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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Klein, Rudolf: Das heutige Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0194

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164

Rudolf Klein:

Methode nicht auf seine Schüler anwendet,
sondern sich von ihnen plump kopiren lässt,
man sagt, eine Eitelkeit, »Schule zu machen«,
läge dem zugrunde. — Der begabteste der
Gebhardtschüler, die den Meister sklavisch
kopiren, ist Pfannschmidt, der Sohn des
bekannten Nazareners. Er besitzt vortreff-
liche Eigenschaften, aber was gilt alle tech-
nische Gewandtheit, wenn ein Künstler keine
eigene Auffassung hat. Statt aus dem Wesen
der Gebhardt'sehen Kunst zu schaffen, auf
den Grundgesetzen seiner Kunst eine eigene
aufzubauen, macht Pfannschmidt sich die
Sache so bequem, dass wir auf seinen Bildern
lauter Typen begegnen, die wir von Geb-
hardts Bildern genau kennen. Zudem hat
sein Kolorit trotz aller Wärme und Eeinheit
den Fehler, dass es auf Reflexen beruht,
statt auf subjektiver Gefühlsumwerthung der

O. HEICHKRT—DUSSELDORF.

Gemälde.

Naturtöne, auf der das Kolorit aller grossen
Koloristen beruht. Bei einer solchen An-
lehnung wie die Pfannschmidt's an Gebhardt,
kann das Ergötzliche passiren, das sich
diesen Sommer auf der Jubiläums-Ausstellung
in Wien ereignete, dass das Publikum das
umfangreiche Bild des Schülers anstaunt und
das kleine, in einer Ecke hängende des
Meisters übersieht! — Im Gegensatz zu
Pfannschmidt und anderen hat sich Hcichert
ganz aus Gebhardt's Banden gelöst, ihm
merkt man des Eehrers Einfluss nicht mehr
an. Er liebte es, das intime Innenleben der
kleinen Leute zu gestalten, ihre Lust und
ihr Leid, den Bauer auf dem Felde und den
Bauer daheim, bei harter Arbeit oder im
trauten Familienkreis, jeweilig auch in
schweren Katastrophen. Er besitzt einen
entschieden eigenen aber etwas engeren
Gefühlskreis, der sich
aber mehr und mehr zu
weiten beginnt und in
letzter Zeit, vor einem
begonnenen Bilde in sei-
nem Atelier in mir das
Gefühl rege werden Hess,
dass Heichert der einzige
der jungen Künstler ist,
der eine fortschreitende
Entwickelung zum Besse-
ren aufzuweisen hat. Die
meisten der übrigen haben
ihr anfängliches Können
nicht zu überschreiten
vermocht. Heichert's an-
fangs enger Gefühlskreis
beginnt sich nun zu wei-
ten. Er war immer ehr-
lich , manchmal etwas
kleinlich, aus welch' klein-
licher Empfindungsweise
eine gequälte Technik
entsprang, die sich nun
auch vereinfachen, dehnen
und schliessen wird. Er
war von jeher eine em-
pfindende, aber in den
engen Kreis kleinbürger-
licher Anschauung ge-
Am Krankenbett, bannter Künstler, dessen
 
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