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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Jaumann, Anton: Unser junges Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0200

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Kaufhaus des Westens—Berlin.

UNSER JUNGES KUNSTGEWERBE hat im
KAUFHAUS DES WESTENS einen neuen
bedeutsamen Beweis seiner Leistungsfähigkeit er-
bracht. Es hat namentlich gezeigt, dag tech-
nische Ansprüche der künstlerischen Gestaltung
nicht das mindeste Hindernis sind. Gerade durch
das geschmeidige und gewissenhafte Eingehen
auf die ganze Mannigfaltigkeit der Zwecke ent-
stand diese Unmenge neuer Formen und Gebilde,
die wir hier antreffen. Wie verschiedenartig sind
all diese Pfeiler-Umbauten, Siß-Gelegenheiten,
Warentische, Etageren, Gestelle, Warenbehälter,
Spiegel, Stühle, Hilfstischchen usw. Eine ganze
Kollektion neuer Beleuchtungskörper in Silber,
Messing, Kupfer, Nickel, Eisen und Glas ist da
zu sehen. Auch neue Bogenlampen gelangten
zur Verwendung, die Professor Behrens für die
Werkstätten der A.-E.-G. gezeichnet hat. Eigene
Stühle aus gebogenem Holz sind von einer
Wiener Fabrik geliefert. Selbst in Kartonnagen,
Düten sieht man manches Originelle und Ge-
schmackvolle.

Die Arbeit der beteiligten Architekten —
E. Schaudt, F. Habich, M. Feller - war kolossal
an Umfang wie an Anstrengung. Tausende von
Zeichnungen waren nötig, die meisten Gegen-
stände mußten ad hoc neu gezeichnet werden,
was ganz gewaltige Anforderungen an die Erfin-
dungskraft stellte. Dazu kam der aufreibende Ver-

kehr mit den vielen Handwerkern und Lieferanten.

— Daß unsere Künstler solchen Aufgaben ge-
wachsen sind, ist gewiß erfreulich. Aber wir sind
davon nicht mehr überrascht. Das Erfreulichste
ist, daß sie jeßt mehr und mehr solche Aufgaben
bekommen, daß in den Bauherrn das künstle-
rische Gewissen erwacht ist und daß das Publi-
kum für das Werk der Künstler reif wird.

Die Ausführung der Inneneinrichtung war der
Hofmöbelfabrik M. Ballin in München übertragen,
die durch die feine, präzise Erledigung der oft
recht heiklen Schreinerarbeiten wieder einen Be-
weis ihrer eminenten Leistungsfähigkeit erbracht
hat. Die Holzverkleidung der repräsentativen
Eingangshalle stammt von Ludwig Lüdtke in
Berlin. Es ist dies die erste umfangreiche Ver-
wendung des Moaholzes, daher auch für den Fach-
mann interessant. An Metallarbeiten sind be-
teiligt: Wilhelm & Co. — München, Steinicken & Lohr

— München, Schulz & Holdefleiß-Berlin, die
Glaserarbeiten stammen sämtlich von J. Salo-
monis-Berlin, die Kartonnagen-Einrichtung be-
sorgte E. Jacobsohn —Berlin, die Ausführung des
Rohbaues war der bekannten Baufirma Boswau
& Knauer übertragen. Sonst waren noch beteiligt:
C. Schilling, Hofsteinmeßmeister, Saalburger Mar-
morwerke, Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft,
Lamson Pneumatic Tube Co. - London, J. P. Diehm
(Fahrstühle) und viele andere. — a. j.

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