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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Schliepmann, Hans: Haus "Rheingold" in Berlin: eine Meisterschöpfung von Bruno Schmitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0035

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Haus »Rheingold«. in Berlin.

BILDHAUER PROF
FRANZ METZNER

RELIEF NEBEN DEM SCHLUSS-
STEIN DES KAISERSAALS.

ihnen allen ist lediglich der ungemeine
Zug zum Monumentalen, zu einer feier-
lichen, ernsteren, nicht protzenden oder
spielenden Pracht und die Herbeiführung
aller Farbenwirkungen fast lediglich durch
das echte Material. Malerei ist nur in
ganz geringem Umfange zur Verwendung
gekommen. Trotzdem sind, dank dem
Reichtum der verwendeten Hölzer, Steine,
Bronzen und Beleuchtungskörper, auch
die farbigen Wirkungen von stärkstem
Eindruck.

Gleich die hinter dem einfacheren
Treppenaufgang an der Potsdamer-Straße
belegene erste große Halle frappiert durch
den wundervollen Goldton des verwen-
deten Birkenholzes, der durch die tief-
braunen Holzintarsia - Bekleidungen der
Wände und den stumpf silbernen Decken-
ton noch gehoben wird. Von größter
Eigenart ist hier die architektonische Ge-
staltung. Die einfachen rundlichen For-

men der übergebauten, durch große Glas-
scheiben abgeschlossenen oberen Galerie
zeigen einen Anklang — aber auch nicht
mehr — an die Bildungsweise der Bieder-
meierzeit; aber deren stilles, sozusagen
»sachgemäßes« Behagen ist hier zur Größe
gesteigert, die doch wieder noch wohn-
lich wirkt. Dies ist namentlich der Ge-
schlossenheit der Galerie zu danken; diese
Art der Anordnung — die Galerie bildet
von den Fahrstühlen aus den unmittel-
baren Zugang zu den oberen Räumen —
muß wieder ganz besonders daraufhin
angesehen werden, wie glänzend hier aus
dem Zwange des Bedürfnisses ein eigen-
artigstes Raummotiv entwickelt worden
ist. Ebenso muß noch besonders darauf
hingewiesen werden, mit welchem unge-
meinen Gefühl für Wirkung die prächtigen
Reliefschnitzereien an den viereckigen
hochstrebenden Stützen der Galerie gerade
in bester Sehhöhe angebracht sind.

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