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Harald Grävell van Jostenoode: Germanische Kunst.
ein naheliegender Gedanke, es einmal mit
einer germanischen Kunstausstellung zu
versuchen? Es bestehen deutsche Kunstaus-
stellungen, englische, nordische; aber zu einer
gemeinsamen, die sämmtliche germanischen
Länder umfasst, hat man es noch nicht
gebracht. Und doch wäre es wünschens-
werth, von Zeit zu Zeit eine Uebersicht über
den jeweiligen .Stand, den Fortschritt oder
Rückschritt unserer volksthümlichen Kunst
zu erhalten. Der germanische Geist würde
dadurch mächtig gefördert, die Künstler durch
PROF. G. OEDER—DUSSELDORF
Schrank mit Xylektij>om-Füllungen.
Ausführung j. buvten & söhne—Düsseldorf,
das Anschauen und Vergleichen der Werke
ihrer Stammesgenossen geläutert. Die
schwedische, österreichische, englische etc.
Kunstanschauung würde dazu beitragen,
eine grossgermanische ins Leben zu rufen.
Dies der Gedanke der Zukunft.
Im Jahre igoo soll das erste deutsche
Nationalfest gefeiert werden, zu gleicher Zeit
mit der internationalen Weltausstellung zu
Paris. Alle fünf Jahre sollen dann die Fest-
spiele wiederholt werden. Richte man doch
im Jahre 1903 eine erste allgermanische
Kunst- und Kunstgewerbe-
Ausstellung in Berlin ein und
wiederhole man sie ebenfalls
alle 5 Jahre! Führe man
gleichzeitig neben den Werken
der bildenden Kunst solche
der redenden und tönenden
vor! Gebe man die besten
Musikwerke, Opern u. Schau-
spiele in den verschiedenen
germanischen Sprachen am
selben Orte zu Gehör! Dann
hätte man eine vollständige
Uebersicht über sämmtliche
Aeusserungen der germa-
nischen Musen. Der Hass und
die Zwietracht, die Eifersucht
und der Neid, der jetzt noch
zwischen so vielen germa-
nischen Völkern besteht, wird
auf die Weise allmählich ver-
schwinden und der Harmonie
Platz machen, denn nichts
bindet so sehr aneinander
als das gemeinsame ehrliche
Streben nach einem grossen
Ziele. Erhaben aber wäre
und bisher noch nicht da-
gewesen ein solches edles
Wettstreiten um die Palme
in der Kunst. Möchten zu-
nächst die Künstler in den
verschiedenen Ländern, dann
aber auch die zahlreichen
Gönner und Kunstfreunde, und
nicht zum wenigsten die ger-
manischen Fürsten, sowie die
Regierungen sich für diesen
Harald Grävell van Jostenoode: Germanische Kunst.
ein naheliegender Gedanke, es einmal mit
einer germanischen Kunstausstellung zu
versuchen? Es bestehen deutsche Kunstaus-
stellungen, englische, nordische; aber zu einer
gemeinsamen, die sämmtliche germanischen
Länder umfasst, hat man es noch nicht
gebracht. Und doch wäre es wünschens-
werth, von Zeit zu Zeit eine Uebersicht über
den jeweiligen .Stand, den Fortschritt oder
Rückschritt unserer volksthümlichen Kunst
zu erhalten. Der germanische Geist würde
dadurch mächtig gefördert, die Künstler durch
PROF. G. OEDER—DUSSELDORF
Schrank mit Xylektij>om-Füllungen.
Ausführung j. buvten & söhne—Düsseldorf,
das Anschauen und Vergleichen der Werke
ihrer Stammesgenossen geläutert. Die
schwedische, österreichische, englische etc.
Kunstanschauung würde dazu beitragen,
eine grossgermanische ins Leben zu rufen.
Dies der Gedanke der Zukunft.
Im Jahre igoo soll das erste deutsche
Nationalfest gefeiert werden, zu gleicher Zeit
mit der internationalen Weltausstellung zu
Paris. Alle fünf Jahre sollen dann die Fest-
spiele wiederholt werden. Richte man doch
im Jahre 1903 eine erste allgermanische
Kunst- und Kunstgewerbe-
Ausstellung in Berlin ein und
wiederhole man sie ebenfalls
alle 5 Jahre! Führe man
gleichzeitig neben den Werken
der bildenden Kunst solche
der redenden und tönenden
vor! Gebe man die besten
Musikwerke, Opern u. Schau-
spiele in den verschiedenen
germanischen Sprachen am
selben Orte zu Gehör! Dann
hätte man eine vollständige
Uebersicht über sämmtliche
Aeusserungen der germa-
nischen Musen. Der Hass und
die Zwietracht, die Eifersucht
und der Neid, der jetzt noch
zwischen so vielen germa-
nischen Völkern besteht, wird
auf die Weise allmählich ver-
schwinden und der Harmonie
Platz machen, denn nichts
bindet so sehr aneinander
als das gemeinsame ehrliche
Streben nach einem grossen
Ziele. Erhaben aber wäre
und bisher noch nicht da-
gewesen ein solches edles
Wettstreiten um die Palme
in der Kunst. Möchten zu-
nächst die Künstler in den
verschiedenen Ländern, dann
aber auch die zahlreichen
Gönner und Kunstfreunde, und
nicht zum wenigsten die ger-
manischen Fürsten, sowie die
Regierungen sich für diesen