Das heutige Düsseldorf.
167
vollen Reife erhöht, wäh-
rend der untere Cyklus,
der in monumentaler Form
die grossen Wandflächen
bedeckt, etwas an Aeusser-
lichkeit krankt, was in
manchen Bildern durch
das Schwierige des Vor-
wurfs bedingt worden sein
mag, so das Bild »Re-
naissance« , das in seiner
sorgfältigen Gruppirung,
bei allzu bewusster Pose
der Figuren, an eine
Theaterszene erinnert.
Die Vorzüge selbst dieser
Bilder aber sind, dass
GeJirts vollends auf eige-
nen Füssen steht, durch-
aus nicht Eklektiker ist,
wie Janssen! Gehrts ge-
hört wie Gebhard zu
jenen Künstlern, die als
Uebergang zwischen der
alten und neuen Kunst-
anschauung stehen, nicht
nur in die Neuzeit hinein-
lebten, sondern sich nach
Kräften aus den Schwä-
chen alter Tradition zu
retten suchten und fleissig,
ungeheuer fleissig und
gewissenhaft an sich ge-
feilt und geformt haben,
bis sie als Persönlichkeiten dastanden, deren
Wesen uns Moderne aber dennoch innerlich
kalt lässt, eben ihres Werdegangs wegen.
Infolge dessen finden wir z. B. bei Gehrts
genau dieselbe Erscheinung wie bei Geb-
hardt, nämlich die, dass ihren Studien und
Zeichnungsblättern ein höherer künstlerischer
Werth fehlt, bei Beiden wirkt erst das
vollendete Bild! Dem einzelnen Stück ihrer
Hand fehlt der göttliche Funke! Gehrts's
Eigenart ist zudem die Freskomalerei. Als
Oelmaler ist er schwach. Die überaus
schwierige Technik der Freskomalerei be-
herrscht er mit Ausnahme von Prell wohl
von den Zeitgenossen am glücklichsten. —
Verwandte Geister, doch in's moderne
FUNK-DÜSSELDORF.
Damen-Bildniss.
übertragen, sind der, neuerdings durch die
Jugend recht bekannt gewordene Robert
Engels und Carl Deusser. Engels erinnert
in seiner Art an den Worpsweder Minne-
dichter Vogler. Leider steht uns nichts
derartiges zur Verfügung, sondern nur sein
Plakat. Das deutsche Märchen, die Ro-
mantiker, Novalis vor allem sind reine
Fundgruben und Alt-Nürnberg mit seinen
Giebeln und traulichen Dächern, die Be-
hausung für seine Ritter und Edelfräulein;
in wildwachsenden Gärten reichen auf seinen
Blättern überschlanke Jungfrauen, geheimniss-
voll duftende Blüthen dem stahlgepanzerten
Knappen. Deusser schwankt, wie sein
»heiliger Georg« zeigt, zwischen solchen
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vollen Reife erhöht, wäh-
rend der untere Cyklus,
der in monumentaler Form
die grossen Wandflächen
bedeckt, etwas an Aeusser-
lichkeit krankt, was in
manchen Bildern durch
das Schwierige des Vor-
wurfs bedingt worden sein
mag, so das Bild »Re-
naissance« , das in seiner
sorgfältigen Gruppirung,
bei allzu bewusster Pose
der Figuren, an eine
Theaterszene erinnert.
Die Vorzüge selbst dieser
Bilder aber sind, dass
GeJirts vollends auf eige-
nen Füssen steht, durch-
aus nicht Eklektiker ist,
wie Janssen! Gehrts ge-
hört wie Gebhard zu
jenen Künstlern, die als
Uebergang zwischen der
alten und neuen Kunst-
anschauung stehen, nicht
nur in die Neuzeit hinein-
lebten, sondern sich nach
Kräften aus den Schwä-
chen alter Tradition zu
retten suchten und fleissig,
ungeheuer fleissig und
gewissenhaft an sich ge-
feilt und geformt haben,
bis sie als Persönlichkeiten dastanden, deren
Wesen uns Moderne aber dennoch innerlich
kalt lässt, eben ihres Werdegangs wegen.
Infolge dessen finden wir z. B. bei Gehrts
genau dieselbe Erscheinung wie bei Geb-
hardt, nämlich die, dass ihren Studien und
Zeichnungsblättern ein höherer künstlerischer
Werth fehlt, bei Beiden wirkt erst das
vollendete Bild! Dem einzelnen Stück ihrer
Hand fehlt der göttliche Funke! Gehrts's
Eigenart ist zudem die Freskomalerei. Als
Oelmaler ist er schwach. Die überaus
schwierige Technik der Freskomalerei be-
herrscht er mit Ausnahme von Prell wohl
von den Zeitgenossen am glücklichsten. —
Verwandte Geister, doch in's moderne
FUNK-DÜSSELDORF.
Damen-Bildniss.
übertragen, sind der, neuerdings durch die
Jugend recht bekannt gewordene Robert
Engels und Carl Deusser. Engels erinnert
in seiner Art an den Worpsweder Minne-
dichter Vogler. Leider steht uns nichts
derartiges zur Verfügung, sondern nur sein
Plakat. Das deutsche Märchen, die Ro-
mantiker, Novalis vor allem sind reine
Fundgruben und Alt-Nürnberg mit seinen
Giebeln und traulichen Dächern, die Be-
hausung für seine Ritter und Edelfräulein;
in wildwachsenden Gärten reichen auf seinen
Blättern überschlanke Jungfrauen, geheimniss-
voll duftende Blüthen dem stahlgepanzerten
Knappen. Deusser schwankt, wie sein
»heiliger Georg« zeigt, zwischen solchen