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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Bücherschau / Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0057
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Bücherschau: Wilhelm Morris.

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wie Burne Jones, wie Rossetti, wie Maddox
Brown waren an sich allzu tief angelegte
Naturen, um die Sache auf die leichte Achsel
zu nehmen, aber sie hatten das Zeug dazu,
ihren Schöpfungen einen individuell-künst-
lerischen Zug, die ganze Vornehmheit echter
Kunst einzuhauchen. In diesem Sinne
wurden sie Neuerer, in diesem Sinne auch
hat Morris seine Aufgabe, die er gemeinsam
mit diesen bedeutenden Männern sich stellte,
anzufassen gewusst. Alles Triviale, alles
gedanklich Wohlfeile lag ihnen ferne und
nie verwechselten sie den Begriff des Mo-
dischen mit dem Begriffe des Schönen, der
immer wieder verwandtschaftliche Züge mit
dem zeigt, was grosse Geister anderer Epochen
geschaffen haben, mag scheinbar auch die
Ausdrucksweise eine mit
neuen Mitteln angebahnte
sein. In solchen Dingen,
die über der Produktion
des Tages stehen, gibt
es keine Kompromisse,
keine Anleihen. Wahr-
haft grosses Empfinden
!St immer unabhängig,
es bedarf der Anlehnung
nicht. Gewiss, eine Kunst
für Alle ist das nicht,
denn die höchste, edelste
Sprache wird nur von
Wenigen verstanden.
Böcklin sagte einmal
»Die Kunst ist nicht für
Alle«. Wenn einer die
Wahrheit dieses Satzes
erprobt hat, so ist gerade
er es gewesen. So ging
denn auch von Keimscott
Manor eine Richtung in
der künstlerischen Pro-
duktion aus, die für den
Erwerber das gleiche
Maass von feinem Em-
pfinden voraussetzte, wie
es die besassen, die der
Materie durch eigenartige
Gestaltung erst den wah-
ren Werth einzuhauchen
verstanden. Es war keine

demokratische Kunst — nach keiner Seite
hin, und ob der ideale Sozialist Morris hier
nicht in Widerspruch mit seinen politischen
Ueberzeugungen gerathen sei, mag füglich
unerörtert bleiben.

Aymer Vallance, der das Buch verfasste,
ist mit der vollen Wärme eines begeisterten
Schülers an sein Werk gegangen. Er suchte
den Schwerpunkt seiner Aufgabe nicht in
einer schematisirenden Aufzählung der Ar-
beiten des Künstlers, noch in langen tech-
nischen Auseinandersetzungen, wozu die
ungemein vielseitige Thätigkeit des Meisters
von Keimscott Manor Veranlassung genug
geboten hätte, vielmehr trachtet er in allem
stets die Hauptfigur, ihre Tendenzen, ihre
Anschauung, ihre Ueberzeugung heraus-

A. NICOLAI-MÜNCHEN.

» Schreibtisch- Garnitur«. //. Preis.
 
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