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Aachener Konkurrenz für ein städtisches Verwaltungsgebäude.
Anlehnung an die alte Rathhausarchitektur
einen schlichten, würdigen spätgothischen
Bau mit hohem Dach und kleinem Dach-
reiter. Sehr glücklich war der Gedanke,
die Front dieses Baues zurückzuziehen und
ihm einen Altanbau vorzulegen, der auf
Laubengängen ruhend, zugleich praktisch
werthvoll und recht deutsch-bürgerlich wirkt.
Nach dem Rathhaus hin schob er ein
Treppenthürmchen vor und stellte von diesem
aus eine glückliche Verbindung der beiden
Gebäude her zur Erleichterung des Verkehrs.
Nach der anderen Seite, nach der Ver-
HELBIG & HAIGER-MÜNCHEN,
bindungsstrasse hin, vermied er an der Ecke
den sonst beliebten Thurm oder Giebelbau,
bildete vielmehr eine einspringende Ecke,
die wieder malerisch durch ein Treppen-
thürmchen belebt wird.
Damit erreichte er, dass der Blick auf
das Rathhaus möglichst wenig durch den
Neubau beschränkt wird, und von diesem
nicht architektonisch übertrumpft wird.
Den Schwerpunkt legte er auf die lange
Fassade gegenüber dem Vikariat. Da erhebt
sich zunächst ein giebelgekrönter Querbau,
mit Recht architektonisch betont, da in
seinem Hauptgeschoss
der grosse Sitzungssaal
liegt. Dann schiebt
sich ein fester, massiver
Thurmbau ein, stattlich
das Gebäude dommirend,
wie ein altflanderischer
Stadthausthurm, aber
schlichter, und durch
einen Erkervorbau und
im obersten Stockwerke
durch eine vorgekragte
Gallerie mit Thürmchen
belebt. Weiterhin springt
die Fassade noch ein-
mal vor, klingt aber
allmählich in schlichten
Formen aus. — Das
alles ist in den Formen
der rheinischen Spät-
gothik sehr liebenswür-
dig, fast möchte ich
sagen anmuthig gezeich-
net. Alles Detail nicht
mühselig zusammenge-
paust, sondern aus um-
fassender Kenntniss des
Stiles heraus selbst em-
pfunden. Keine Schab-
lone, keine schematische
Symmetrie begegnet
uns, malerisch sind die
Bautheile zusammenge-
gliedert, aber auch ohne
Uebertreibungen und
geniale Unmöglichkei-
Grabmal-Entwurf. ten, reif, ruhig und
Aachener Konkurrenz für ein städtisches Verwaltungsgebäude.
Anlehnung an die alte Rathhausarchitektur
einen schlichten, würdigen spätgothischen
Bau mit hohem Dach und kleinem Dach-
reiter. Sehr glücklich war der Gedanke,
die Front dieses Baues zurückzuziehen und
ihm einen Altanbau vorzulegen, der auf
Laubengängen ruhend, zugleich praktisch
werthvoll und recht deutsch-bürgerlich wirkt.
Nach dem Rathhaus hin schob er ein
Treppenthürmchen vor und stellte von diesem
aus eine glückliche Verbindung der beiden
Gebäude her zur Erleichterung des Verkehrs.
Nach der anderen Seite, nach der Ver-
HELBIG & HAIGER-MÜNCHEN,
bindungsstrasse hin, vermied er an der Ecke
den sonst beliebten Thurm oder Giebelbau,
bildete vielmehr eine einspringende Ecke,
die wieder malerisch durch ein Treppen-
thürmchen belebt wird.
Damit erreichte er, dass der Blick auf
das Rathhaus möglichst wenig durch den
Neubau beschränkt wird, und von diesem
nicht architektonisch übertrumpft wird.
Den Schwerpunkt legte er auf die lange
Fassade gegenüber dem Vikariat. Da erhebt
sich zunächst ein giebelgekrönter Querbau,
mit Recht architektonisch betont, da in
seinem Hauptgeschoss
der grosse Sitzungssaal
liegt. Dann schiebt
sich ein fester, massiver
Thurmbau ein, stattlich
das Gebäude dommirend,
wie ein altflanderischer
Stadthausthurm, aber
schlichter, und durch
einen Erkervorbau und
im obersten Stockwerke
durch eine vorgekragte
Gallerie mit Thürmchen
belebt. Weiterhin springt
die Fassade noch ein-
mal vor, klingt aber
allmählich in schlichten
Formen aus. — Das
alles ist in den Formen
der rheinischen Spät-
gothik sehr liebenswür-
dig, fast möchte ich
sagen anmuthig gezeich-
net. Alles Detail nicht
mühselig zusammenge-
paust, sondern aus um-
fassender Kenntniss des
Stiles heraus selbst em-
pfunden. Keine Schab-
lone, keine schematische
Symmetrie begegnet
uns, malerisch sind die
Bautheile zusammenge-
gliedert, aber auch ohne
Uebertreibungen und
geniale Unmöglichkei-
Grabmal-Entwurf. ten, reif, ruhig und