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/. L. Sponsel:
HANS R. V. VOLKMANN—KARLSRUHE.
jener Blätter wollen nicht lediglich in der
Mappe betrachtet sein, sondern sie können
sehr gut auch als Wandschmuck gelten. Und
dies ist als ein grosser Gewinn anzusehen.
Denn erwägt man, was seither als Schmuck
des Hauses von Werken des Kunstdruckes
für wenig Geld zu haben war, so erinnert
man sich bald mit Schrecken der dürftigen
Leistungen der Industrie, die mit dem farbigen
»Oeldruckbild« oder mit einfarbigen Kunst-
vereins-Kupferstichen den Geschmack weiterer
Kreise in Deutschland verdorben hat. Für
dasselbe Geld, das für jene Kunst-Surrogate
ausgegeben wird, lässt sich aber heute bei
uns ein Originaldruck erwerben, der einen
künstlerischen Werth hat
und fortdauernd den ästhe-
tischen Sinn seines Be-
sitzers zu erfreuen und
zu heben in der Lage ist.
Denn durch Nichts kann
der Sinn für Kunst so
sehr gefördert werden, als
durch den eigenen Besitz
eines Kunstwerkes, dessen
täglicher Anblick auf den
Geschmack des Besitzers
nie ohne Einfluss bleibt.
Das Bedürfniss nach einem
solchen billig zu erwer-
benden Wandschmuck
hat sich in letzter Zeit
bei uns in Deutschland
mehr und mehr geltend
gemacht. Wie mancher
Kunstfreund, dessen Mittel
nicht ausreichten, sich ein
theures Kunstwerk an-
zuschaffen , hat ein mo-
dernes Plakat in seinem
Heim aufgehangen! Eine
Zeitlang hoffte man, der
Frankfurter Meister Hans
Thoma werde mit seinen
Steindrucken diesem Be-
dürfniss entgegenkom-
men. Doch waren einer-
seits diejenigen Drucke,
denen er mit Farben einen
bildmässigen Eindruck
gab, so theuer, dass nur der reiche Mann sie
erwerben konnte, anderseits aber hatten die
lediglich als Steindrucke hergestellten Blätter
eine so breite, kaum noch dekorative Wirkung,
dass sie dem Zwecke als Wandschmuck
weniger gut zu dienen vermochten. Unter den
Kunstdrucken der Mitglieder des Karlsruher
Künstlerbundes wüsste ich eine ganze Reihe
von Blättern auszuwählen, die in jeder Hin-
sicht als eine Zierde der Wände zu gelten
hätten.
Mögen die Karlsruher Künstler bei
ihrem Vorhaben, sich im Kunstdruck zu
bethätigen, sich der Lithographie zunächst
aus dem Grunde bedient haben, weil diese
Algraphie: »Eifeldorf*
/. L. Sponsel:
HANS R. V. VOLKMANN—KARLSRUHE.
jener Blätter wollen nicht lediglich in der
Mappe betrachtet sein, sondern sie können
sehr gut auch als Wandschmuck gelten. Und
dies ist als ein grosser Gewinn anzusehen.
Denn erwägt man, was seither als Schmuck
des Hauses von Werken des Kunstdruckes
für wenig Geld zu haben war, so erinnert
man sich bald mit Schrecken der dürftigen
Leistungen der Industrie, die mit dem farbigen
»Oeldruckbild« oder mit einfarbigen Kunst-
vereins-Kupferstichen den Geschmack weiterer
Kreise in Deutschland verdorben hat. Für
dasselbe Geld, das für jene Kunst-Surrogate
ausgegeben wird, lässt sich aber heute bei
uns ein Originaldruck erwerben, der einen
künstlerischen Werth hat
und fortdauernd den ästhe-
tischen Sinn seines Be-
sitzers zu erfreuen und
zu heben in der Lage ist.
Denn durch Nichts kann
der Sinn für Kunst so
sehr gefördert werden, als
durch den eigenen Besitz
eines Kunstwerkes, dessen
täglicher Anblick auf den
Geschmack des Besitzers
nie ohne Einfluss bleibt.
Das Bedürfniss nach einem
solchen billig zu erwer-
benden Wandschmuck
hat sich in letzter Zeit
bei uns in Deutschland
mehr und mehr geltend
gemacht. Wie mancher
Kunstfreund, dessen Mittel
nicht ausreichten, sich ein
theures Kunstwerk an-
zuschaffen , hat ein mo-
dernes Plakat in seinem
Heim aufgehangen! Eine
Zeitlang hoffte man, der
Frankfurter Meister Hans
Thoma werde mit seinen
Steindrucken diesem Be-
dürfniss entgegenkom-
men. Doch waren einer-
seits diejenigen Drucke,
denen er mit Farben einen
bildmässigen Eindruck
gab, so theuer, dass nur der reiche Mann sie
erwerben konnte, anderseits aber hatten die
lediglich als Steindrucke hergestellten Blätter
eine so breite, kaum noch dekorative Wirkung,
dass sie dem Zwecke als Wandschmuck
weniger gut zu dienen vermochten. Unter den
Kunstdrucken der Mitglieder des Karlsruher
Künstlerbundes wüsste ich eine ganze Reihe
von Blättern auszuwählen, die in jeder Hin-
sicht als eine Zierde der Wände zu gelten
hätten.
Mögen die Karlsruher Künstler bei
ihrem Vorhaben, sich im Kunstdruck zu
bethätigen, sich der Lithographie zunächst
aus dem Grunde bedient haben, weil diese
Algraphie: »Eifeldorf*