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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Schölermann, Wilhelm: Neuere Wiener Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0244

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Neuere Wiener Architektur.

213

und Bildhauer im zweiten Wiener Sonder-
heft besprochen werden. Hier sei nur im
Ganzen hervorgehoben, dass die Ausstellung
ein schöner und wohlverdienter Erfolg ge-
wesen ist.

Olbrich hat noch eine Anzahl anderer
Entwürfe für ein Künstlerhaus ausgearbeitet,
die wir hier gleichfalls zur Ansicht bringen.
Sie waren für einen anderen Platz bestimmt,
auf dem das Secessionsgebäude jedoch nicht
aufgebaut werden konnte. Das zweite Projekt
wird aber für das neue Künstlerhaus in
Krakau jetzt zur Ausführung kommen.

In allen seinen Plänen und Ideen zeigt
Olbrich eine reiche und originelle Erfindungs-
gabe, welche süddeutsche Wärme mit nordi-
schem Ernst zu vereinigen strebt. Den Geist
und die Handschrift des Künstlers zeigen
vielleicht am deutlichsten seine hier wieder-
gegebenen vier Entwürfe zu Grabdenkmälern.
In gewichtigen Massen bauen sie sich auf,
gleich Schlusssteinen im Menschendasein,
lastend und abschliessend in ihrer ruhenden
Grösse. Man braucht heutzutage das herr-
liche Wort »monumental« etwas reichlich
viel, auch da, wo es leider oft mit — brutal
verwechselt wird. Olbrich sieht, denkt und
empfindet aber wirklich monumental. Es
genügt auf die Skizze mit den beiden
Eckpfeilern hinzuweisen, oder auf jene mit
dem sehr geistvoll verwendeten Motiv des
grossen griechischen Omega. (Seite 212).

Auch für das Kunstgewerbe hat Olbrich
mancherlei geschaffen, Wanddekorationen,
Bilderrahmen, Schmuckkasseten, Buchdeckel,
Vorsatzpapiere und dgl.

Von den Wiener Arckitekten der jüngeren
Schule ist bei Gelegenheit meines kurzen
Ueberblicks über die Jubiläumsausstellung im
Prater (Septemberheft, Jahrg. 1) die Rede
gewesen.*) Bei den Bauten in dieser kleinen
»Ausstellungsstadt« war damals Gutes und
Böses so durcheinander gewürfelt, dass es
einer eingehenden Besprechung bedurft hätte,
um das eine vom anderen zu scheiden. Im-
merhin war Anregung in Hülle und Fülle
geboten und als die hervorragenderen Namen
konnten Ludwig Fabiani, (Pavillon der Wiener

*) Grössere Illustration im Oktober-Heft 1898 der
»Zeitschrift für Innen-Dekoration«.

Skizze: Portal einer Villa. J. M. OLBRICH—WIEN.

Stadterweiterung, S. 198, von dessen Portal, mit
reicher Glas- und. Eisenverzierung, wir S. 203
eine Abbildung bringen), Ludwig Baumann,
Joseph Urban, (zwei bosnische Pavillons),
Bressleräf Windrisch genannt werden, wobei
dekorative Talente, wie Plecnik, Bildhauer
Heyda u. A. wesentlich zum künstlerischen
Gesammtbild beitrugen. Von diesen wird im
zweiten Heft die Rede sein. Als beste
Dekorationsmalerei in der Prater-Ausstellung
habe ich die beiden Wandbilder erwähnt,
welche zwei kleine Stehbierhallen schmückten.
Sie sind hier abgebildet auf Seite 224 (Maler
Max Kurzweil) und 225 (Maler Wilhelm List).
Eine in Verkürzung aufgenommene Ansicht
vom Eingangsportal zur Ausstellung gibt
unsere Illustration wieder auf Seite 202.

Seit Jahren arbeiten die Wiener an ihren
sehr umfangreichen Bauten und Anlagen
der sogenannten Stadt- und Wienfluss-
regulirung, die langsam, aber ununter-
brochen weitergeführt werden, so dass das
Stadtbild augenblicklich recht wenig günstig
erscheint, gleichsam wie in fortwährender
Mauserung begriffen. An diesen Regu-
lirungswerken sind in erster Linie die Ge-
brüder Mayreder betheiligt, welche jüngst
auch den Ausbau des Karlskirchenplatzes
(dieses herrlichen Barockbaues Fischer von
Erlach's) beendet haben. Auch für die
innere Dekoration modernen Stils hat Julius
Mayreder verschiedene seiner Entwürfe aus-

99. v. 3.
 
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