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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Wilser, Ludwig: Germanischer Stil und deutsche Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0303

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270

Ludwig Wilser:

PAUL STOTZ—STUTTGART.

Nischen-Beleuchtung für den »Essener Hof«..

reichthum besitzen, Skandinavien {Seesselberg
s. o.) hat solche von kraftvollerer Urwüchsig-
keit aufzuweisen. An den nordischen Werken
treten alle Germanismen mit vermehrter
Intensität, Reinheit und Klarheit hervor!«

Zweierlei ist, wenn wir nun in die Unter-
suchungen über den germanischen Stil eintreten,

auseinander zu halten, die
Zierkunst und die Bau-
kunst. In den Gräbern
aller Germanenstämme,
seien es Ostgothen am
schwarzen Meer oder der
unteren Donau, seien es
Westgothen in Spanien,
Langobarden in Ober-
italien , Burgunden am
Genfersee, Angelsachsen
in England, Franken am
Niederrhein und in Gallien,
Alemannen am Oberrhein,
Schwaben an der rauhen
Alb, Markomannen in
Böhmen, Baiovaren in der
Ostmark, Sachsen an der
Niederelbe, Normannen
oder Schweden in der
alten Heimath, überall
finden wir nicht nur treff-
lich geschmiedete Schutz-
und Trutzwaffen, Schild-
buckel, Lang- und Kurz-
schwerter (spatha, scra-
masax), Gerspitzen, (fra-
mea, lancea, ango) und
Wurfbeile (francisca) von
im allgemeinen überein-
stimmender Gestalt (man-
che Stämme hatten eine
Vorliebe für bestimmte
Waffen, so z. B. die Ost-
germanen, gothisch-van-
dilischen Stamms, für
runde Schilde und kurze
einschneidige Schwerter
[rotunda scuta, breves
gladii], die Franken für
die gefürchtete Wurfaxt
und den Wurfspiess mit
Widerhaken [ango], oder
Farben, die Franken hatten weisse, die
lygischen Harier schwarze Schilde [nigra
scuta, Tac. Germ. XLIII]), sondern es zeigt
sich auch an Schmucksachen wie Ge-
wandnadeln (spanga, sigla), Hals- und Arm-
ringen (bauga), Ohrringen u. dergl., an
Riemenenden (nastala), Schnallen und Be-
 
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