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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Lux, Joseph August: Der Qualitätsbegriff im Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0275

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Der Qualitäts-Begriff im Kunstgewerbe.

in einer religiösen Krisis, die
zugleich eine moralische ist, denn
es scheint, daß jener mystische
Quell, aus dem die Menschheit
ewig ihre Kraft und Schönheit
schöpfen wird, in der herrschen-
den Geistesverfassung keine Rolle
spielen soll. Wir wollen alle un-
seren Pflichten leben in der
Meinung, damit alle Fragen und
Forderungen des menschlichen
Geistes zu befriedigen, aber wir
vergessen ganz, daß wir diese
Pflichten nach Maßgabe dieses ge-
sunden Menschenverstandes auf
egoistischer Grundlage aufgebaut
haben und sind wirklich der Mei-
nung, daß es vollständig für das
menschliche Glück ausreicht, nach
den. Gesetzen zu leben. Wenn
wir nun immer tiefer herunter-
steigen zu den psychologischen
Grundlagen, aus denen unsere sicht-
bare Kultur und unsere Arbeitsweise
hervorgewachsen ist, so finden wir,
daß der Begriff des Rechtes, den

PROF. BRUNO PAUL. Büfett und Kredenz in graugebeizter Eiche mit Intarsien.

uns der gemeine Menschen-
verstand vorgezeichnet hat,
vollkommen der Auffassung
entspricht, die unser ganzes
Tun , unser Denken , Ar-
beiten und Handeln leitet.
Alle unsere Einzelbestre-
bungen, eine Wendung zum
Besseren herbeizuführen,
müssen notwendigerweise
an der Beschaffenheit un-
seres Rechtes scheitern.
Hier ist in der Tat die
Wurzel der herrschenden
Gesinnung und die Krank-
heit ist eine Wurzelkrank-
heit. Wir sehen, wie dieser
Rechtsauffassung nach die
Mehrzahl der arbeitenden
Menschheit von der eigent-
lichen Grundlage allen er-
sprießlichen Arbeitens, von
dem Recht des unver-
äußerlichen Bodens ausge-
schlossen ist. In der Krisis,
die uns beschäftigt, spielt
die Bodenfrage und die
Wohnungsfrage eine emi-
nente Rolle. Solange diese

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