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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0266

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Bücherschau.

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ist noch nicht abgethan und das Neue noch
nicht ganz abgeklärt, als dass man heute
schon sich ein abgerundetes Bild machen
könnte über die mit ungestümen Drängen
der Jüngsten produzirte Zukunfts - Kunst.
Dass diese schliesslich durchdringen wird,
daran zweifele ich keinen Augenblick, denn
jede Zeit will und muss in kultureller Hin-
sicht ihren nur ihr eigenen Ausdruck finden.
Haben wir auch das Zeitalter der Maschinen,
so zählen wir aber doch trotzalledem ein
freies geistiges Ringen gerade in den Kreisen,
die man als Sklaven-Zentren der Maschinen
betrachtete, zu den besten modernsten Er-
rungenschaften. Die Lessing'schen
Worte wiegen ja heute nicht mehr so
schwer wie vor zehn Jahren, da es
überhaupt keine andere Instanz als ein
Kunstgewerbe-Museum gab, kommen
aber gerade jetzt zu gelegener Zeit, um
die Gemüther hüben wie drüben an
gewisse Wendungen der Dinge in sach-
lichster Form zu erinnern. Manchem
Kunst - Heisssporn werden sie Ab-
kühlung bringen, manchem Zaghaften
und Zurückbleibenden dagegen auch
Aufmunterung. Ganz gewiss wird aber
die »Moderne Kunst« siegen — sie
kann nicht anders. Ein ganz anderes
Geschlecht wächst heran, mit anderem
Verlangen, anderen Bedürfnissen. Es
wird freier, natürlicher werden und
doch nicht gottlos. Das Lesen in der
Natur und in der Bibel wird unser
Leben verinnerlichen und die Kunst
wird der eigentlichste Dolmetsch unse-
res Innenlebens werden.

O. SCH.—K.

Künstler-Monographien, herausge-
geben von Prof. Knackfuss, Verlag
von Velhagen & Klasing, Leipzig.
Rethel von Max Schmid in Aachen.
— Diese äusserst sorgfältig und ein-
dringend gearbeitete Studie unseres ge-
schätzten Mitarbeiters füllt endlich eine
Lücke in unserer künstlerischen Zeit-
geschichte aus, die allzu lange als ein
wenig ehrenvolles Zeugniss deutscher

Gleichgiltigkeit gegenüber den grossen
Meistern der Heimath geklafft hatte. Immer
klarer beginnen wir in die Epoche, die
unmittelbar vor der uns als spezifisch
»modern« erscheinenden liegt, hinein zu
blicken, und immer gewaltiger treten zwei
Meister aus derselben hervor, welche zu
ihren Lebzeiten hinter Modegrössen zurück-
bleiben mussten, die für uns heute mit
diesen beiden wahrhaft grossen, mit Schwind
und Rethel überhaupt unvergleichbar er-
scheinen. Max Schmid hat es nicht unter-
lassen , die Pflicht der Gerechtigkeit einer
besser unterrichteten Nachwelt zu erfüllen.

»Z)ü Nacht«. Nach einer Radirung. R. JETTMAR—WIEN.
 
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