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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Wilser, Ludwig: Germanischer Stil und deutsche Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0031
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Germanischer Stil und deutsche Kunst.

3"

Rom ausgebildet war. Ganz
fremd ist diese Verzierung ja
auch den übrigen arischen
Völkern nicht; wir bemerken
Andeutungen davon schon in
der mykenischen Kunst, wir
finden sie an einem Sarko-
phag aus Klazomenä (Ant.
Denkm. I 44), auf einem
Bronzeplättchen (Arch. Anz.
1891 Seite 125 Fig ne) des
Berliner Museums, auf römi-
schen Mosaikböden u. A,
woraus wir auf einen schon
der ureuropäischen Kunst
eigenen, bei den Germanen
aber ganz besonders ent-
wickelten Keim zu schliessen
berechtigt sind. »Wilde Theo-
rien« (vilda teoriera Seite 59)
nennt Söderberg die Ver-
suche , die verschlungene
Drachen- und Schlangen-
verzierung (drak- och ormor-
namentik) aus der arischen
Urheimath herzuleiten, und
gewiss hätte er Recht, wenn
dies Ursprungsland in einem
fernen Welttheil gesucht
werden müsste. Da aber die
Heimath der Germanen, Skan-
dinavien, auch die anderen
Völker gleicher (nordeuropäischer) Rasse her-
vorgebracht hat (vergl. m. Aufsatz »Stamm-
baum der arischen Völker etc.« Naturw.
Wochenschr. XIII 31), so kann es nicht
auffallen, wenn in einzelnen Zügen euro-

H. VOGELER— WORPSWEDE.

Radirung: »Märchen«

und Greifen (lejonet och gripen Seite 14),
allenfalls noch Seepferde (hippokamper) gelten.
Für Stilisirung hat er kein Verständniss: er
nennt das »fortschreitenden Verfall« (fortskri-
dande förfall Seite 10), der dadurch herbei-
puscner Jvunst, trotz aner oununc geführt wird, dass Barbarenhände die

ä!ie^TUn^ ^remc*en Einwirkung, doch noch Vorbilder, und dann immer wieder die
^ ^verwandtschaft sich erkennen lässt. entarteten (degenerade) Nachbildungen nach-

XTiinc;i- der zuahmen suchten (man var hänvisad att
kopiera sina egna kopier). Dadurch werden
die edlen Vorbilder immer mehr »verstümmelt,
entstellt und verwirrt,« (stympade och för
virrade, Seite 51, vanställda Seite 58) bis
zum »tiefsten Verfall« (djupaste förfall S. 51).
Als ob in der Zierkunst das Vorbild die
Hauptsache wäre, als ob nicht alles darauf
ankäme, was daraus gemacht wird! Für die
eigenartige Schönheit germanischen Zierraths,

auilaüen, wenn in einzelnen /Aigen euo.«-
päischer Kunst, trotz aller Sonderentwicke-
lung 1------Ts----:-i----™- rWVi noch

die u rverwanatscnait sicn eis.cmn." --

Ganz deutlich zeigen sich in der Kunst der
Kelten, die zuletzt vom gemeinsamen Grund-
stamm sich abgezweigt haben, an Schwert-
scheiden, Schilden und Schmuckstücken, an
den stilisirten Thiergestalten und Menschen

ouuöinen imergestaiusu unu ava^u—-----

köpfen gallischer Münzen, schon die Anfänge
des germanischen Stils. Als Vorbilder für
all die tausendfach verschiedenen Verschling-
ungen in Bänder und Fäden aufgelöster
Thierleiber lässt Söderberg nur den Löwen
 
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