Dresdner dekorative Malereien.
tektur durch die Farbe zu unterstützen, als
stecke in ihm selber ein Stück Architekt, er
hat ein Talent, den langweiligsten Raum durch
kleine Mittel zu beleben, daß es fast keine
langweiligen Räume mehr zu geben scheint.
Oft ist es nur ein Ton, eine einfache Farbe,
die hier befreiend wirkt. In seinen figürlichen
Kompositionen aber kommt dann dies Talent
zur sichtbarsten Entfaltung. Hier waltet der
persönlichste Geschmack am freiesten und ver-
mag dies Element auf Grund einer großen,
ernsten, oft herben Zeichnung zu Wirkungen
zu verwenden, die uns den gegebenen
Situationen völlig angemessen erscheinen. Hier
ist Gußmann ganz das, was man schon immer
einen »Künstler« genannt hat.
Auf diese Weise hat Gußmann in und
um Dresden bereits eine ganze Reihe von
Werken geschaffen, in denen seine eigenartige
Kunst ihre richtigste Verwendung gefunden
hat. Seine ersten größeren dekorativen Arbeiten
waren freilich nur Wandgemälde, zunächst
für das deutsche Haus auf der letzten Pariser
Weltausstellung, die ziemlich bekannt geworden
sind, obwohl sie als eilig angefertigte Gelegen-
heitswerke noch nicht die ganze Höhe seines
Könnens verrieten, dann zwei Sopraporten für
eine der Dresdener Kunstausstellungen, die
gleichfalls nur Gelegenheitswerke darstellten.
Dann kommen seine bleibenden Taten. Die
Kuppel des von Kreis entworfenen Burschen-
schaftsdenkmals zu Eisenach wurde ausgemalt
mit einem Fries kämpfender nackter Männer,
in Hainsberg bei Dresden begann er die erste
Ausschmückung einer Kirche. Dann trat an
ihn in der Ausmalung der großen Lukaskirche
in Dresden die erste große Aufgabe heran,
die dadurch, daß der Architekt vorher
alle Gewölbe mit einem reichen Netz von
Rippen überzogen hatte, nicht gerade er-
leichtert wurde, dennoch aber mit bedeu-
tendem Geschick gelöst ward. Eine noch
bedeutendere Tat war die Ausmalung des
neuen Ministeriums in Dresden, vor allem die
der großen Kuppelhalle und des großen Sitzungs-
saals. In der ersteren hat sich Gußmann vor
allem mit farbigen, die Architektur wirkungs-
voll unterstützenden Tönungen begnügt. Das
Figürliche, selbst das Ornamentale tritt stark
zurück. Der Sitzungssaal dagegen ist dekorativ
reich gehalten. Fast alle Flächen sind hier mit
reicher, farbiger Ornamentik bedeckt. Auch
das Figürliche spielt eine bedeutende Rolle:
die einzelnen produzierenden Kräfte des Staates
sind durch charakteristisch aufgefaßte Figuren
vertreten. Aber es entspricht dem feinen
dekorativen Gefühle Gußmanns, daß auch
hier die Darstellungen in den Gewölbekappen
der Nischen stark in den Hintergrund ge-
drängt sind, auf diese Weise nicht aus
der Gesamtwirkung herausspringen. Dieser
Saal ist farbig wohl einer der stimmungs-
vollsten, die in letzter Zeit gemalt sind.
Ein weiteres Werk war die farbige Aus-
schmückung der Christuskirche in Strehlen
bei Dresden, wiederum eine vornehm be-
scheidene Tat, in ihrem kühlen Ernst der
Farbe sehr stimmungvoll und ganz einer solchen
Stätte entsprechend. Figürliches, fliegende
Engel mit Symbolen, findet sich auch hier
nur am Scheitel des großen Kuppelgewölbes.
Seine letzten Arbeiten sind für die Dresdner
Kunstgewerbe-Ausstellung des letzten Jahres
bestimmt gewesen. Darunter namentlich die
Ausmalung des protestantischen Kirchenraums
von Schumacher mit dem großen Mosaikbild
der Apsis, des die Menschheit tröstenden
Heilands. Diese Arbeiten haben die Bedeu-
tung dieses Künstlers klarer vor Augen ge-
führt, als es Worte und Abbildungen ver-
mögen und sicherlich seinem Streben größere
Aufmerksamkeit zugewandt, als ihm sonst
zuteil ward. In Dresden freilich hat sich um
Gußmann dank seiner Lehrtätigkeit an der
Akademie schon eine kleine Schule gebildet.
Sein Werk ist dort bereits in der Ausbreitung
begriffen und stellt für jede dekorative Arbeit
schon genügend Kräfte zur Verfügung, die
eine brauchbare Lösung garantieren. —
DRESDEN. ERNST ZIMMERMANN.
