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Ludwig Wils er:
LUDWIG FAHKENKROG—BARMEN.
Dekorative Wandmalerei, auch für Theater-Vorhang.
Waffen mit geschichtlicher Treue wiedergibt.
Meist tragen die halbnackten Gestalten ein
ungegerbtes Thierfell um die Lenden, wie es
etwa der älteren, und ein Steinbeil in der
Faust, wie es der neueren Steinzeit entspricht.
Versteigt sich ein Künstler zu einem Bronze-
schwert oder einem aus Erzdraht schnecken-
förmig gewundenen Armreif, wie er der
ältesten Bronzezeit eigenthümlich, so glaubt
er schon ein Alterthumskundiger zu sein, und
hat nicht einmal eine Ahnung davon, dass
er einen Anachronismus begangen, mindestens
so gross, als ob er Karl den Grossen mit
einer Pickelhaube oder den alten Blücher mit
einem Skramasax dargestellt hätte,) geschildert
werden. Der glänzende Waffenschmuck der
kimbrischen Reiter, der schon ganz der
mittelalterlichen Rittertracht gleicht, erregte
sogar die Bewunderung der Römer und ist
in anschaulicher Weise von Plutarch (Leben
des Marius) geschildert worden. Stattlich
sprengten sie einher mit hochragenden Adler-
fittichen und drohenden Thierhäuptern auf
den Helmen, mit glänzenden Brünnen und
weissleuchtenden Schilden, bewaffnet mit
Lanzen und mächtigen eisernen Schwertern.
Das ist wahrhaftig nicht der Aufzug von
»Wilden«, sondern die Kriegsrüstung eines
ebenso tapferen wie kunstfertigen Volkes.
(Die kunstreich aus Stahldraht geflochtenen
Brünnen [Gudhbyrne scan heard handlocen,
hringiren scir, Beow. 322] sind nach Diodor
eine Erfindung der nordischen Völker, wurden
mit manch anderem auch von den Römern
angenommen und blieben bis ins 14. Jahr-
hundert das Hauptstück der ritterlichen Tracht.)
Nach der Teutonenschlacht wählte Marius
aus der Siegesbeute die vollständigen und
kunstreich geschmückten ('exjrpsmrj) Stücke für
seinen Triumphzug aus, und da die Waffen-
rüstung dieser die deutsche Geschichte ebenso
ruhmvoll wie tragisch eröffnenden Schaaren
so völlig der späterer Zeiten gleicht, dürfen
wir annehmen, dass auch schon im Zierrath
der germanische Stil ausgeprägt war. Für
dessen frühes Auftreten sprechen auch die in
den letzten Jahren in der Nähe von Prag ge-
öffneten Germanengräber. (Die neuentdeckten
Gräber von Podbaba von Dr. L. Niederle,
Mittheilg. der Anthrop. Gesellsch. in Wien 1892;
die Schädel sind von »selten reinem Typus«,
die Bestattungen »ganz regelmässige Reihen-
gräber«), deren Herkunft durch Schädel und
Beigaben sicher gestellt ist. Da Böhmen nur
vorübergehend, ungefähr während der ersten
zwei Jahrhunderte unserer Zeitrechnung, von
Ludwig Wils er:
LUDWIG FAHKENKROG—BARMEN.
Dekorative Wandmalerei, auch für Theater-Vorhang.
Waffen mit geschichtlicher Treue wiedergibt.
Meist tragen die halbnackten Gestalten ein
ungegerbtes Thierfell um die Lenden, wie es
etwa der älteren, und ein Steinbeil in der
Faust, wie es der neueren Steinzeit entspricht.
Versteigt sich ein Künstler zu einem Bronze-
schwert oder einem aus Erzdraht schnecken-
förmig gewundenen Armreif, wie er der
ältesten Bronzezeit eigenthümlich, so glaubt
er schon ein Alterthumskundiger zu sein, und
hat nicht einmal eine Ahnung davon, dass
er einen Anachronismus begangen, mindestens
so gross, als ob er Karl den Grossen mit
einer Pickelhaube oder den alten Blücher mit
einem Skramasax dargestellt hätte,) geschildert
werden. Der glänzende Waffenschmuck der
kimbrischen Reiter, der schon ganz der
mittelalterlichen Rittertracht gleicht, erregte
sogar die Bewunderung der Römer und ist
in anschaulicher Weise von Plutarch (Leben
des Marius) geschildert worden. Stattlich
sprengten sie einher mit hochragenden Adler-
fittichen und drohenden Thierhäuptern auf
den Helmen, mit glänzenden Brünnen und
weissleuchtenden Schilden, bewaffnet mit
Lanzen und mächtigen eisernen Schwertern.
Das ist wahrhaftig nicht der Aufzug von
»Wilden«, sondern die Kriegsrüstung eines
ebenso tapferen wie kunstfertigen Volkes.
(Die kunstreich aus Stahldraht geflochtenen
Brünnen [Gudhbyrne scan heard handlocen,
hringiren scir, Beow. 322] sind nach Diodor
eine Erfindung der nordischen Völker, wurden
mit manch anderem auch von den Römern
angenommen und blieben bis ins 14. Jahr-
hundert das Hauptstück der ritterlichen Tracht.)
Nach der Teutonenschlacht wählte Marius
aus der Siegesbeute die vollständigen und
kunstreich geschmückten ('exjrpsmrj) Stücke für
seinen Triumphzug aus, und da die Waffen-
rüstung dieser die deutsche Geschichte ebenso
ruhmvoll wie tragisch eröffnenden Schaaren
so völlig der späterer Zeiten gleicht, dürfen
wir annehmen, dass auch schon im Zierrath
der germanische Stil ausgeprägt war. Für
dessen frühes Auftreten sprechen auch die in
den letzten Jahren in der Nähe von Prag ge-
öffneten Germanengräber. (Die neuentdeckten
Gräber von Podbaba von Dr. L. Niederle,
Mittheilg. der Anthrop. Gesellsch. in Wien 1892;
die Schädel sind von »selten reinem Typus«,
die Bestattungen »ganz regelmässige Reihen-
gräber«), deren Herkunft durch Schädel und
Beigaben sicher gestellt ist. Da Böhmen nur
vorübergehend, ungefähr während der ersten
zwei Jahrhunderte unserer Zeitrechnung, von