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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Hebung der Studentenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0063

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Hebung der Studentenkunst.

PKOF. BRUNO SCHMITZ.

Steinsaal.

nannten Studenten-Utensilien in die Hand zu
nehmen, um aus denselben zu entnehmen,
daß alle die Hunderte von Sachen, die zum
Schmuck und zur Ausstattung der Studenten-
Kneipen und anderer studentischer Versamm-
lungs-Lokalitäten, aber auch als gegenseitige
Geschenke und Widmungsartikel verwendet
werden, sehr hoch im Preise stehen.

Den Katalogen ist aber auch zu entnehmen,
wie verhältnismäßig leicht die Konkurrenz
mit Gegenständen ist, die vom Geschmacks-
Standpunkte meist so ungeheuer viel zu wün-
schen übrig lassen. Sehen wir uns doch nur
einmal die Trinkgefäße an! Jeder Keramiker,
jeder Glasmaler, jeder Zinngießer, jeder Gold-
schmied, der in das Wesen der modernen
Stilbewegung auch nur einigermaßen einge-
drungen ist, wird nicht in Verlegenheit sein,
ungleich Besseres an die Stelle zu setzen.
Der Tischlermeister wird auch gewiß nicht
sonderlich erbaut sein von den verschiedenen
Zigarrenschränkchen oder Präsidiumsstühlen,
die »nach Muster F« in zahllosen Exemplaren
verfertigt und recht äußerlich mit dem Zirkel
oder Wappen irgend eines Studentenvereines
»dekoriert« werden; nichts leichter als hier
Gelungeneres zu schaffen. Wie viel Gutes
wäre da für die Kunststickerin, für den Elfen-

beinschnitzer, für den graphischen Künstler,
für den Buchbinder zu leisten!

Hoffentlich werden sich alle unsere bewährten
Kunstgewerbler, aber auch viele talentierte
junge Kräfte in allen deutschen Landen, auch
jenseits der reichsdeutschen Grenzen, recht aus-
giebig an diesem eigenartigen Unternehmen
beteiligen. Im Interesse unseres heimischen
Kunstgewerbes liegt es jedenfalls, daß sich
die von Stuttgart aus eingeleitete Aktion nicht
nur auf die einzelnen Hochschulstädte, von
denen manche ein noch wenig entwickeltes
künstlerisches Leben aufweisen, beschränken
würde, sondern sich allüberall gute Kräfte
dafür gewinnen ließen. Für unsere studentischen
Kreise, ob es sich nun um Aktive oder »Alte
Herren« handelt, wird es ein sehr Leichtes
sein, selbst in den entlegensten deutschen Gauen
etwa einem Elfenbeinschnitzer oder einem
Glasmaler mit ihrem Rate beizustehen, damit
Jeder Gelegenheit habe, sich an dem Wett-
bewerb und an der Ausstellung, die, als erst-
maliges Unternehmen dieser Art, eine große
Anziehungskraft auf die verschiedensten Kreise
ausüben dürfte, zu beteiligen.

Jedenfalls wollen wir alle unsere Leser
schon jetzt auf das Stuttgarter Unternehmen
aufmerksam zu machen nicht unterlassen. p.

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