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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Willrich, Erich: I. Graphische Ausstellung des deutschen Künstlerbundes im Deutschen Buchgewerbe-Museum Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0082

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Dr. Erich Willrich—Leipzig :

WALTHER LEISTIKOW—BERLIN.

Zeichnung »Hafen«.

Neben den Zyklen der Kollwitz Louis
Corinth, auch mit einem Zyklus, der in
der Mitte der neunziger Jahre entstanden
ist und »Tragikomödien« heißt. Corinth
hat offenbar gedacht: für Leipzig längst
gut genug. Aber er hat damit nicht
recht gedacht und schickt uns vielleicht
ein andermal Arbeiten, die ihn mehr auf
der Höhe, wenn auch nur seiner Höhe
zeigen. Max Slevogt bedeutet auch in
seinen Radierungen mehr. — "Von Land-
schaftern ist Walter Leistikow mit einigen
Zeichnungen und Radierungen vertreten,
auch sie (schon rein äußerlich) zum Teil
leider nicht mehr ganz frisch. Aber man
wird auch in ihnen den Entdecker der
Grunewald- und Havelland-Schönheit als
den Meister des feinen Ausschnittes er-
kennen, des Ausschnittes, der ja der Er-
scheinung erst die eigentliche Plastik gibt,
der sie abrundet, daß sie eine Welt für
sich wird, ein Bild. Paul Baum zeigt
einige Seestücke, in jener, aus Frankreich

stammenden, punktelnden Art, die auf
schwarz-weiß beschränkt sicherlich etwas
totes hat, durch das Hinzutun von ein
wenig Farbe aber ungemein lebendig
wirkt. — Emil Orlik, in Prag geboren,
dann abgesehen von anderem mit Münch-
ner, Wiener, Berliner, Pariser, Londoner,
Amerikanischer und Japanischer Kultur
getränkt, ausgestattet mit der ganzen
Reizbarkeit, die den Sprößlingen ein-
gekeilter, auf den Aussterbeetat gesetzter
Nationen eigentümlich ist, weniger ein
Kulturfaktor als eine interessante, aller-
dings recht interessante Note — besagter
Emil Orlik zeigt einige Holzschnitte, zum
Teil mit der Hand koloriert, zum Teil,
und diese glücklich, einfacher auf schwarz
und weiß gestellt, am feinsten das Bild-
nis Hodlers, das in aparter Weise die
Bildung der Holzplatte mit zur Wirkung
heranzieht. Auch Robert Leonard lieb-
äugelt mit Japan und zwar durch die
Brille Toulouse-Lautrecs. Seine mattfar-

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