i6o
Rudolf Klein :
ALFRED SOHN-RETHEL— DÜSSELDORF.
Gemälde.
gehalten, er ist stehen geblieben. Damals
stellte er eine Kollektion Porträts aus, die
den Stempel des Geschmackes weltlicher
Abstammung trugen, ein feines Farbengefühl
verriethen im Zusammen-
stellen zarter Toiletten
und eine eigenthümlich
intime Behandlung der
Interieurs aufwiesen. Die
intime Behandlung des
Interieurs hat er seitdem
vernachlässigt und das
Hauptaugenmerk auf den
Ton der Toilette gelegt.
Es bleibt zu bedauern,
dass die technische Voll-
endung mit der Eigen-
art des Künstlers nicht
Schritt gehalten, und er
vorläufig keiner weiteren
Entwickelung entgegen-
sieht. — Das Gegentheil
von dieser äusserlichen
Toilette - Porträtkunst
scheint Funk werden zu
wollen, dessen beste Bei- A. lins—Düsseldorf.
stungen leider nicht für die Reproduktion
zu haben waren. Er ist voll Innerlichkeit
und scheint Verständniss für die Frauen-
seele zu besitzen. Seine »Dame auf rothem
Grund« erinnerte an F. A. Kaulbach, dessen
wirkliche Vornehmheit trotz aller Lästerung
in Deutschland von keinem »Modernen«
erreicht ist. Diese Art des Damenbild-
nisses scheint leider immer mehr aus der
Mode zu kommen; vielleicht, weil der
wirklich vornehme Frauentypus aus der
Mode kommt? Es mochte einen fast ein
leichter Ekel manchmal überkommen vor
dem demi-mondehaften Zug des Weibes auf
den Bildern der modernen Porträtisten.
Möchten sie die englischen Porträtisten des
vorigen Jahrhunderts studiren, um zu lernen,
was Vornehmheit beim Weibe ist! Sollte
das moderne Weib wirklich so entartet sein
und an Stelle des adeligen Glanzes nur noch
den kokottenhaften Patschouliduft ausströmen ?
Es scheint mir, als ob hieran der halbwelt-
lerische Zug der grossen Städte die Schuld
trüge und sollten sich die geeigneten Porträt-
maler einmal in die Provinz begeben, wo-
möglich in ganz kleine Flecken auf altadelige
Herrensitze, da der Konservativismus auch
dem Weibe etwas von seiner alten Grösse
Gemälde: Im Baumgarten.
Rudolf Klein :
ALFRED SOHN-RETHEL— DÜSSELDORF.
Gemälde.
gehalten, er ist stehen geblieben. Damals
stellte er eine Kollektion Porträts aus, die
den Stempel des Geschmackes weltlicher
Abstammung trugen, ein feines Farbengefühl
verriethen im Zusammen-
stellen zarter Toiletten
und eine eigenthümlich
intime Behandlung der
Interieurs aufwiesen. Die
intime Behandlung des
Interieurs hat er seitdem
vernachlässigt und das
Hauptaugenmerk auf den
Ton der Toilette gelegt.
Es bleibt zu bedauern,
dass die technische Voll-
endung mit der Eigen-
art des Künstlers nicht
Schritt gehalten, und er
vorläufig keiner weiteren
Entwickelung entgegen-
sieht. — Das Gegentheil
von dieser äusserlichen
Toilette - Porträtkunst
scheint Funk werden zu
wollen, dessen beste Bei- A. lins—Düsseldorf.
stungen leider nicht für die Reproduktion
zu haben waren. Er ist voll Innerlichkeit
und scheint Verständniss für die Frauen-
seele zu besitzen. Seine »Dame auf rothem
Grund« erinnerte an F. A. Kaulbach, dessen
wirkliche Vornehmheit trotz aller Lästerung
in Deutschland von keinem »Modernen«
erreicht ist. Diese Art des Damenbild-
nisses scheint leider immer mehr aus der
Mode zu kommen; vielleicht, weil der
wirklich vornehme Frauentypus aus der
Mode kommt? Es mochte einen fast ein
leichter Ekel manchmal überkommen vor
dem demi-mondehaften Zug des Weibes auf
den Bildern der modernen Porträtisten.
Möchten sie die englischen Porträtisten des
vorigen Jahrhunderts studiren, um zu lernen,
was Vornehmheit beim Weibe ist! Sollte
das moderne Weib wirklich so entartet sein
und an Stelle des adeligen Glanzes nur noch
den kokottenhaften Patschouliduft ausströmen ?
Es scheint mir, als ob hieran der halbwelt-
lerische Zug der grossen Städte die Schuld
trüge und sollten sich die geeigneten Porträt-
maler einmal in die Provinz begeben, wo-
möglich in ganz kleine Flecken auf altadelige
Herrensitze, da der Konservativismus auch
dem Weibe etwas von seiner alten Grösse
Gemälde: Im Baumgarten.