Ida Madeleine Demuth—München.
ida m. demuth—München. Farbiges Kissen.
wird, je höhere Ziele sich das künst-
lerisehe Streben des Weibes steckt.
Und aus diesem Widerspruch ergeben
sich nur allzuleicht bittere Seelennöte,
Nöte jener Art, von der man in der
Regel wenig spricht, die aber doch
einen Menschen innerlich zermürben
kann. — Hier greift das Kunstge-
werbe als Retter ein. Es bietet der
weiblichen Schaffenslust eine anstän-
dige Zuflucht, ein schönes Tätig-
keitsgebiet , wo selbst eine geringere
plastische Kraft greifbare, objektive
Werte erzeugen kann. Wir wollen
nicht nur uns selbst, sondern auch
der Zeit etwas bedeuten, wir wollen,
mögen wir uns noch so individualistisch
geberden, eingereiht sein in das Pan-
theon der Realitäten, das unsere
Zeit errichtet. Es handelt sich nur
darum, das Gebiet zu finden, auf dem
wir schöpferisch werden können. —
Es ist gewiß kein Zufall, daß heute
dem Kunstgewerbe weibliche Kräfte
scharenweise zuströmen. Es ist
ebensowenig ein Zufall, daß dieses
Zuströmen erst dann einsetzte, als
männliche Arbeit eine verlockende,
zum Ausbau reizende Tradition ge-
schaffen hatte. Dieser Ausbau ver-
langt nicht die hohe Aktivität und
Geistesfreiheit wie die Erzeugung reiner
künstlerischer Werte; er wendet
sich vorzugsweise an den Geschmack
und die Fähigkeit zu richtiger Dis-
position. Aber es ist wertvolle Kul-
turarbeit, die mit dem Ausbau der
jungen Tradition geleistet wird, und
für diese Kulturarbeit können die weiblichen
Kräfte heute schon nicht mehr entbehrt werden.
Die weibliche Arbeit auf dem Gebiete des Kunst-
gewerbes wirkt, vielfach verteilt, mit unauf-
fälligem Fleiße im Stillen. Sie füllt Lücken
aus, sie bereichert die Zahl der Variationen,
sie verbindet, schon durch persönliche Ein-
flüsse , auch solche Volkskreise mit der Welt
des modernen Kunstgewerbes, die ihr sonst
wohl länger entfremdet geblieben wären. — Das
sind die Gesichtspunkte, unter die ich auch das
Schaffen Ida Madeleine Demuths stellen möchte.
Die begabte junge Künstlerin, der Abstammung
nach Österreicherin, ist hier mit einer Reihe
von Flächendekorationen vertreten, die bei
aller Verschiedenheit des Materials doch stets
den gleichen gebildeten Sinn für das Wesen des
Ornamentes erkennen lassen. Die Anregungen der
»Debschitz-Schule«, der sie längere Zeit angehörte,
erscheinen in ihren Schöpfungen mit anerkennens-
werter Selbständigkeit verarbeitet. Der Hauptwert
derselben liegt jedoch in der stets sehr zarten,
delikaten Farbe, besonders bei den verschiedenen,
hier abgebildeten Kissen und reizenden Pom-
padours. Auch die Buch - Einbände auf S. 237
zeugen von viel Geschmack. wilhelm michel.
ida m. demuth—münchen.
Gestickte Kissen.
ida m. demuth—München. Farbiges Kissen.
wird, je höhere Ziele sich das künst-
lerisehe Streben des Weibes steckt.
Und aus diesem Widerspruch ergeben
sich nur allzuleicht bittere Seelennöte,
Nöte jener Art, von der man in der
Regel wenig spricht, die aber doch
einen Menschen innerlich zermürben
kann. — Hier greift das Kunstge-
werbe als Retter ein. Es bietet der
weiblichen Schaffenslust eine anstän-
dige Zuflucht, ein schönes Tätig-
keitsgebiet , wo selbst eine geringere
plastische Kraft greifbare, objektive
Werte erzeugen kann. Wir wollen
nicht nur uns selbst, sondern auch
der Zeit etwas bedeuten, wir wollen,
mögen wir uns noch so individualistisch
geberden, eingereiht sein in das Pan-
theon der Realitäten, das unsere
Zeit errichtet. Es handelt sich nur
darum, das Gebiet zu finden, auf dem
wir schöpferisch werden können. —
Es ist gewiß kein Zufall, daß heute
dem Kunstgewerbe weibliche Kräfte
scharenweise zuströmen. Es ist
ebensowenig ein Zufall, daß dieses
Zuströmen erst dann einsetzte, als
männliche Arbeit eine verlockende,
zum Ausbau reizende Tradition ge-
schaffen hatte. Dieser Ausbau ver-
langt nicht die hohe Aktivität und
Geistesfreiheit wie die Erzeugung reiner
künstlerischer Werte; er wendet
sich vorzugsweise an den Geschmack
und die Fähigkeit zu richtiger Dis-
position. Aber es ist wertvolle Kul-
turarbeit, die mit dem Ausbau der
jungen Tradition geleistet wird, und
für diese Kulturarbeit können die weiblichen
Kräfte heute schon nicht mehr entbehrt werden.
Die weibliche Arbeit auf dem Gebiete des Kunst-
gewerbes wirkt, vielfach verteilt, mit unauf-
fälligem Fleiße im Stillen. Sie füllt Lücken
aus, sie bereichert die Zahl der Variationen,
sie verbindet, schon durch persönliche Ein-
flüsse , auch solche Volkskreise mit der Welt
des modernen Kunstgewerbes, die ihr sonst
wohl länger entfremdet geblieben wären. — Das
sind die Gesichtspunkte, unter die ich auch das
Schaffen Ida Madeleine Demuths stellen möchte.
Die begabte junge Künstlerin, der Abstammung
nach Österreicherin, ist hier mit einer Reihe
von Flächendekorationen vertreten, die bei
aller Verschiedenheit des Materials doch stets
den gleichen gebildeten Sinn für das Wesen des
Ornamentes erkennen lassen. Die Anregungen der
»Debschitz-Schule«, der sie längere Zeit angehörte,
erscheinen in ihren Schöpfungen mit anerkennens-
werter Selbständigkeit verarbeitet. Der Hauptwert
derselben liegt jedoch in der stets sehr zarten,
delikaten Farbe, besonders bei den verschiedenen,
hier abgebildeten Kissen und reizenden Pom-
padours. Auch die Buch - Einbände auf S. 237
zeugen von viel Geschmack. wilhelm michel.
ida m. demuth—münchen.
Gestickte Kissen.