den viel-
fältigsten Lebenserscheinungen in der viel-
fältigsten Art folgte, welche nothgedrungen
nicht nur zur Barbarisirung, sondern schliess-
lich zur Auflösung des Künstlerischen über-
haupt führen muss, ersteht wieder immer
stärker die uralte und wahre Kunstweise,
welche in Goethe ihren grössten Fürsprecher
hatte. Man besinnt sich wieder, dass unter
der ungeheueren Mannigfaltigkeit der Lebens-
erscheinungen gewisse einfachste Grundlagen
ruhen, auf die sie zurückzuführen sind, die
man bezeichnen mag, wie man will, mit
mystischen, philosophischen oder psycho-
logischen Formeln, die aber eben nur die
Kunst zur Empfindung bringen kann. Kalck-
reuth hat solche einfachste Symbole in seinen
reifsten Darstellungen des bäuerlichen Lebens