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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Harz, Heinrich: Erinnerung an den Hamburger Verein "Volkskunst"
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0152

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Heinrich Harz:

dankten, ebenso der Zeitschrift für Innen-
dekoration von Alexander Koch. Sehr oft
haben wir die trefflichen Aufsätze dieser
Zeitschrift zur Verlesung gebracht und uns
an den ausgezeichneten Illustrationen erfreut.

Im Jahre 1892 planten wir eine grössere
Volkskunst-Ausstellung in Lübeck. Wir hatten
schon viele Zusicherungen von Ausstellern
erhalten und seitens des Lehrer - Collegiums
der Lübecker Gewerbeschule das weit-
gehendste Entgegenkommen gefunden als
uns die Cholera überraschte und die Aus-
stellung vereitelte. Die schreckliche Seuche
entriss auch uns ein liebes Mitglied. Das war
damals eine trübe Zeit. Wir trafen uns an

M. VON BRAUCHITSCH—HALLE A. S.

den Vereinsabenden, schieden aber oft mit
dem Gedanken: Ob wir uns am nächsten
Donnerstag wohl wieder sehen?

Von einer erspriesslichen Vereinsthätig-
keit konnte unter diesen Verhältnissen nicht
die Rede sein, auch verliessen verschiedene
unserer Mitglieder später Hamburg. Wir
reorganisirten im nächsten Jahre allmonat-
lich unsern Verein und reorganisirten ihn
1894 zu Tode. Frühere Mitglieder des
Vereins Volkskunst sind jetzt in alle Lande
zerstreut. In Amerika, Frankreich, der
Schweiz, an verschiedenen Orten Süd,- Mittel-
und Nord-Deutschlands halten sich jetzt die
früheren Volkskünstler auf. Sechs oder
sieben sind als Lehrer an
kunstgewerblichen Schu-
len thätig, andere sind
zur »hohen« Kunst über-
gegangen; einer hat das
Kunststück fertig ge-
bracht, sich innerhalb
sieben Jahre vom ein-
fachen Tischlergesellen
zum Direktor einer der
ersten Möbelgeschäfte
Deutschlands heraufzu-
arbeiten. Wir andern
kämpfen hier noch
schlecht und recht den
Kampf um's Dasein.

Das Hauptverdienst
des Vereins, wenn von
einem solchen überhaupt
gesprochen werden kann,
liegt jedenfals in der
Herausgabe der »Bei-
träge zu einer Volks-
kunst« und wenn diese
Arbeit auch nur als klei-
ner Baustein zum statt-
lichen Bau der grossen,
deutschen Volkskunst an-
zusehen ist, an dem jetzt
von allen Seiten gear-
beitet wird, so hat damit
der Hamburger Verein
»Volkskunst« seine Exi-
stenzberechtigung gehabt.
Leinen-Decke. Uns Mitgliedern hat er
 
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