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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Wilser, Ludwig: Germanischer Stil und deutsche Kunst, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0320
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Ludwig Wils er:

b. mangold—München. Kalender für M. J. Emden Söhne—Hamburg. Lob. Erw.

GERMANISCHER STIL UND

DEUTSCHE KUNST. (Fortsetzung.)

So waren die ersten christlichen Gottes-
häuser aus gleichem Stoff (oratorium ex
ligno munitum, Vita Severini abbatis Acau-
nensis) und, wie hätte es anders sein können,
da sie ja von einheimischen Künstlern und
Werkmeistern (Solche Meister aus den ersten
Jahrhunderten des Frankenreiches sind u. a.
Geimmo, Andulf, Rumoald, Dandulf, Magulf,
Gerlaic, Wido, der Holzbildhauer Engelwin
(artifex lignarius) und
der Kunstschmied Bal-
domer (faber ferrarius)
erbaut wurden. Im
Jahre 578 Hess Herzog
Launebod in Toulouse
eine bewunderte Kirche
erbauen, und zwar (Fort.
Ven. II. 9) durch einen
Germanen, (hoc vir bar-
barica prole peregit
mirum opus) von glei-
chem Stil und gleicher
Bauart wie die altger-
manischen heidnischen
Tempel. Der Einfluss
des Christenthums auf
die Kunst der Ger-
manen wird meist sehr

überschätzt. Der Eifer
der Bekehrer förderte
zwar den Kirchenbau,
aber zunächst blieben
Bauweise und Stil ganz
unverändert. Die läng-
lich viereckigen Hallen
mit freiem Dachstuhl,
die bisher weltlichen
und gottesdienstlichen
Zwecken gedient hatten,
eigneten sich ja auch
ganz vorzüglich für

christliche Kirchen;
einige christliche Sinn-
bilder wurden dem Zier-
werk einverleibt, die
altgewohnten wurden
umgedeutet und erhielten sich sehr lange,
bis in die gothische Zeit hinein. (So zeigt
z. B., wie Lachner in seinem angeführten
Werk über Hildesheim sehr einleuchtend
auseinandersetzt, der dortige 1540 erbaute,
wahrscheinlich aber Theile eines älteren
Bau's enthaltende Rathsbauhof, sinnbildliches
Zierwerk, das durch Bandverschlingungen,
das Endigen der Thierleiber in Schlangen,
die Aehnlichkeit geflügelter Drachen mit
denen des Wikingerschiffs auf die »Ein-
wirkung älterer Vorbilder« hinweist). Auch
die Thürme, deren man ja zum Aufhängen

hans Völker—Wiesbaden. Lobende Erwähnung.

Kalender-Entwurf für die Finna M. J. Emden Söhne—Hamburg.
 
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