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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Klein, Rudolf: Das heutige Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0181

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Rudolf Klein.

PROF. JUL. BERGMANN—DÜSSELDORF.

zu gewinnen weiss, da auf den grossen
-»Internationalen« das Gute nicht geschlossen
genug, gesondert und apart auftritt. Es
gibt hier am Ort noch zu viel Mittelgut,
das parasitisch dem Keimenden die zum
Athmen nothwendige Luft beengt. Zudem
vermag nur Der das Gute, von auswärts
allzu laut und ungerecht oft gelästerte, voll
zu würdigen, der mit hiesigem Lokalkolorit
vertraut ist, denn nur Der kann konstatiren,
wie sehr die junge Kunst hier die Spuren
des Milieus trägt und aus dem Boden ge-
wachsen und eine solche Kunst ist ebenso
berechtigt, wie sie besser ist wie eine aus
Anlehnung entwickelte. »Lokale Kunst«
sollte die Losung wieder werden, ihr ver-
danken die grössten Epochen ihre Wesens-
innigkeit und Einheit. Dieses Lokalkolorit
findet sich hier z. B. in einem Theil der
Produktion des Arthur Kampf. Das erste
Bild, mit dem dieser noch junge Künstler
vor Jahren debutirte, »Die letzte Aussage«.
eines im Proletarierstreit Erstochenen stand
schon ganz auf dem Boden seiner Eigenheit.
Hiernach hatte er sich leider durch äussere

Gemälde: Am Tümpel.

Einflüsse dazu bewegen lassen, Geschichts-
bilder zu malen, die zwar von einer treff-
lichen realistischen Formbeobachtung zeugten,
einer meisterhaften Zeichnung, wie natur-
wahrem Kolorit, in denen er aber sein
Wesen keineswegs ausdrücken konnte. Das-
jenige Schaffensgebiet, auf dem A. Kampf
zuhause ist, ist die Volks- bezw. die Prole-
tarier-Schilderung; er malt nicht den Bauer,
er malt mit Vorliebe den Fabrikarbeiter.
Hin und wieder wagt er sich auch in alle-
gorische Gelände, seine Stärke aber liegt
entschieden auf dem Gebiete des Arbeiter-
bildes. Wer mit Düsseldorfer Verhältnissen
vertraut ist, erkennt auf seinen Bildern sofort
den rheinischen Arbeitertypus mit seinen
verschlossenen, finsteren Zügen, diesen wort-
kargen Menschen, der wenig mittheilsam ist.
Diesen Typus, dem, wenn er nicht gerade
in froher Schnapslaune ist, etwas finsteres
anhaftet, stellt Kampf seinem Wesen ent-
sprechend, vielleicht aus einer unbewussten
Empfindung heraus, gern in sozial-tenden-
ziösen Kontrasten dar, was seinen Arbeiter-
bildern etwas von jener schwülen Stimmung
 
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