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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Schliepmann, Hans: Haus "Rheingold" in Berlin: eine Meisterschöpfung von Bruno Schmitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0026

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Haus »Rheinpold« in Berlin.

PROFESSOR BRUNO SCHMITZ.

»Kaisersaal«

entgegengewirkt hätten. Und so wird
es uns denn allgemein schwer, bei der
Darstellung des Menschen das Seelische
auszuschalten, den Körper anderen Ge-
setzen als denen des Lebens Untertan zu
sehen. Wir fühlen dabei etwas wie:
»Der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns
Gott davor!«

Diese eindruckzerstörende Neben-
wirkung wird aber um so geringer, je
weniger persönlich und beseelt und natur-
wahr uns der menschliche Körper bei
solcher Verwendung entgegentritt. Das
hat aber Metzner auch überall berück-
sichtigt. Mit vollster Absichtlichkeit bleibt
er jedem Naturalismus fern; er hat nur,
scheint mir, gelegentlich, z. B. beim Ab-
schlußrelief des sogen. Mahagonisaals das
Mißverhältnis zwischen monumentalem

Maßstab und »ulkiger« Idee — vielleicht
absichtlich in der Lust am »Bluffen« der
Menge — nicht wohl vermieden, zuletzt
aber im allgemeinen doch einen — recht
weiten Schritt vorwärts getan, weiter als
unsere Gewöhnung reicht, zumal wir dem
Nackten entwöhnten Nordländer nur lang-
sam zur Freude an der bloßen Formen-
pracht des Körpers gelangen. So ist denn
der kühne Vorstoß der beiden Künstler
heut überhaupt noch nicht endgültig ein-
zuwerfen. Ob er durchdringt, ist zunächst
eine Frage der Zeit. Aber ich bin, seit
die Wodanfigur im Steinsaal und der
Rheingoldbrunnen am Onyxsaal, seit die
geheimnisvollen vier Kaiserbilder im
Hauptsaal mir zu einer Art künstlerischen
Erlebnisses geworden, eigentlich keinen
Augenblick mehr im Zweifel, daß hier

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