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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Lux, Joseph August: Der Qualitätsbegriff im Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0269

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Der Qualitäts-Begriff im Kunstgewerbe.

Krisis eintreten, die
die schlimmen Folgen
des Mißbrauches von
Natur- und Menschen-
kräften über uns ver-
hängenwird. Die Pro-
duktions -Verschlech-
terung und Preis-
Unterbietung geht
immer auf Kosten
des arbeitenden Vol-
kes, desKonsumenten
und der an sich wert-
vollen Naturstoffe.
In der Tat empfinden
wir schon vielfach die
sich notwendig er-
gebenden schlimmen
Folgen, die sich in
dem wirtschaftlich,
moralisch und hin-
sichtlich seiner Lei-
stungen herunterge-
kommenen Arbeiter-
stande und in unserer
immer größer werden-
den Abhängigkeit von
dem Ausland äußern.
Wir müssen die Roh-
Produkte und nament-
lich die besseren
Qualitäten zu hohen
Preisen einführen und
sind gezwungen, un-
sere Schund - Pro-
duktionen auf dem
Weltmarkt zu den
niedrigsten Preisen anzubieten, wenn wir unsere selbst die
Fabriken beschäftigen wollen. Bei dem teuren
Einkaufen und dem billigen Verkaufen muß sich
notwendigerweise ein Defizit ergeben, das nicht
unbedingt in der Handelsbilanz zum Ausdruck
kommt. Im Gegenteil. Die Handelsbilanz
kann uns diese Krisis auf Zeiten hinaus durch
anscheinend immer günstigere Zahlen Verhält-
nisse verbergen. Die tatsächlich enormen
Verluste werden hier gar nicht gebucht, denn
sie werden von einem Faktor getragen, der
nicht in diese Rechnung kommt. Diese
enorme Verlustdifferenz wird von dem arbei-
tenden Volk selbst getragen und die Hunger-
löhne, die wirtschaftliche Hilflosigkeit des
Proletariats mit allen daraus entspringenden
sozialen Schäden stellen das Verlustkonto dar,
auf dem die Nation ihren Rechnungsfehler
büßt. Hier ist die Lage so hoffnungslos, daß

prof. bruno paul. Zwei Kachelöfen.

Ausführung: C. A. Schuppmann—Berlin.

durch Streiks und andere Mittel
der Selbsthilfe bewirkten Lohnerhöhungen so-
fort durch eine unverhältnismäßig hohe
Steigerung der Lebensmittel illusorisch gemacht
wird. Hieraus folgt die Tatsache, daß das
fleißigste Industrieland den teuersten Lebens-
unterhalt gewährt, und daß jene, die am
schwersten arbeiten, und am wenigsten ver-
dienen , verhältnismäßig ihren Unterhalt am
teuersten bezahlen müssen.

Abgesehen von den sich auf volkswirt-
schaftlichem Untergründe abspielenden Krisen
bewirkt die mangelhafte Gesinnung in der
industriellen und gewerblichen Erzeugung eine
geradezu kulturfeindliche Wirkung auf das
äußere Lebensbild. Wir sind gewohnt zu
sagen, daß sich in der Bauweise eines Volkes
die Beschaffenheit seines Charakters zeige.
Wir können diesen Satz als erwiesen hin-

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