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J. L. Sponsel:
ALBERT HAUEISEN—KARLSRUHE. Oelgemalde: »Heimkehr beim Gewitter
Schönleber's und der erste Vorsitzende des
Künstlerbundes, hat auf dem Gebiete der
Postkarte sich mit grossem Glück versucht.
Seine zehn Postkarten »von der Wasser-
kant« zeigen zumeist holländische Kinder
am Strande in ihrer originellen Tracht in
weniger kräftigen Farben. Seine hollän-
dischen Studien hat der Künstler sodann
noch in grösseren Lithographien verwerthet,
in denen er sich als feinsinnigster Kolorist
bewährt. Besonders sein Seestrand mit
einigen Gruppen von Frauen ist in den
Farben so fein abgetönt und so wirkungs-
voll in der Schilderung eines Ausschnitts aus
dem Leben, dass dessen Anblick immer
wieder das Auge erfreut. Seine volle Herr-
schaft über die Technik der Lithographie
zeigt er dann noch in der Behandlung eines
abendlichen Beleuchtungsproblems. Er hat
das Thema zweimal in ziemlich ähnlicher
Weise durchgeführt und
beidemal dazu einen
blauen Grundton gewählt.
Es ist ein Strassenbild
bei Regenwetter, das er
uns jedesmal vorführt; das
eine Mal werden die un-
bestimmten Umrisse durch
die Lichter eines Laden-
geschäfts und einer La-
terne etwas erhellt und
die Reflexe der Lichter
spielen auf dem nassen
Strassenpflaster; das an-
dere Mal sehen wir in
eine alte winkelige massig
erleuchtete Strasse hinein
unter dunkelviolettem
Abendhimmel. Die Aus-
führung des Problems ist
dem Künstler ebenfalls
vorzüglich gelungen.
Nicht minder fein und
gewählt in der Farbe sind
die beiden Lithographien
von Prof. Carlos Grcthe.
Seine Motive sind dem
Leben zur See seiner
Hamburgischen Heimath
entnommen. Da sehen
wir einmal an Bord eines Schooners einen
im Dämmerlichte der Kabine lesenden
Schiffer, ein Blatt von durchaus vornehmer
Tonwirkung, dann wieder in kräftigeren
Farben die Einfahrt eines Schiffes, wobei
die gelblichen und grün schimmernden
Meereswogen unter dem grauen Himmel
einen eigenthümlieh reizvollen Farbenakkord
abgeben.
Unter den Lithographien, die Professor
Leopold Graf v. Kalckreuth ausgeführt hat,
stehen die beiden gross angelegten Bildnisse
im engsten Zusammenhang mit dem Karakter
seiner bekannten Oelgemälde, in denen er
Typen aus dem Leben mit erstaunlicher
Wahrheit zu schildern weiss. Sind es auch
nur Kinderbildnisse, in deren Antlitz das
Leben noch keine bestimmten Züge einge-
graben hat, so bewährt sich auch hier wieder
seine ehrliche Erfassung der Wirklichkeit
J. L. Sponsel:
ALBERT HAUEISEN—KARLSRUHE. Oelgemalde: »Heimkehr beim Gewitter
Schönleber's und der erste Vorsitzende des
Künstlerbundes, hat auf dem Gebiete der
Postkarte sich mit grossem Glück versucht.
Seine zehn Postkarten »von der Wasser-
kant« zeigen zumeist holländische Kinder
am Strande in ihrer originellen Tracht in
weniger kräftigen Farben. Seine hollän-
dischen Studien hat der Künstler sodann
noch in grösseren Lithographien verwerthet,
in denen er sich als feinsinnigster Kolorist
bewährt. Besonders sein Seestrand mit
einigen Gruppen von Frauen ist in den
Farben so fein abgetönt und so wirkungs-
voll in der Schilderung eines Ausschnitts aus
dem Leben, dass dessen Anblick immer
wieder das Auge erfreut. Seine volle Herr-
schaft über die Technik der Lithographie
zeigt er dann noch in der Behandlung eines
abendlichen Beleuchtungsproblems. Er hat
das Thema zweimal in ziemlich ähnlicher
Weise durchgeführt und
beidemal dazu einen
blauen Grundton gewählt.
Es ist ein Strassenbild
bei Regenwetter, das er
uns jedesmal vorführt; das
eine Mal werden die un-
bestimmten Umrisse durch
die Lichter eines Laden-
geschäfts und einer La-
terne etwas erhellt und
die Reflexe der Lichter
spielen auf dem nassen
Strassenpflaster; das an-
dere Mal sehen wir in
eine alte winkelige massig
erleuchtete Strasse hinein
unter dunkelviolettem
Abendhimmel. Die Aus-
führung des Problems ist
dem Künstler ebenfalls
vorzüglich gelungen.
Nicht minder fein und
gewählt in der Farbe sind
die beiden Lithographien
von Prof. Carlos Grcthe.
Seine Motive sind dem
Leben zur See seiner
Hamburgischen Heimath
entnommen. Da sehen
wir einmal an Bord eines Schooners einen
im Dämmerlichte der Kabine lesenden
Schiffer, ein Blatt von durchaus vornehmer
Tonwirkung, dann wieder in kräftigeren
Farben die Einfahrt eines Schiffes, wobei
die gelblichen und grün schimmernden
Meereswogen unter dem grauen Himmel
einen eigenthümlieh reizvollen Farbenakkord
abgeben.
Unter den Lithographien, die Professor
Leopold Graf v. Kalckreuth ausgeführt hat,
stehen die beiden gross angelegten Bildnisse
im engsten Zusammenhang mit dem Karakter
seiner bekannten Oelgemälde, in denen er
Typen aus dem Leben mit erstaunlicher
Wahrheit zu schildern weiss. Sind es auch
nur Kinderbildnisse, in deren Antlitz das
Leben noch keine bestimmten Züge einge-
graben hat, so bewährt sich auch hier wieder
seine ehrliche Erfassung der Wirklichkeit