272
Ludwig Wils er:
paul stotz—Stuttgart. Gasofen-Umrahmung. Essener Hof. Billardzimmer.
cloisonnee 1893 u. a.) aus Byzanz, und ist
durch Vermittelung der Gothen den übrigen
Germanen mitgetheilt worden. Diese Ansicht
widerlegt sich eigentlich von selbst; denn
im 4. und 5. Jahrhundert, als die Gothen in
nähere Berührung mit
Ostrom traten, hatten sie
sich durch ihre Südwan-
derung schon völlig von
den übrigen Germanen
losgelöst und konnten auf
diese keine Rückwirkung
mehr ausüben. Das Bei-
spiel der von Ulfila er-
fundenen Schrift, die auf
die Gothen beschränkt
blieb, zeigt dies aufs
deutlichste. Auch fehlt
die Zeit, die zur Ausbil-
dung und Verbreitung
des Stils auf diesem Wege
unbedingt nöthig gewesen
wäre, vollständig; denn
in ungefähr gleichzeitigen
Alemannengräbern am
Oberrhein (die aus der
Gegend von Lörrach
stammenden Funde sind
von Wagner in der
Westdeutsch. Zeitschr. f.
vaterl. Alterthumskunde,
IX. 1890, veröffentlicht
Die Münzen weisen auf
die früheste Ansiedelung
der Alemannen in jener
Gegend hin. Ausserdem
gibt es aber in Baden
Germanengräber von
wahrscheinlich noch höhe-
rem Alter, die von Wil-
helmi 1838 bei Wiesen-
thal eröffneten Grabhügel,
die nach den Schädeln
und Beigaben, darunter
Riemenenden mit Ver-
schlingungen, unzweifel-
haft germanischen Ur-
sprungs sind. Linden-
schmit setzt sie wegen der
römischen Topfscherben
in's 5. Jahrhundert. Da aber aus dieser Zeit
in Süddeutschland keine germanischen Grab-
hügel, sondern nur Flachgräber bekannt
sind, so ist ihr Alter vielleicht ein noch viel
höheres und reicht in die Markomannenzeit
Ludwig Wils er:
paul stotz—Stuttgart. Gasofen-Umrahmung. Essener Hof. Billardzimmer.
cloisonnee 1893 u. a.) aus Byzanz, und ist
durch Vermittelung der Gothen den übrigen
Germanen mitgetheilt worden. Diese Ansicht
widerlegt sich eigentlich von selbst; denn
im 4. und 5. Jahrhundert, als die Gothen in
nähere Berührung mit
Ostrom traten, hatten sie
sich durch ihre Südwan-
derung schon völlig von
den übrigen Germanen
losgelöst und konnten auf
diese keine Rückwirkung
mehr ausüben. Das Bei-
spiel der von Ulfila er-
fundenen Schrift, die auf
die Gothen beschränkt
blieb, zeigt dies aufs
deutlichste. Auch fehlt
die Zeit, die zur Ausbil-
dung und Verbreitung
des Stils auf diesem Wege
unbedingt nöthig gewesen
wäre, vollständig; denn
in ungefähr gleichzeitigen
Alemannengräbern am
Oberrhein (die aus der
Gegend von Lörrach
stammenden Funde sind
von Wagner in der
Westdeutsch. Zeitschr. f.
vaterl. Alterthumskunde,
IX. 1890, veröffentlicht
Die Münzen weisen auf
die früheste Ansiedelung
der Alemannen in jener
Gegend hin. Ausserdem
gibt es aber in Baden
Germanengräber von
wahrscheinlich noch höhe-
rem Alter, die von Wil-
helmi 1838 bei Wiesen-
thal eröffneten Grabhügel,
die nach den Schädeln
und Beigaben, darunter
Riemenenden mit Ver-
schlingungen, unzweifel-
haft germanischen Ur-
sprungs sind. Linden-
schmit setzt sie wegen der
römischen Topfscherben
in's 5. Jahrhundert. Da aber aus dieser Zeit
in Süddeutschland keine germanischen Grab-
hügel, sondern nur Flachgräber bekannt
sind, so ist ihr Alter vielleicht ein noch viel
höheres und reicht in die Markomannenzeit