Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

DOI Artikel:
Klein, Rudolf: Das heutige Düsseldorf
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0196

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
i66

Rudolf Klein:

LUDW. KELLER—DÜSSELDORF. Porträt.

niclit fehlen, freilich nicht in der Art, wie
unsere veralteten Genremaler es gestalten,
sondern im Sinne der alten Holländer und
der modernen Dänen! Es ist ein Fehler
und Mangel der modernen Kunst, dass sie
zwischen Patschouly und Holzschuh schwankt,
das gesunde Bürgerthum nicht aber in seinen
Gestaltungskreis hineinzieht! Und doch hat
gerade der wahre Aristokratismus im Gegen-
satz zum Plutokratismus eine gewisse innere
Verwandtschaft mit ihm, eben infolge seines
konservativen Elementes, seiner inneren
Sesshaftigkeit wegen, die dem Grossstadt-
börsianer unbekannt, der deutschen Kunst
aber wieder sehr geläufig werden sollte. —
Zwei Künstler älterer Generation, die im
heutigen Düsseldorf eine isolirte .Stellung
einnehmen, sind der rühmlichst bekannte, un-
längst nach hier übergesiedelte Claus-Meyer
und der von Anbeginn Düsseldorf ange-
hörende Carl Gehrts. Claus-Meyer's Per-
sönlichkeit, der einst zu den bahnbrechen-
den Geistern des deutschen Realismus ge-
hörte, ist kunstgeschichtlich längst fest-
gestellt und allzu bekannt, um hier näher
erörtert werden zu brauchen. Karl Gehrts
aber, mehr wie jener zum eigentlichen
Düsseldorf gehörend, da er immer hier an-

sässig, bedarf an dieser Stelle eingehender
Würdigung. Gerade im vergangenen Sommer
hat er seine bisher umfangreichste Arbeit,
die man wohl sein Lebenswerk nennen kann,
vollendet, mit den Fresken, die das Treppen-
haus der Düsseldorfer Kunsthalle schmücken.
Das Grundwesen der Gehrts'schen Kunst
ist eine innige, schlicht deutsche Märchen-
poesie, die in grösseren Werken, da es ihr
an Monumentalität fehlt, manchmal einen
etwas theatralischen, illustrativen Zug an-
nimmt! Diese beiden Parallelströmungen
lassen sich auch in den Düsseldorfer Fresken
unterscheiden. Der obere Lünetta-Cyklus ist
im Stile dieser innigen Märchenform ge-
staltet, fein und geistreich in der Kompo-
sition und voll stimmungsvollen Märchen-
zaubers, dessen schlichte, echt volksthümliche
Innigkeit die in sich ausgeglichene, har-
monisch reiche und satte Farbengebung zur

HELLER—DÜSSELDORF. Damen-Bildniss.
 
Annotationen