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tektur durch die Farbe zu unterstützen, als
stecke in ihm selber ein Stück Architekt, er
hat ein Talent, den langweiligsten Raum durch
kleine Mittel zu beleben, daß es fast keine
langweiligen Räume mehr zu geben scheint.
Oft ist es nur ein Ton, eine einfache Farbe,
die hier befreiend wirkt. In seinen figürlichen
Kompositionen aber kommt dann dies Talent
zur sichtbarsten Entfaltung. Hier waltet der
persönlichste Geschmack am freiesten und ver-
mag dies Element auf Grund einer großen,
ernsten, oft herben Zeichnung zu Wirkungen
zu verwenden, die uns den gegebenen
Situationen völlig angemessen erscheinen. Hier
ist Gußmann ganz das, was man schon immer
einen »Künstler« genannt hat.
Auf diese Weise hat Gußmann in und
um Dresden bereits eine ganze Reihe von
Werken geschaffen, in denen seine eigenartige
Kunst ihre richtigste Verwendung gefunden
hat. Seine ersten größeren dekorativen Arbeiten
waren freilich nur Wandgemälde, zunächst
für das deutsche Haus auf der letzten Pariser
Weltausstellung, die ziemlich bekannt geworden
sind, obwohl sie als eilig angefertigte Gelegen-
heitswerke noch nicht die ganze Höhe seines
Könnens verrieten, dann zwei Sopraporten für
eine der Dresdener Kunstausstellungen, die
gleichfalls nur Gelegenheitswerke darstellten.
Dann kommen seine bleibenden Taten. Die
Kuppel des von Kreis entworfenen Burschen-
schaftsdenkmals zu Eisenach wurde ausgemalt
mit einem Fries kämpfender nackter Männer,
in Hainsberg bei Dresden begann er die erste
Ausschmückung einer Kirche. Dann trat an
ihn in der Ausmalung der großen Lukaskirche
in Dresden die erste große Aufgabe heran,
die dadurch, daß der Architekt vorher
alle Gewölbe mit einem reichen Netz von
Rippen überzogen hatte, nicht gerade er-
leichtert wurde, dennoch aber mit bedeu-
tendem Geschick gelöst ward. Eine noch
bedeutendere Tat war die Ausmalung des
neuen Ministeriums in Dresden, vor allem die
der großen Kuppelhalle und des großen Sitzungs-
saals. In der ersteren hat sich Gußmann vor
allem mit farbigen, die Architektur wirkungs-
voll unterstützenden Tönungen begnügt. Das
Figürliche, selbst das Ornamentale tritt stark
zurück. Der Sitzungssaal dagegen ist dekorativ
reich gehalten. Fast alle Flächen sind hier mit
reicher, farbiger Ornamentik bedeckt. Auch
das Figürliche spielt eine bedeutende Rolle:
die einzelnen produzierenden Kräfte des Staates
sind durch charakteristisch aufgefaßte Figuren
vertreten. Aber es entspricht dem feinen
dekorativen Gefühle Gußmanns, daß auch
hier die Darstellungen in den Gewölbekappen
der Nischen stark in den Hintergrund ge-
drängt sind, auf diese Weise nicht aus
der Gesamtwirkung herausspringen. Dieser
Saal ist farbig wohl einer der stimmungs-
vollsten, die in letzter Zeit gemalt sind.
Ein weiteres Werk war die farbige Aus-
schmückung der Christuskirche in Strehlen
bei Dresden, wiederum eine vornehm be-
scheidene Tat, in ihrem kühlen Ernst der
Farbe sehr stimmungvoll und ganz einer solchen
Stätte entsprechend. Figürliches, fliegende
Engel mit Symbolen, findet sich auch hier
nur am Scheitel des großen Kuppelgewölbes.
Seine letzten Arbeiten sind für die Dresdner
Kunstgewerbe-Ausstellung des letzten Jahres
bestimmt gewesen. Darunter namentlich die
Ausmalung des protestantischen Kirchenraums
von Schumacher mit dem großen Mosaikbild
der Apsis, des die Menschheit tröstenden
Heilands. Diese Arbeiten haben die Bedeu-
tung dieses Künstlers klarer vor Augen ge-
führt, als es Worte und Abbildungen ver-
mögen und sicherlich seinem Streben größere
Aufmerksamkeit zugewandt, als ihm sonst
zuteil ward. In Dresden freilich hat sich um
Gußmann dank seiner Lehrtätigkeit an der
Akademie schon eine kleine Schule gebildet.
Sein Werk ist dort bereits in der Ausbreitung
begriffen und stellt für jede dekorative Arbeit
schon genügend Kräfte zur Verfügung, die
eine brauchbare Lösung garantieren. —
DRESDEN. ERNST ZIMMERMANN.
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