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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Klein, Rudolf: Das heutige Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0191

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Das heutige Düsseldorf.

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A. DEUSSEK—DÜSSELDORF.

Studie: Gesehnt z-Putzcn.

bewahrt hat. — Ein Künstler, der einzige in
Düsseldorf, der nach französischem Muster
nur »Maler« ist, d. h. Maler um der male-
rischen Qualitäten und Wirkungen willen,
und aus diesem Empfinden heraus alles malt,
wie Bastieu - Lepage und seine Schüler, ist
Alfred Sohn-Rethel, der Enkel des grossen
Rethel, des einzigen deutschen Monumental-
malers. Alfred Sohn-Rethcl's Kunst macht
einen durchaus französischen Eindruck, in
dem in seiner Kunst wie bei den Franzosen
nicht der Gedanke, sondern die geistreiche
malerische Behandlung die Hauptsache ist.
Er hat erst wenig ausgestellt und schult sich
augenblicklich noch in Paris, aber die kleine
Kollektion, die er vor Jahresfrist brachte, bot
ganz Vortreffliches. Da war ein ausgezeich-
netes Selbstporträt in zarten weichen Tönen,
desgleichen das Porträt einer jungen Frau,
eine entzückende Verkörperung nahenden
Mutterglückes, ein Bild ganz in Weiss. Da
sah man Strassenszenen und kleine Land-
schaften, alles pikant und intim und ein köst-
lich gemaltes Bild »Schweine«. Dann aus-
gezeichnete Rothstiftblätter. Es ist ein weiter

Schritt von Alfred Rethels Monumentalkunst
zu des Enkels intimen malerischen Reizen,
aber der einzig richtige und ein Zug wahren
Künstlerthums. Ein unbegabter Künstler
würde vielleicht versucht haben dem grossen
Grossvater in's Handwerk zu pfuschen, zu-
mal hier in Düsseldorf noch vielfach die
gefährliche Ansicht verbreitet ist, dass die
wahre, grosse Kunst nur die räumlich grosse
sei! — Das Gebiet der Herrenbildnissmalerei
ist augenblicklich in Düsseldorf nicht beson-
ders gut vertreten. Nachdem Schneider—
Didann einmal einen tüchtigen Anlauf genom-
men folgte bald ein bedauerlicher Stillstand
und hat Ludwig Keller augenblicklich wieder
die Spitze. Es ist ein Künstler, über dessen
Wesen man sich noch nicht recht klar ist.
Neben vereinzeinten vortrefflichen Porträts
laufen manche unklare Experimente mit unter,
er scheint zu jenen zu gehören, bei denen
das Verständniss grösser ist, wie die ursprüng-
liche Begabung. Durch kluge Umsicht hat
er seine Talente zu lenken gewusst, ein Talent,
das bei weniger Intellekt wohl kaum den
Grad von Ausbildung erreicht hätte. —
 
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