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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Schulze, Otto: Kunstgewerbliche Arbeiten in Kayserzinn
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0278

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Otto Schulze—Köln:

Bowle in Kayser-Zinn.

Entworfen und modellirt im Atelier von Engelbert kayser—Köln.
Ausgeführt von j. p. kayser sohn—krefeld.

ist es, die Urheberschaft der verschiedenen
Modelle auseinanderzuhalten und sicher ist,
dass beide Meister für sich die selbständigen
Verfertiger der von ihnen für ihre Arbeiten
benutzten Formen sind, sowohl in der
Schaffung des bossirten Modells wie in der
Stechung und Gravirung der vertieften Form,
wobei zugegeben sein soll, dass Enderlein
die Briot'sche Schüssel kopirte ebenso
sicher ist aber auch, dass Briot nicht der
geistig-künstlerische Urheber der seinem Mo-
delle voraufgegangenen Entwurfs-Arbeit ist,
sondern wesentlich von den Ornament-Stechern
kopirte. — Man verzeihe mir diese kleine
Abschwenkung von dem mir selbstgestellten
Thema; aber dasselbe ist so verführerisch
und angesichts der so ganz anders gearteten
und nach heutigen Begriffen gewiss nicht
weniger künstlerisch scheinenden Kayserzinn-
Arbeiten ganz besonders zu Vergleichen
herausfordernd. Ich kann nicht umhin, jene

von Kunstwissenschaftlern so lange genährte
Auffassung, es handle sich bei den Arbeiten
von Briot und Enderlein um Nachgüsse
bezw. höchstens freie Nachbildungen von
bedeutenden Goldschmiedearbeiten in ge-
triebener Technik — hier also eigenthüm-
licher Weise nach Stil und Auffassung doch
mindestens gleichzeitigen Arbeiten — als
von wenig Sachkenntniss zeugend hinzu-
stellen. Die Modelle stehen zu diesen Zinn-
Arbeiten in ähnlichem Zusammenhange wie
die Model und Formen zu den Kunsttöpfer-
Arbeiten des 16. und 17. Jahrhunderts von
Siegburg, Köln und Raeren. Auch diese
sind in der Entwurfs-Arbeit stark von der
Goldschmiedekunst beeinflusst worden, ihre
Urheber haben sich aber doch zu einer
spezifisch - technischen Beherrschung in der
Anfertigung der kunstvollen Formen durch-
gerungen, aus welchen dann die herrlichen
Gefässe zu bilden, oder solche mit geformten
 
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