Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

DOI Artikel:
Diez, Max: Neuzeitliche Kunstbestrebungen in Württemberg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0136

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neuzeitliche Kunst-Bestrebungen in Württemberg.

ROBERT WEISE—STUTTGART.

erspart geblieben. Sie hat sich in den
letzten Zeiten soweit entwickelt, daß sie
zum Austritt sämtlicher Lehrer der An-
stalt und einer Anzahl anderer Stuttgarter
Künstler aus dem Württembergischen
Kunstgewerbeverein geführt hat. Das
Publikum hat im allgemeinen angenommen,
daß dieser Austritt mit einem unliebsamen
Zwist zusammenhänge, der zwischen der
Leitung des Kunstgewerbevereins und
dem Redakteur der Zeitschrift desselben
(»Mitteilungen des Württ. Kunstgewerbe-
vereins«) Dr. Franck—Oberaspach ausge-
brochen war. Diese Annahme ist irrig.
Es spielen in diesem Konflikt persönliche
Angelegenheiten herein, die für den
Außenstehenden schwer zu beurteilen sind
und ihm vorläufige Neutralität zur Pflicht
machen. Dagegen beruhen allerdings die
Angriffe, die auf die Tätigkeit Dr. Francks
gemacht wurden und die von den Möbel-
Industriellen ausgingen, auf demselben
Gegensatz von Fabrikanten und Künstlern

Gemälde: »Die Brücke«.

bezw. Kunstgewerblern, der sich durch
ganz Deutschland bemerklich macht, der
aus Anlaß der Dresdner Ausstellung vom
vorigen Jahre akut wurde und neuerdings,
wie wir hören, sogar zu einer Denun-
ziation gegen Muthesius geführt hat; auf
demselben Gegensatz, der auch den hiesigen
Künstlern das Verbleiben im Kunstge-
werbeverein verleidet hat. Bei der letzten
Berliner Tagung des Fachverbandes der
wirtschaftlichen Interessen des Kunst-
gewerbes sprach einer der hiesigen Fabri-
kanten von einer der Industrie vom Land-
tag »aufoktroyierten« Künstlergruppe und
daß man sich dieselbe »vom Halse
schaffen« werde. Wird eine solche Stim-
mung wirklich aggressiv, so mag einem
Künstler wohl die Selbstachtung verbieten,
in einem Verein mit solchen Gegnern zu-
sammenzuarbeiten. Man darf überhaupt
sagen, daß Deutschland kaum eine schmerz-
lichere und beschämendere Erscheinung er-
lebthat, als dieseEmpörung der Fabrikanten

128
 
Annotationen