Hans Schliepmann—Berlin:
SCHLUSS - STEIN
IM KAISERSAAL.
BILDHAUER PROF.
FRANZ METZNER.
namentlich in den Hoffronten zu eigen-
artigsten bewundernswerten Gestaltungen
führte, hat er nur noch ein schmales Ge-
schäftshaus, in der Friedrichstraße 168,
errichten können, das ihn allerdings in
ganzer Genialität, und diesmal auch als
einen Meister zierlicher Grazie zeigt. In
der geradezu an Goldschmiedearbeit er-
innernden Durcharbeitung und Belebung
aller Glieder, in der Originalität und Har-
monie des Aufbaues ist diese Hausfront
für mich schlechterdings ein unübertreff-
liches Juwel echt moderner Baukunst.
Nun hat er dem Juwel im Bau
des > Rheingold«, so nennt die Firma
Aschinger ihr Weinrestaurant, eine ganze
Krone hinzugefügt. Sie hier beschreiben
zu wollen, wäre eine Beckmesserarbeit.
Kunst will gesehen — oder gehört —
und empfunden sein; die Zergliederung
nützt weder dem Kunstwerk, noch kann
sie dem Genießenden neue Werte geben.
So müssen denn die Abbildungen sprechen;
nur wo sie versagen, kann gelegentlich eine
Hindeutung den Eindruck verlebendigen;
hier und da kann einer Neuerung gegen-
über ein Wort eine bessere Einstellung
des Beschauers vermitteln.
Denn vergessen wir nicht: das Un-
verstandene zu tadeln ist gegenüber ganz
Großen ein gefährliches Tun. Was die
Hanslick und Lindau nach den ersten
Bayreuther Nibelungen - Aufführungen
schrieben, ist heut nur noch Stoff zu un-
auslöschlichem Gelächter. Werden die
Naseweisen und Allesabschätzer »nicht
alle«, namentlich in Berlin nicht, — nun,
jeder blamiert sich, so gut er kann, heißts
da ebenfalls in Berlin. Wir anderen aber
wollen uns hüten, das mitzumachen.
Die Schwierigkeiten der künstlerischen
Aufgabe — von den ungemeinen und von
dem Architekten Alfred Lorenz, dem
unermüdlichen praktischen Helfer des
Künstlers, durchweg musterhaft gelösten
technischen Schwierigkeiten ist hier nicht
der Ort zu reden — die künstlerischen
Schwierigkeiten also begannen schon mit
der unregelmäßigen Form des Grund-
stückes und der Notwendigkeit, ein altes
6
SCHLUSS - STEIN
IM KAISERSAAL.
BILDHAUER PROF.
FRANZ METZNER.
namentlich in den Hoffronten zu eigen-
artigsten bewundernswerten Gestaltungen
führte, hat er nur noch ein schmales Ge-
schäftshaus, in der Friedrichstraße 168,
errichten können, das ihn allerdings in
ganzer Genialität, und diesmal auch als
einen Meister zierlicher Grazie zeigt. In
der geradezu an Goldschmiedearbeit er-
innernden Durcharbeitung und Belebung
aller Glieder, in der Originalität und Har-
monie des Aufbaues ist diese Hausfront
für mich schlechterdings ein unübertreff-
liches Juwel echt moderner Baukunst.
Nun hat er dem Juwel im Bau
des > Rheingold«, so nennt die Firma
Aschinger ihr Weinrestaurant, eine ganze
Krone hinzugefügt. Sie hier beschreiben
zu wollen, wäre eine Beckmesserarbeit.
Kunst will gesehen — oder gehört —
und empfunden sein; die Zergliederung
nützt weder dem Kunstwerk, noch kann
sie dem Genießenden neue Werte geben.
So müssen denn die Abbildungen sprechen;
nur wo sie versagen, kann gelegentlich eine
Hindeutung den Eindruck verlebendigen;
hier und da kann einer Neuerung gegen-
über ein Wort eine bessere Einstellung
des Beschauers vermitteln.
Denn vergessen wir nicht: das Un-
verstandene zu tadeln ist gegenüber ganz
Großen ein gefährliches Tun. Was die
Hanslick und Lindau nach den ersten
Bayreuther Nibelungen - Aufführungen
schrieben, ist heut nur noch Stoff zu un-
auslöschlichem Gelächter. Werden die
Naseweisen und Allesabschätzer »nicht
alle«, namentlich in Berlin nicht, — nun,
jeder blamiert sich, so gut er kann, heißts
da ebenfalls in Berlin. Wir anderen aber
wollen uns hüten, das mitzumachen.
Die Schwierigkeiten der künstlerischen
Aufgabe — von den ungemeinen und von
dem Architekten Alfred Lorenz, dem
unermüdlichen praktischen Helfer des
Künstlers, durchweg musterhaft gelösten
technischen Schwierigkeiten ist hier nicht
der Ort zu reden — die künstlerischen
Schwierigkeiten also begannen schon mit
der unregelmäßigen Form des Grund-
stückes und der Notwendigkeit, ein altes
6