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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Sponsel, Jean Louis: Die Karlsruher Künstler-Lithographien
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0100

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/. L. Sponsel.

HERMANN GATTIKER—KARLSRUHE.

Radirung: vlleldengrab«

der Malweise einzelner führender Meister des
Bundes lassen sich doch auch in den Litho-
graphien erkennen, obwohl die Vortragsweise
dem Material entsprechend eine ganz andere
geworden ist. Man kann von den Karlsruher
P'arben-Steindrucken sagen, dass sie den von
ihren Meistern gewonnenen Eindruck mehr
nach der dekorativen Seite hin ergänzen.

Bezeichnend für den Geist, der den
Karlsruher Künstlerbund in künstlerischer
Hinsicht zu beseelen scheint, ist es, dass
keines seiner Mitglieder sich von der Be-
tätigung in der Lithographie ausschliesst.
Vom ältesten bis zum jüngsten Mitgliede
haben sie alle, Lehrer sowohl wie Schüler,
ihre Beiträge geliefert, (soweit ich es zu über-
blicken vermag); und dies hat zweifellos da-
zu beigetragen, dass sie gegenseitig von ein-
ander gelernt haben und sich so schnell in
dem neuen Gebiete in voller Herrschaft zu
bewegen vermochten. Ja die meisten der
Blätter haben trotz ihrer Verschiedenheit im
Einzelnen doch einen gewissen einheitlichen
Karakter, der beispielsweise in den von Karls-
ruhe ausgegangenen Künstlerpostkarten sich

am deutlichsten erkennen
lässt und hier eine be-
stimmte spezifisch Karls-
ruherische Vortragsweise
und Farbenskala aufweist.
Es verdient noch hervor-
gehoben zu werden, da
man bei unseren Künst-
lern heutzutage so gerne
diesen oder jenen aus-
ländischen Einfluss nach-
zuweisen sucht und be-
sonders im Farbendruck
überall japanische Ein-
flüsse wittert, dass gerade
die bodenwüchsige Selb-
ständigkeit der Karlsruher
Kunstdrucke offenbar in
die Augen springen muss.

Sehen wir zunächst,
was die bekannten Namen
und führenden Meister des
Künstlcrbundes in der
Lithographie geschaffen
haben. Von Schönleber
ist uns nur bekannt geworden, dass er zu
den Künstlerpostkarten Beiträge geliefert
hat. Eine solche Karte, eine Landschaft
auf der sich die Baumgruppen in grüner
Silhouette vor einem leuchtend gelben
Abendhimmel abhebt, ist ein echter un-
verkennbarer Schönleber und dabei so flott
und »stilgerecht« als Lithographie ausgeführt,
als habe der Meister von jeher diese Kunst
geübt. Und welche künstlerische Vorurteils-
losigkeit spricht daraus, dass namhafte Künstler
wie er sich bei einem plötzlich in die Mode
gekommenen Artikel, wie der Ansichtspost-
karte, in die vorderste Reihe der Streiter
stellen, um damit ein neues Gebiet für die
Kunst zu erobern. Das ist auch den Karls-
ruhern glänzend gelungen! Ihr Beispiel ist
bis jetzt zwar nachgeahmt, aber nicht erreicht,
geschweige denn überboten worden. Es liegt
hier noch ein fruchtbares Feld für die künst-
lerische Thätigkeit offen, auf dem die Künstler
mit der Industrie Hand in Hand gehen und
als Erzieher des Geschmacks sich grosse
Verdienste erwerben können.

Auch Prof. F. Kallmorgcn, ein Schüler
 
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